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Bruder Cadfaels Buße

Bruder Cadfaels Buße

Titel: Bruder Cadfaels Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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weder diesem jungen Edelmann noch einem anderen. Wer Hand an ihn legt, bricht das Gesetz.
    Wer ihn festhält, wird meineidig und verfällt dem Gesetz.«
    Jeden beiseite schiebend, der im Wege stand, drängte sie sich entschlossen zu Yves durch und reichte ihm gebieterisch die Hand. Während der junge Mann mit bleichem Gesicht ihrer Geste folgte und sich umdrehte, sie zu begleiten, streifte sie verächtlich mit dem Ärmel Philips Arm. Die Umstehenden wichen auseinander und die Reihen öffneten sich vor ihr und ihrem Begleiter. Cadfael sah, wie sie sich umwandte und Yves zulächelte. Er nahm erstaunt wahr, daß dieser sie mit bleichem und ausdruckslosem Gesicht ansah, ohne eine Spur von Dankbarkeit, Verehrung oder Freude.
    Eine halbe Stunde später kehrte Yves in die Unterkunft zurück. Die Kaiserin gestattete nicht einmal, daß er das kurze Stück bis dorthin ohne Wächter zurücklegte, fürchtete sie doch, Philip oder ein anderer gekränkter Feind werde den Versuch unternehmen, sich zu rächen, solange Yves noch in greifbarer Nähe war. Wahrscheinlich würde ihr Interesse an ihm bald erkalten, überlegte Yves, der sich kläglich fühlte. Sie würde eifersüchtig darauf bedacht sein, ihn vor Schaden zu bewahren, bis ihr gesamtes Gefolge sicher auf dem Weg nach Gloucester war und ihn dann vergessen. Vor sich selber wollte sie beweisen, daß sie die Macht besaß, ihn zu schützen. Auf diese Weise tilgte sie ihre Schuld ihm gegenüber oder was sie dafür hielt. Keinesfalls aber würde er über längere Zeit hinweg von Bedeutung sein.
    Obwohl sie ihn eigenhändig aus dem Kreis der Feinde errettet und diesen ihre Verachtung offen gezeigt hatte, vermochte die lebensspendende Berührung ihrer Hand sein Blut nicht in Wallung zu versetzen. Im Gegenteil spürte er, wie es geradezu erstarrte, wenn er daran dachte, wessen sie ihn für fähig hielt und was sie an ihm so hoch schätzte. Von allen, die ihm den Mord an Brien de Soulis zutrauten, war niemand fester von seiner Täterschaft überzeugt als die Kaiserin. Noch immer hallte in seiner Erinnerung die leise Stimme wider, die ihre Befehle in harmlos klingende Äußerungen kleidete. Von einem ihr ergebenen jungen Mann, der ihr blind folgte und Wachs in ihren Händen war, konnte sie alles verlangen, wie doppelsinnig ihre Worte auch immer waren: Er würde es richtig deuten und ihr gehorchen. Selbstverständlich würde er die Tat anschließend bestreiten, sogar ihr gegenüber. Er kannte seine Pflicht. Über die Art von de Soulis' Tod durfte nicht gesprochen werden, man durfte sie in keiner Weise bestätigen.
    An jenem Abend antwortete Yves sogar aufprägen seiner Freunde nur mürrisch, ja, vor allem auf ihre Fragen.
    Auch sie fürchteten um seine Sicherheit und hielten sich in seiner Nähe auf, ließen ihn nicht aus den Augen, bis er am nächsten Morgen mit dem übrigen Gefolge der Kaiserin aufgebrochen und auf dem Weg nach Gloucester war.
    Vor dem Schlafengehen packte er seine wenigen Habseligkeiten. »Ich muß fort«, sagte er und fügte nichts hinzu, was das Zögern in seiner Stimme hätte erklären können.
    »Der Antwort auf die Frage, was mit Olivier geschehen ist, sind wir keinen Schritt nähergekommen.«
    »Mit der Sache bin ich noch nicht fertig«, entgegnete ihm Cadfael. »Aber für Euch ist es am besten, wenn Ihr abreist und sie auf sich beruhen laßt.«
    »Und was ist mit dem Makel auf meinem Namen?« fragte Yves verbittert.
    »Auch damit bin ich noch nicht fertig. Die Wahrheit wird schließlich an den Tag kommen. Es ist schwer, sie für immer zu begraben. Da Ihr Brien de Soulis mit Sicherheit nicht getötet habt, muß es unter uns jemanden geben, der es getan hat. Wer auch immer dessen Namen enthüllt, wäscht den Euren vom Makel frei. Sofern es überhaupt jemanden gibt, der wirklich an Eure Schuld glaubt.«
    »O, den gibt es«, sagte Yves gequält und zugleich spöttisch lächelnd, »- mit Sicherheit zumindest eine Person!«
    Aber einen Namen nannte er nicht; und Cadfael drang nicht weiter in ihn.
    Am folgenden Vormittag brach eine Gruppe nach der anderen auf. Philip FitzRobert hatte die Priorei schon verlassen. Ohne sich von jemandem zu verabschieden, war er allein, wie er gekommen war, davongeritten, noch bevor die Glocke zur Prim geläutet hatte. König Stephen nahm noch am Hochamt teil, dann versammelte er all seine Edlen um sich und brach rasch nach Oxford auf.
    Einige der Edelleute aus dem Norden kehrten in ihre eigenen Grafschaften zurück, um dort ihre

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