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Bruder Cadfaels Buße

Bruder Cadfaels Buße

Titel: Bruder Cadfaels Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Augenblick sein erschöpftes Tier auf dem Pflaster des Hofes zum Stehen brachte, als alle nach der Messe aus der Kirche traten. Das Tier hielt den Kopf gesenkt, Schweiß umgab sein Maul, Geifer troff zu Boden, und von seinen schwer atmenden Flanken stieg Dampf in die frostklare Luft. Mit letzter Kraft hielt sich der Reiter am Sattelknauf und stieg ab. Seine Knie waren offenkundig so weich, daß er fast gestürzt wäre.
    Da er sich weiter an seinem Pferd festhalten mußte, konnte er nicht wie vorgeschrieben das Knie beugen.
    Stammelnd neigte er den Kopf so tief und achtungsvoll er es vermochte: »Ich bitte um Vergebung, Euer Gnaden...
    Edle Herren, ich soll euch im Auftrag der Kaiserin mitteilen, daß sie mit all ihrem Gefolge außer einem Mann sicher nach Gloucester gelangt ist. Auf dem Weg dorthin ist es zu einem Überfall gekommen...«
    »Laßt Euch Zeit und kommt zu Atem. Auch schlechte Nachrichten können warten«, sagte Bischof Roger de Clinton zu den Umstehenden und machte zugleich eine gebieterische Handbewegung. »Bringt etwas zu trinken und setzt Glühwein auf. Helft ihm hinein und kümmert euch um das Tier, bevor es zusammenbricht.«
    Sogleich ergriff eine Hand den lose herabhängenden Zügel. Während jemand um den Wein lief, stützte der Bischof selbst den rechten Arm des Boten mit seiner kräftigen Schulter, damit dieser aufrecht stehen konnte.
    »Kommt, wir gehen hinein. Dort mögt Ihr ruhen.«
    In der nächstgelegenen Mauernische des Kreuzgangs lehnte sich der Bote dankbar an die Wand und holte tief Luft. Als einer der Jüngsten und Gelenkigsten kniete sich Hugh im Gedenken an so manchen scharfen Ritt nach Lincoln nieder und zog ihm mit kundigen Händen die schweren Reitstiefel von den Füßen.
    »In Evesham haben wir frische Pferde bekommen und sind bis kurz vor Gloucester gut vorangekommen«, begann der Bote seinen Bericht. »Wir wollten die Stadt bis zum Einbruch der Nacht erreichen. Nach Einbruch der Abenddämmerung hat uns ein bewaffneter Haufen in einem Waldstück in der Nähe von Deerhurst aufgelauert und uns überfallen, als der größte Teil unseres Trupps vorüber war. Bevor wir es merkten, wurde einer der Männer von der Nachhut abgeschnitten, der auch ich angehörte. Mit ihm sind sie in die Dunkelheit davongaloppiert.«
    »Wer war das?« fragte Cadfael erregt. »Sagt seinen Namen!«
    »Einer der jungen Edelleute, jener Yves Hugonin, der sich mit de Soulis geschlagen hatte. Es scheint keinen Zweifel zu geben, daß ihn FitzRoberts Leute ergriffen haben, weil dieser ihn des Mordes an de Soulis bezichtigt.
    Offenbar ist er von Hugonins Schuld überzeugt und kümmert sich nicht um den Befehl der Kaiserin, daß er auf dem Weg keinen Schaden erleiden darf.«
    »Und seid Ihr den Männern nicht gefolgt?« fragte der Bischof stirnrunzelnd.
    »Ein Stück weit. Doch sie waren ausgeruht und schienen das Waldgebiet gut zu kennen, und so haben wir sie nach einer Weile aus den Augen verloren. Als wir dann einen Boten nach vorn schickten, um unserer Gebieterin Mitteilung von der Entführung zu machen, hat sie angeordnet, daß einer von uns zurückreitet, um Euch von dem Vorfall in Kenntnis zu setzen. Wir hatten die Zusage sicheren Geleits nach dem Abschluß der Zusammenkunft; es handelt sich also um eine Freveltat.«
    »Wir werden dem König Mitteilung davon machen«, sagte der Bischof entschlossen. »Er wird befehlen, daß man den Mann freiläßt, wie in jenem Fall, als FitzRobert den Grafen von Cornwall festgesetzt hatte. Er hat damals gehorcht und wird es wieder tun, ganz gleich, wie sein persönlicher Groll aussehen mag.«
    Wird er das wirklich tun?, fragte sich Cadfael. Würde König Stephen einen Grund sehen, einzugreifen, wo es um einen Mann ging, dessen Unschuld nicht bewiesen war? Er hatte lediglich auf Betreiben der Kaiserin eingewilligt, daß er unter sicherem Geleit davonzog. Immerhin ging es hier nicht um einen wertvollen Verbündeten, sondern lediglich um einen unerprobten Jüngling der Gegenseite. Nein, sofern die Kaiserin Yves' Freiheit wünschte, würde sie sich in höchsteigener Person darum bemühen müssen. Er hatte Coventry in ihrer Obhut verlassen, also war sie für seinen Schutz zuständig. Wie weit aber würde sie dabei gehen? Gewiß war sie nicht bereit, ihm zuliebe Unbequemlichkeiten oder Zeitverlust auf sich zu nehmen, und ganz sicher würde sie um seinetwillen keinen Vorteil aufgeben. Der ruchlose Dienst, den er ihr vermeintlich erwiesen hatte, war gewürdigt und belohnt worden -

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