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Bruder Cadfaels Buße

Bruder Cadfaels Buße

Titel: Bruder Cadfaels Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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keine Schmuckkante, sondern nur eine einfache Linie. Tief graviert - wenig benutzt. Ich habe es noch nie gesehen. Kennt Ihr es, Euer Gnaden?«
    Der Bischof betrachtete das Petschaft aufmerksam und schüttelte dann den Kopf. »Nein, es ist mir unbekannt.
    Wozu sollte jemand das Siegel eines anderen mit sich führen? Doch nur, wenn jener es ihm als seinem Stellvertreter anvertraut, damit er es in dessen Abwesenheit unter ein Dokument setzt?«
    »Das dürfte hier nicht der Fall gewesen sein«, gab Hugh zurück, »denn hier gab es weder Dokumente noch Abkommen irgendeiner Art zu unterzeichnen, was für uns alle sehr beklagenswert ist. Cadfael, kannst du dir vorstellen, was das zu bedeuten hat?«
    »Das Siegel eines Mannes ist wohl das, wovon er sich als letztes trennt«, erwiderte dieser. »Es ist gleichbedeutend mit seiner Zustimmung, seiner Ehre und seinem Ruf.
    Sofern er es einem Freund anvertraut, wird dieser es gut unter Verschluß halten und nicht achtlos in eine Satteltasche werfen. Ja, Hugh, ich wüßte sehr gern, um wessen Wappen es sich hier handelt und auf welche Weise es in de Soulis' Besitz gelangt ist. Die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit haben ihn uns nicht als besonders vertrauenswürdig erscheinen lassen, und auch nicht als jemanden gezeigt, den man ohne weiteres dazu ausersieht, den eigenen Ruf und Namen zu vertreten.«
    Zögernd drehte er das kreisförmige Petschaft zwischen den Fingern. Sein Durchmesser war nicht größer als die Länge seines ersten Daumengliedes, und der Knauf, der glatt in der Hand lag, bestand aus dunklem, glänzendem Holz. Die Gravur war sauber ausgeführt, jedes der kleinen Flämmchen ließ sich deutlich erkennen. Der Kopf des Tieres mit seinem geöffneten Maul und der hervorschießenden Zunge wies nach links - der Abdruck würde also nach rechts zeigen. Oft besitzt ein Spiegelbild, das geheime Gesicht wirklicher Wesen, eine schreckliche Bedeutung. Es kam Cadfael so vor, als würden die züngelnden Flammen aus dem Feuerkreis um den Salamander herum die Finger verbrennen, die sie berührten, und als schrien sie danach, erkannt und verstanden zu werden.
    Bedächtig fragte er: »Darf ich dies Petschaft an mich nehmen, Euer Gnaden, bis ich den wahren Eigentümer gefunden habe? Ich bin davon überzeugt, daß ich es dazu brauche. Sofern mir das aber nicht gestattet wird, würde ich gern eine genaue Zeichnung der Gravur anfertigen, um mich damit an seiner Stelle auszuweisen.«
    Der Bischof sah ihn lange und durchdringend an und stimmte dann zu. »Es abzuzeichnen kann sicher nicht schaden. Aber du wirst kaum Gelegenheit haben, den Hintergründen dieses Todesfalles oder dem Aufenthalt der Gefangenen, die ihr sucht, weiter nachzuspüren, denn ich vermute, daß ihr jetzt, da die Versammlung beendet ist, zurück nach Shrewsbury reiten werdet.«
    »Ich weiß nicht, ob ich in mein Kloster zurückkehre, Euer Gnaden«, sagte Cadfael.

6. Kapitel
    u weißt, daß ich dich nicht begleiten kann, wenn du der Sache weiter nachforschst«, sagte Hugh mit großem Ernst, als sie in der Dämmerung erneut aus der Komplet kamen. »Ich muß mich wieder um meine eigenen Angelegenheiten kümmern. Wenn ich Madog ap Meredudd noch lange den Rücken kehre, wird er erneut begehrliche Augen auf die Stadt Oswestry werfen. Das Verlangen danach hat ihn nie verlassen. Natürlich würde ich nur äußerst ungern ohne dich zurückkehren, und niemand weiß besser als du, daß du dir und dein Leben in höchstem Grade erschwerst, wenn du nicht zur festgesetzten Zeit zurückkehrst.«
    »Wenn ich meinen Sohn nicht finde, ist mein Leben nichts mehr wert«, gab Cadfael freundlich und ohne besondere Betonung zurück. »Mach dir um mich keine Sorgen, Hugh. Bei dieser Aufgabe kann ein Einzelner ebensoviel erreichen wie ein Trupp Bewaffneter, wenn nicht mehr. Da ich hier nicht gefunden habe, was ich suche, bleibt mir nichts anderes übrig, als nach Faringdon zu gehen, wo Olivier gedient hat, verraten und gefangengenommen wurde. Es muß dort jemanden geben, der etwas über sein Schicksal weiß. Gewiß findet sich dort irgendein Nachhall, gibt es Spuren, denen man folgen kann. Die will ich finden.«
    Sorgfältig übertrug er das Salamandersiegel auf einen Bogen Pergament aus der Schreibstube des Klosters: einmal in natürlicher Größe und ein weiteres Mal vergrößert, damit alle Einzelheiten deutlich erkennbar waren.
    Das Siegel trug weder Wahlspruch noch Umschrift und zeigte lediglich das Tier in seinem Flammennest. Cadfael

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