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Bruder Cadfaels Buße

Bruder Cadfaels Buße

Titel: Bruder Cadfaels Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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hätte er weder etwas von Bruder Cadfaels Aufenthalt in der Burg erfahren, noch Gewißheit darüber erlangt, daß man Olivier dort festhielt. Er hätte also auch nicht den Entschluß gefaßt, mit Waffengewalt zurückzukehren, um ihn zu befreien. Das aber war wichtiger als sein Selbstwertgefühl.
    »Philip FitzRobert hat mich aus seinem Gewahrsam entlassen. Da er mich nicht mehr für den Mörder von Brien de Soulis hält, hat er keine Verwendung mehr für mich.«
    »Das ehrt ihn«, sagte Jovetta de Montors. »Sein Zorn ist verraucht, und er hört auf die Stimme der Vernunft.«
    Yves verschwieg, daß er durch einen Dritten auf den Weg zur Vernunft gelangt war. Es gereichte Philip trotz allem zur Ehre, daß er sich die geänderte Situation eingestanden und danach gehandelt hatte.
    »Er hat de Soulis hoch geschätzt und hielt ursprünglich mich für seinen Mörder«, sagte Yves. Zögernd und nicht ohne Groll ließ er seinem Feind Gerechtigkeit widerfahren. »Aber zwischen Philip und mir steht noch eine andere Sache, die sich nicht so leicht aus der Welt schaffen läßt.« Er sah ernsthaft auf das blasse Profil neben sich, die hohen Brauen unter den silbernen Zöpfen, die gerade edle Nase und die elegante und kräftige Linie des Kinns. Ihn beeindruckte die Art, wie sie die vollen sinnlichen Lippen schweigend verschloß und in würdevoller Zurückhaltung für sich behielt, was sie in den über fünfzig Jahren ihres Lebens erfahren hatte. »Ihr wart also nie der Ansicht, daß ich ihn getötet habe?« fragte er, und bemerkte verblüfft, wie er sich nach einer Bestätigung sehnte.
    Sie wandte ihm ihr Gesicht voll zu und sagte ernsthaft und mit offenem Blick: »Nein, nie!«
    Die Tür zum Audienzsaal öffnete sich. Isabeau, die junge Hofdame, trat mit raschelnden Brokatröcken heraus und bat ihn hinein. »Ihre Kaiserliche Hoheit ist jetzt bereit, Euch zu empfangen.« Halblaut fügte sie hinzu:
    »Mich braucht man dort drinnen nicht; sie sprechen über strategische Fragen. Seid auf der Hut.«
    Der Raum, den Yves betrat, war der größte und hellste des Klosters. Die Kaiserin hatte ihn, da er ihr als Audienzsaal dienen sollte, prunkvoll ausstaffieren lassen. Hinter ihr hingen Wandteppiche, und auf den Bänken lagen Kissen und reichbestickte Decken. Außer zwei Schreibern, die gerade ihr Schreibzeug und die auf dem großen Tisch verstreuten Pergamentbögen einsammelten, waren vier Personen anwesend. Wo immer die Kaiserin sich aufhielt, gab es Eigentumsübertragungen zu bezeugen und Titel zu verleihen, wenn sie Anhänger gewinnen wollte. Außerdem galt es, Urkunden aller Art auszustellen, mußte sie solchen Männern, die sich verdient gemacht hatten, Belohnungen zukommen lassen und jene bestechen, die in Zukunft nützlich sein konnten - die unvermeidbaren Begleitumstände von Streit und Parteienhader. König Stephens Schreiber waren vermutlich mit ähnlichen Aufgaben beschäftigt. Diese beiden jedenfalls hatten ihr Tagewerk getan und verließen, nachdem der Tisch freigeräumt war, den Raum durch eine zweite Tür, die sie leise hinter sich schlössen.
    Die Kaiserin saß schweigend auf ihrem hohen Thronsessel, die Hände ruhten auf dem Brokatbezug der geschnitzten Armlehnen, ohne sie zu umschließen. Sie gönnte sich eine Atempause. Das glänzende Haar fiel ihr in zwei langen Zöpfen, in die Goldfäden geflochten waren, über die Schultern nach vorn auf die Brust. Mit ihren langsamen und entspannten Atemzügen bewegten sich die Zöpfe auf dem purpurfarbenen Stoff ihres Obergewandes, als besäßen sie ein Eigenleben. Sie wirkte ein wenig müde, als habe etwas kurz zuvor ihren Zorn erregt und als sei sie nun im Begriff, den Ärger hinter sich zu lassen und aus ihrer düsteren Stimmung herauszukommen.
    Die drei Männer, mit denen Maud sich beraten hatte, waren aufgestanden, als die letzte Urkunde zur Unterschrift und Beglaubigung fertig war, und nach der langen Besprechung einige Schritte vom Tisch beiseite getreten.
    An einem der Fenster, durch die das trübe Abendlicht hereinfiel, stand breitschultrig König David von Schottland, halb von seiner kaiserlichen Nichte abgewendet, und atmete in tiefen Zügen die kalte Luft ein. Mit unerschütterlicher Familientreue hatte er Maud durch viele Jahre jenes langen Krieges begleitet, dabei allerdings auch klug seinen Vorteil und den seines Landes im Auge behalten. Zank in England war für einen Herrscher mit dem Hauptziel, sich Northumbria zu unterwerfen und seine eigene Grenze nach Süden bis

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