Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bruder Cadfaels Buße

Bruder Cadfaels Buße

Titel: Bruder Cadfaels Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
eine Antwort bekomme, sofern einer der Männer hier eine für mich hat.«
    »Ich kann ohne weiteres einen oder zwei Tage länger bleiben«, räumte Hugh zögernd ein. »Ich würde auch äußerst ungern ohne dich zurückkehren. Wir sollten unbedingt dafür sorgen, daß man den Jungen von dem Verdacht befreien kann und den für die Untat Verantwortlichen ermittelt. Immer vorausgesetzt«, fügte er mit einer Grimasse hinzu, »man kann es eine Untat nennen, daß jemand de Soulis aus dieser Welt befördert hat. Nein, sag nichts! Ich weiß! Mord bleibt Mord, ein Fluch für den Mörder wie für den Ermordeten, und man darf ihn nicht gleichgültig hinnehmen, einerlei, wer der Tote ist. Willst du ihn dir noch einmal ansehen? Eine saubere Stichwunde, von vorn, nicht heimtückisch von hinten. Allerdings war es an der Stelle dunkel. Einem kundigen Schwertkämpfer, der ihm aufgelauert hat, dürfte es keine Schwierigkeiten bereitet haben, nachdem sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.«
    Cadfael überlegte. »Ja, wir wollen uns den Mann noch einmal ansehen. Was ist mit seiner Habe? Befindet sie sich noch immer in der Obhut des Priors? Meinst du, wir könnten ihn darum bitten?«
    »Vielleicht erlaubt der Bischof, daß wir uns darum kümmern. Ihm ist es genauso wenig recht wie dir, daß ein Mörder sein Unwesen auf kirchlichem Boden treibt.«
    Brien de Soulis lag, von einem Leintuch bedeckt, aber noch nicht ins Totenhemd gekleidet, auf einer Steinplatte in der Kapelle - noch arbeitete der Tischler an seinem Sarg. Es sah ganz so aus, als habe jemand Geld für eine standesgemäße Beisetzung dagelassen. Philip?
    Cadfael zog das Leichentuch bis zur Wunde herab, die nur noch ein schmaler, blauschwarzer Einschnitt mit leicht gezackten Rändern war, nicht länger als die Breite eines Daumennagels. Der ansonsten unversehrte Leib war kräftig und muskulös, das gutgeschnittene Gesicht, das nach wie vor den Ausdruck fassungsloser Verblüffung trug, kalt und hart wie Alabaster.
    »Das ist keine Schwertwunde«, sagte Cadfael entschieden. »Wegen des austretenden Blutes hat das niemand gesehen, als man ihn auffand. Die Tat wurde mit einem Dolch begangen, der nicht einmal besonders lang gewesen sein muß - gerade lang genug, um bis ins Herz zu dringen. Es liegt nicht sehr tief. Die Klinge muß sehr dünn und schmal gewesen sein. Der Griff hat keine Spur auf der Haut hinterlassen. Offenbar wurde der Dolch so schnell wieder herausgezogen, daß die Wunde noch nicht angefangen hatte zu bluten. Es hätte keinen Sinn gehabt, festzustellen, wessen Kleidung blutbefleckt ist, denn aus einem so kleinen Schnitt spritzt das Blut nicht wie aus einem Brunnen. Bis es zu strömen begann, war der Angreifer auf und davon.«
    »Ist er nicht einmal lange genug geblieben, um sich zu vergewissern, daß sein Anschlag gelungen war?« fragte Hugh.
    »Er war seiner Sache sicher. Kalt, entschlossen, jemand, der sein Handwerk versteht.«
    Cadfael zog das Leintuch wieder über das starre Gesicht. »Hier werden wir nichts mehr finden. Wollen HO wir uns den Ort des Geschehens noch einmal ansehen?«
    Durch die Südpforte betraten sie den nördlichen Weg des Kreuzgangs. Der Leichnam hatte vor der dritten Mauernische gelegen, deren Schwelle seine Fußspitzen berührt hatten. Sie entdeckten einen hellrosa Fleck dort, wo das Blut des Ermordeten unter seiner rechten Seite auf die Bodenplatten gelaufen war. Zwar hatte sich jemand bemüht, den Fleck zu beseitigen, aber sein Umriß ließ sich nach wie vor erkennen. »Ja, hier«, sagte Hugh. »Vermutlich würden die Steine keine Spuren eines Kampfes zeigen, aber ich vermute auch nicht, daß es einen solchen gegeben hat. De Soulis wurde mit Sicherheit vom Täter überrascht.«
    Sie setzten sich gemeinsam in die Mauernische, um sich den Ablauf des Geschehens vorzustellen.
    »Der Stoß kam von vorn«, sagte Cadfael, »und als der Dolch herausgezogen wurde, ist de Soulis in diese Richtung gefallen, also nach vorn - von der Mauernische, in der er vermutlich auf jemanden gewartet hatte, auf den Weg. Da er Schwert und Stoßdegen trug, hatte er wohl nicht die Absicht, zur Komplet zu gehen. Sofern er hier zu einer geheimen Zusammenkunft verabredet war, kann das nur jemand gewesen sein, den er gut kannte und dem er in keiner Weise mißtraute. Wie hätte er ihn sonst so nah an sich herangelassen? Wäre es Yves gewesen - aber wir wissen, daß er es nicht war -, hätte de Soulis blank gezogen, bevor der Junge auch nur auf zwei Schritt

Weitere Kostenlose Bücher