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Bruder Cadfaels Buße

Bruder Cadfaels Buße

Titel: Bruder Cadfaels Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Vorfall zu äußern. Doch Stephen war Herr der Lage und nutzte sie nach Kräften.
    »Wir sollten erst überlegen, bevor wir jemanden der Tat bezichtigen oder von Schuld freisprechen. Vor allem sollte ein mit derlei Dingen Vertrauter feststellen, ob man dem Mann wirklich nicht mehr helfen kann, andernfalls tragen wir alle die Schuld an seinem Tod. Wer im Dunkeln über ihn stolpert, ganz gleich, ob er selbst den Streich geführt hat oder nicht, dürfte kaum imstande sein, ein Urteil zu fällen, das einem Wundarzt zusteht. William, seht nach.«
    William Martel, der im Laufe vieler Feldzüge ein großes Maß an Erfahrung mit Todesfällen durch Stichwaffen gewonnen hatte, kniete sich neben den reglosen Körper. Im Fackelschein wurden dabei die blutbedeckte Brust, der aufgeschlitzte Umhang und die schmale Wunde mit ihren gezackten Rändern sichtbar. Er zog ein Lid hoch und achtete auf das reglose Starren des Augapfels.
    »Der Stich ist offenkundig ins Herz gegangen. Für ihn kann man nichts mehr tun, er ist tot.«
    »Seit wann?« fragte der König knapp.
    »Das läßt sich nicht genau sagen. Jedenfalls noch nicht lange.«
    »Kann es während der Komplet geschehen sein?« Die Andacht hatte nicht lange gedauert, auch wenn sie an diesem schicksalsschweren Abend ein wenig länger gewesen sein mochte als sonst.
    »Kurz bevor wir hineingegangen sind, habe ich ihn noch lebend gesehen«, gab Martel zur Antwort. »Ich hatte angenommen, er werde uns folgen. Mir ist nicht aufgefallen, daß er bewaffnet war.«
    »Sofern sich zeigt, daß sich dieser junge Mann während der Andacht in der Kirche aufgehalten hat«, gab der König zu bedenken, »kann er der Tat nicht schuldig sein.
    Es handelt sich offenbar um kaltblütigen Mord, denn de Soulis ist nicht dazu gekommen, sein Schwert zu ziehen.«
    Eine Hand griff leicht nach Cadfaels Ärmel. Hugh hatte sich unauffällig seinen Weg durch die Menge zu ihm gebahnt. Er flüsterte dringlich in Cadfaels Ohr. »Kannst du für ihn sprechen? War er in der Kirche? Hast du ihn gesehen?«
    »Ich wünschte, ich hätte ihn gesehen! Ich habe ziemlich weit vorn im Chor gestanden. Er sagt, er hat sich verspätet. Die Kirche war so voll, daß die letzten nicht viel weiter gekommen sein dürften als bis zur Tür.« Dorthin fiel kein Licht, und es war durchaus möglich, daß kaum jemand oder niemand dort stand, der den Verspäteten kannte oder mit ihm gesprochen hatte. An einer solchen Stelle nicht bemerkt zu werden, war fast wahrscheinlich.
    Für den Fall, daß Yves dort gestanden hatte, war seine Aussage überzeugend, er sei als einer der ersten in den Kreuzgang hinausgetreten, um den Weg freizumachen, und dabei über den Mann gestolpert. Es konnte für ihn sprechen, daß sein erster Ausruf ein kurzer Laut der Überraschung war, als er fast gestürzt wäre. Kurz darauf hatte er den Grund dafür genannt.
    »Laß es gut sein, es ist nicht so wichtig!« sagte Hugh leise. »Stephen hat die richtige Frage gestellt. Irgend jemand wird es schon wissen. Sollte tatsächlich alles nichts nützen, wird die Kaiserin auf keinen Fall zulassen, daß Philip FitzRobert einem ihrer Männer zu nahe tritt.
    Schon gar nicht, wenn es um den Tod eines Mannes geht, den sie verabscheute. Schau sie dir nur an!«
    Cadfael mußte den Hals recken und den Kopf drehen, um sie zu sehen. Zwar war sie für eine Frau hochgewachsen, doch umgaben sie Männer, die noch weit größer waren als sie. Nachdem ihm klar war, wo er sie suchen mußte, zeichnete sich ihre Gestalt im Licht der Fackeln deutlich ab. Ihr angenehmes Gesicht war gefaßt und streng, in ihren großen Augen allerdings blitzte eine Spur beherrschten Wohlgefallens, und ihre Mundwinkel deuteten ein zufriedenes Lächeln an. Nein, sie hatte nicht den geringsten Anlaß, über den Tod des Mannes zu trauern, der Faringdon verraten hatte, oder Kummer und Groll von dessen Herrn und Meister zu teilen, der dem Feind ihre Burg Cricklade übergeben hatte. Während Cadfael sie beobachtete, wandte Maud den Kopf ein wenig und sah mit scharfer Aufmerksamkeit zu Yves Hugonin hin.
    Dabei vertieften sich die feinen Schatten um ihre Mundwinkel, und einen flüchtigen Augenblick lang war das Lächeln deutlich sichtbar. Noch unternahm sie nichts.
    Gewiß wollte sie abwarten, ob sich Zeugen für seine Unschuld meldeten. Es gab keinen Grund, sich selbst zu bemühen, soweit und solange es nicht nötig war. Rechts von ihr stand ihr Halbbruder, Roger von Hereford, und zu ihrer Linken Hugh Bigod; beide waren

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