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Bruder Cadfaels Buße

Bruder Cadfaels Buße

Titel: Bruder Cadfaels Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Kaiserin es behaglich liebte, war anzunehmen, daß sie mit ihren Damen Quartier in den Gastgemächern des Klosters bezogen hatte. Graf Robert und seine Mannen hingegen würden sich mit den spartanischen Einrichtungen der Burg begnügen. Nach dem Menschengewimmel zu urteilen und der großen Zahl von Kriegern und Bediensteten in der Livree bedeutender Herren, hatte man wohl größere Kontingente zur Verstärkung der in der Burg befindlichen Truppen herangeführt. Umso besser, desto rascher würde La Musarderie erstürmt sein.
    Begeistert malte sich Yves aus, wie er den gewaltigen Rebstock erklomm, in die Burg eindrang und sich so lange darin verborgen hielt, bis es ihm gelang, von innen eine Pforte zu öffnen oder einen Wächter zu überwältigen und ihn seiner Schlüssel zu berauben. Je weniger gekämpft werden mußte, desto weniger wurde zerstört und mußte wieder instandgesetzt werden, je weniger Zeit vergeudet wurde, um so besser. Es bliebe weniger Bitterkeit, über die das Gras des Vergessens wachsen mußte, zwischen den Parteien, zwischen Vater und Sohn. Vielleicht käme es sogar zu einer Versöhnung.
    Auf dem Weg zum Burgtor grüßte ihn dieser oder jener Schildknappe. Alle waren sichtlich erstaunt, den von Philip FitzRobert Entführten gesund und munter herantraben zu sehen, als hätte er nie Händel mit diesem furchtbaren Gegner gehabt. Munter erwiderte er ihren Gruß, bedeutete ihnen aber, daß sie ihn nicht aufhalten dürften. Nur im äußeren Burghof verhielt er den Schritt seines Pferdes neben der Wachstube, zog Erkundigungen ein und antwortete auf Fragen. Doch nicht einmal dort saß er ab, sondern fragte aus dem Sattel heraus: »Wo finde ich den Grafen von Gloucester? Ich habe Neuigkeiten, die er rasch erfahren muß.« Dabei war er vor Erregung ein wenig atemlos, teils wegen der Bedeutung seiner Botschaft, teils aber auch wegen des Glücksgefühls, wieder unter Freunden willkommen zu sein.
    Der Hauptmann der Wache war herausgetreten, um den Ankömmling zu mustern und sah ihn verblüfft an.
    Ein Schildknappe aus dem Gefolge des Grafen von Devon verlieh im Stimmengewirr des dahinterliegenden Hofes mit einem lauten Ausruf seiner Freude Ausdruck und kam begeistert herbeigerannt, um nach dem Zaumzeug von Yves' Pferd zu greifen.
    »Du bist wieder frei? Wie hast du das angestellt? Als wir von deiner Ergreifung erfuhren, hätten wir nicht geglaubt, dich so bald wiederzusehen.«
    »Oder überhaupt nochmal, was?« erwiderte Yves lachend. Jetzt, da die Gefahr vorüber war, konnte er unbeschwert über diese Möglichkeit sprechen. »Nein, mich werdet ihr so schnell nicht los. Ich erzähle dir alles später. Jetzt muß ich rasch zu Graf Robert.«
    »Hier werdet Ihr ihn nicht finden«, sagte der Wachhabende. »Er befindet sich bei Graf Roger in Hereford. Es ist unsicher, wann er zurückkehren wird. Was brennt Euch so auf den Nägeln?«
    »Er ist nicht hier?« fragte Yves bestürzt.
    »Wenn die Sache so dringend ist«, entgegnete der Hauptmann knapp, »tragt Ihr sie am besten der Kaiserin vor. Wer wie Ihr bereits längere Zeit in ihrem Dienst ist, weiß, daß sie es nicht schätzt, übergangen zu werden.
    Nicht einmal bei Angelegenheiten, die ihren Bruder betreffen. Sie würde es Euch übel vermerken, wenn sie von dritter Seite erführe, was Ihr bringt.«
    Der Kaiserin persönlich Mitteilung zu machen, war genau das, was Yves zu tun zögerte. Ihre Gunstbeweise waren ebenso beängstigend wie ihr Mißfallen, und so hielt er es für ein Gebot der Klugheit, das eine wie das andere zu meiden. Zweifellos war sie nach wie vor überzeugt, daß er ihr auf ihre unmißverständliche Aufforderung hin einen entsetzlichen Dienst erwiesen hatte. Zugleich aber war er unglücklicherweise auch Anlaß einer Störung ihres Rückwegs nach Gloucester gewesen und hatte ihr damit Ungelegenheiten bereitet, was sie ihm gewiß nicht danken würde. Sofern sie nach ihrem Reif an seinem kleinen Finger suchte und ihn dort nicht fand, würde auch das ihm kaum zum Vorteil gereichen. Yves gestand sich ein, daß er die Begegnung mit ihr fürchtete, und er schüttelte sich unwillkürlich bei der bloßen Vorstellung.
    »Sie hält sich mit ihren Damen im Kloster auf. Ich an Eurer Stelle würde sie so rasch wie möglich dort aufsuchen«, riet ihm der Wächter gewitzt. »Sie war recht aufgebracht, als man Euch ergriffen hat. Geht und zeigt Euch, damit sie zumindest in dieser Hinsicht beruhigt ist.«
    »Das würde auch ich dir raten«, stimmte ihm der

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