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Bruderdienst: Roman (German Edition)

Bruderdienst: Roman (German Edition)

Titel: Bruderdienst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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vermutlich gut sichtbar. Wir suchen also Zehnachtzig. Unser Dr. Esser – kennen Sie Esser? – kam nun auf eine glorreiche Idee: Diese Container werden in Häfen und anderen Verladestationen von sogenannten Straddle Carriern bewegt. Das sind Hebekräne auf Gummireifen, sehen so aus wie ein total verunglücktes Konstrukt eines besoffenen Ingenieurs. Oben auf diesem riesigen Hebekran sitzt in einer Kabine der Fahrer. Und das, was dieser Fahrer da oben todsicher immer sieht, ist das Dach des Containers, denn er muss mit seiner Hebevorrichtung genau über den Container fahren. Wir vermuten nun, dass unser Zehnachtzig genau aus dieser Position gefunden werden kann. Je nach Farbe des Containers, und die haben ganz entzückende Kreationen, dürften dann die gesuchten Ziffern zu sehen sein, abhängig vom Untergrund natürlich mehr oder weniger deutlich. Esser ist also ein ganz Schlauer. Wir haben jetzt, ohne genaue Angaben, alle Bruderdienste aufgefordert, nach diesem Container zu suchen. Als Begründung haben wir angegeben, dass er vermutlich Maschinenteile für Schnellfeuerkanonen enthält. Verstehen Sie, mein Lieber? Außerdem haben meine Mannen und ich rund fünfzig Reeder aufgetan, und die müssen jetzt abtelefoniert werden. Nur die Reeder sind wichtig, ihre Büros überhaupt nicht, die Vertreter auch nicht. Wir verfahren nach Standard. Wir bitten ganz klar um Hilfe. Denn nur die Reeder sind mächtig genug, diese Suche überhaupt einzuleiten. Und die Kranführer werden sich auch nur dann erinnern und aufmerksam werden, wenn ihnen ein Reeder persönlich Feuer unterm Arsch macht. Klar, mein Lieber?«
    »Es ist die Bombe!«, mutmaßte Dehner.
    »Genau, Schätzchen, aber sagen Sie das keinem!« Goldhändchen stand unvermittelt auf, und Dehner sah, dass er zu den dunkelrot schillernden Hosen grüne Slipper trug. Er bewegte sich mit zierlichen kleinen Schritten und sprach dabei unentwegt.
    Dehner dachte schaudernd: Den ertrage ich nicht.
    »Sie müssen wissen, Schätzchen, dass wir ein Problem mit der Zeit haben. Eigentlich sollten wir dieses Teil schon vorgestern gefunden haben. Also, hurtig, hurtig ans Werk. Und es ist auch egal, wobei Sie die Reeder gerade stören, Geschlechtsverkehr oder Vorstandssitzung, wir brauchen jede Hilfe. Seien Sie unhöflich. Und da fällt mir doch noch etwas ein: Falls Sie eine heiße Spur haben, sagen Sie sofort Esser und mir Bescheid. Pronto, mein Lieber.« Dann strahlte er Dehner an und fragte: »Sind Sie neu in diesem Verein?«
    Dehner antwortete nicht, er flüchtete entsetzt. Zu Esser bemerkte er später entrüstet: »Der Kerl ist auch noch unhöflich, er hat mir nicht einmal einen Stuhl angeboten.«
    »Seien Sie froh, sein Ledersessel ist das reinste Folterinstrument. Aber er ist ein Genie, glauben Sie mir. Was der schon alles gedreht hat …« Er strahlte Dehner an.
    Dehner blieb kühl und sagte: »Dann gehe ich mal unsere Bombe suchen, einfach nur per Telefon.«
     
     
     
    Es war 12.30 Uhr Ortszeit, als sie in Washington landeten. Sie hatten keinerlei Schwierigkeiten mit den Behörden, denn sie waren Vielflieger, die dauernd in den Staaten zu tun hatten und Reisepässe mit unbegrenzten Visa vorzeigen konnten. Sie waren der Industrielle Holger Steeben (Glaswerke), zusammen mit seiner PR-Fachberaterin Gundula Heberlein und seinem Assistenten Werner Maybach. Sie gaben an, binnen achtundvierzig Stunden wahrscheinlich schon wieder außer Landes zu sein, und sie erklärten sich ausdrücklich damit einverstanden, dass ihr Flugzeug durchsucht wurde, falls das irgendeine Behörde für notwendig erachten sollte.
    Sie fuhren umgehend ins Regent und bezogen ihre Zimmer, bevor sie sich in der Lobby trafen und übereinkamen, ausgiebig und sehr amerikanisch zu essen. Mit dem Taxi fuhren sie nach Georgetown und besuchten dort ein Restaurant, in dem die größten Burger der Hauptstadt angeboten wurden. Es handelte sich dabei um einen Fleischklops von der Größe zweier Tennisbälle, eingequetscht in ein Brötchen, das diese Bezeichnung wegen seiner gigantischen Ausmaße nicht mehr verdient hatte, wie ein gewaltiges Maul aufklaffte und genauso groß war wie der Teller, auf dem er serviert wurde. Die Küche hatte überdies frische Salate auf die Herrlichkeit drapiert, sodass das Ganze vollkommen unglaubwürdig erschien.
    »Mein Gott, Ketchup ist auch schon drauf!«, bemerkte Svenja.
    »Ich finde das herrlich«, sagte Krause. »Wir haben morgen früh einen Termin. Archie Goodwin wird uns um neun Uhr

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