Bruder Cadfaels Buße
daraus entstandene Verwirrung zurück.
Cadfael hörte aufmerksam TU. Stephen sprach mit seiner ihm eigenen Offenheit, die ihn verwundbar machte, und hob den durch seine Krönung erworbenen Rechtsanspruch hervor. Auch er unterließ es aber zunächst, Dinge zu sagen, die den Zorn der Gegenseite entfachen konnten.
Einige Redner vertraten anschließend betont gemäßigt den Standpunkt der in der Hierarchie unten Stehenden, die den größten Teil der Last zu tragen hatten. Robert Bossu verzichtete auf seinen gewohnten Appell, man möge sich endlich einigen, auf den ohnehin nur selten jemand gehört hatte, und wies statt dessen unumwunden darauf hin, wie töricht es vom wirtschaftlichen Standpunkt aus sei, die Mittel des Landes weiterhin auf diese Weise zu vergeuden. Eine ganze Reihe seiner jungen Gefolgsleute, unter ihnen Hugh Beringar, machten sich zum Fürsprecher dieses Arguments und untermauerten es, indem sie auf die Lage in ihren eigenen Grafschaften verwiesen. Obwohl so viele Worte hin und her flogen, daß man eine Bibel damit hätte füllen können, hörte man nur selten die Begriffe Einvernehmens >Verständigung<, >Vernunft< oder >Frieden<. Schon sah es so aus, als werde die Sitzung ergebnislos enden, als überraschend ein unbedeutend scheinender Punkt zur Sprache kam.
Yves hatte den Zeitpunkt klug gewählt. Er wartete, bis sich Roger de Clinton erhob, um das Ende dieser ersten Gesprächsrunde zu verkünden, nachdem er den Blick über die Reihen der schweigenden Anwesenden hatte gleiten lassen. Vermutlich war der Bischof erleichtert, vielleicht sogar ermutigt, weil sie ohne erkennbare Bosheit verlaufen war. Unvermittelt ertönte Yves' Stimme leise und voll sanfter Ehrerbietung. Diesmal hatte er sich vollständig in der Gewalt. Vergebens bemühte sich Cadfael um einen anderen Platz, damit er einen Blick auf ihn werfen konnte. Er schlang die Hände zu einem inbrünstigen Gebet ineinander, in dem er darum flehte, daß die Gelassenheit des Jünglings von Dauer sein möge.
»Euer Gnaden, Meine Edlen...«
Mit einer wohlwollenden Handbewegung bedeutete ihm der Bischof, daß er sprechen dürfe.
»Edle Herren, ich möchte in aller Demut einen Punkt ansprechen...«
Zwar war die genannte Eigenschaft die letzte, auf die der ungestüme junge Mensch Anspruch erheben durfte, aber zumindest gab er sich Mühe.
»Die Klärung einiger minder bedeutender Angelegenheiten könnte ein Schritt auf dem Wege zu einer Aussöhnung sein. Sicher vermag eine Übereinkunft im Kleinen zur Einigung bei bedeutenderen Dingen beitragen. Beide Seiten halten Männer gefangen - wäre es nicht recht und angemessen, sie freizulassen, während wir um dieser guten Sache willen einen Waffenstillstand einhalten?«
Auf beiden Seiten erhob sich Gemurmel, das anschwoll und lauter wurde. Nein, keiner der Anwesenden würde sich dazu bereitfinden, kampffähige Männer, die jetzt entwaffnet und ungefährlich waren, erneut in die Reihen des Gegners zu entlassen. Mit einer Handbewegung wischte die Kaiserin diese Zumutung beiseite. »Das hat keinen Vorrang«, sagte sie. »Darüber kann man reden, wenn die Friedensbedingungen ausgehandelt werden.«
Der König, dies eine Mal bereit, ihr beizupflichten, sagte entschlossen: »Zuerst müssen wir in der Hauptfrage Einigung erzielen. Über andere Punkte können wir später reden und verhandeln.«
»Euer Gnaden«, wandte sich Yves vernünftigerweise an den Bischof, den einzigen Verbündeten, auf den er sich mit Bezug auf die mißliche Lage der Gefangenen stützen konnte. »Sofern es sich in der Tat nicht vermeiden läßt, einen Austausch der Gefangenen hinauszuschieben, dürfte ich dann zumindest um Angaben über einige jener Ritter und Edelleute bitten, die man im vorigen Sommer in Faringdon festgesetzt hat. Von manchen ist bis auf den heutigen Tag nicht bekannt, in wessen Hände sie gefallen sind. Sollte man ihren Freunden und Verwandten, die bereit sind, Lösegeld für sie zu zahlen, diese Gelegenheit nicht zugestehen?«
»Wer einen Menschen in Gewahrsam hat, um Gewinn daraus zu ziehen«, sagte der Bischof mit leichtem Abscheu in der Stimme, »würde sich gewiß alsbald zu erkennen geben, um seinen Vorteil zu wahren. Wollt Ihr sagen, daß das bisher nicht geschehen ist?«
»Nicht in allen Fällen«, gab Yves zurück. »Ich vermute, daß man einige nicht um des Geldes willen festhält, sondern aus Haß, weil sich jemand wegen einer wirklichen oder angenommenen Kränkung rächen möchte. Ein Konflikt wie der,
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