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Bruderdienst: Roman (German Edition)

Bruderdienst: Roman (German Edition)

Titel: Bruderdienst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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schon, was die Anrainer machen?«
    »Das weiß ich allerdings. Die Chinesen sind stinksauer, die haben schlicht ihren Botschafter zu dem kleinen Dicken geschickt und ihm eine Protestnote vorgelegt. Vor siebzig Minuten. Natürlich erst einmal vorsichtig formuliert. Oder habt ihr eine Bestätigung, dass es wirklich eine Bombe war, die sie verkauft haben? Dann haben die Japaner protestiert, danach hat die IAEO in Wien sofort Zutritt zu den Atomanlagen verlangt, die UNO spielt verrückt, und Putin hat in das Horn der Chinesen geblasen und klar verlauten lassen, er gehe auf keinen weiteren Erpressungsversuch des Dicken ein. Er hat seinen Botschafter zur Berichterstattung einbestellt. Die Südkoreaner haben gesagt, das sei typisch für den kleinen Dicken, aber sie selbst hätten noch keine eigene Meinung. Weißt du etwas anderes?«
    »Nein. Ist mir alles bekannt. Habt ihr denn irgendeine Reaktion der Nordkoreaner?«
    »Bis jetzt nicht. Wir warten darauf, dass man uns wie üblich mitteilt, wir dürften erst mal wieder aus dem Welternährungsprogramm ein paar Hunderttausend Tonnen Nahrungsmittel zusagen, ehe sie unsere Fragen beantworten. Und selbst dann werden sie lügen. Die Frage ist gegenwärtig, wie ich meinen höchsten Vorgesetzten beruhigen kann.«
    »Hast du eine Quelle bei Kim Jong Il?«
    »Nein, habe ich nicht.« Das kam ganz trocken und selbstverständlich daher, und Krause erinnerte sich der gleichen Antwort, damals den Irak und Saddam Hussein betreffend.
    »Und was ist mit Wu?«
    Es entstand eine Pause von einigen Sekunden. Krause sah Archie Goodwin vor sich: ein schlanker Mann, Jogger, grauer Anzug mit Weste und eine Krawatte mit Kriegsgerät, handgemalt von einem Soldaten mit kunstgewerblichen Talenten. Seine Krawatten waren international bekannt und gaben immer wieder Anlass zu spöttischen Randbemerkungen.
    »Moment mal, was soll mit Wu sein?«
    Irgendjemand hatte in London mal die Bemerkung fallen lassen, Archie Goodwin sei mittlerweile nicht mehr nur für Südostasien zuständig, sondern für ganz Fernost, und ein Leitender vom Londoner MI5 hatte bemerkt: Gott schütze alle Schlitzaugen!
    »Ich muss mit dir über Wu sprechen.«
    »Du willst jetzt mit mir über Wu sprechen? Heute? An diesem Tag? Über diesen Botenjungen?« Goodwins Empörung war über die Entfernung hinweg spürbar, aber er blieb gleichbleibend sanft, er schnurrte.
    »Ja«, erwiderte Krause einfach.
    »Moment mal, können wir die Mädels aus der Leitung schmeißen?«
    »Das können wir«, sagte Krause und nahm das Gespräch mit einem Knopfdruck aus der automatischen Bandaufnahme. »Also, zu Wu. Habt ihr ihn noch?«
    »Na sicher. Er fährt nach wie vor für unser Haus in Peking, er fährt für die Chinesen zur Botschaft in Nordkorea, er treibt sich im Norden des Landes rum, weil es da die besten Forellen gibt. Er ist mit seinem amerikanischen Lkw verheiratet. Was willst du von Wu, Junge?«
    »Wir haben deinem Wu seinerzeit geholfen. Mit einer jungen Frau. Und die wäre bei der Aktion beinahe ums Leben gekommen. Und deswegen muss Wu ein rechtes Arschloch sein und dazu noch völlig unprofessionell.«
    »Oh, oh, Papi ist richtig sauer, nicht wahr? Aber das ist doch schon länger als ein Jahr her. Und ich erinnere mich an die Kleine. Als sie uns den Wissenschaftler brachte. Einfach wunderhübsch. Aber sie wollte die Hilfe unserer Psychologen nicht in Anspruch nehmen, sie wollte einfach nur nach Hause. Wie hieß sie doch gleich?«
    »Der Name spielt keine Rolle. Ich bin es einfach leid, jedes Mal nach einem Auftritt deiner Tanztruppe das ganze Theater renovieren zu müssen.«
    »Willst du Wu etwa kontaktieren?« Das klang ungläubig. Nach einer kurzen Pause fragte Archie mit hörbarer Fassungslosigkeit: »Du glaubst doch nicht etwa, dass unser Wu in der Bombengeschichte mitmischt?«
    »Ich beuge nur vor. Ich mag keine Kollateralschäden. Hast du eine Handakte von ihm?«
    »Ja, habe ich. Willst du sie haben?«
    »Oh ja, die will ich. Und bitte ungefiltert.«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann. Jetzt eine Bitte: Du hast doch da diesen Charlie, von dem du sagst, er wäre verdammt gut. Kannst du den nach Seoul schicken? Kann der einen Mann aus umstrittenen Gewässern westlich von Korea herausholen?«
    »Wer ist der Mann?«
    »Er weiß wahrscheinlich eine Menge über die Raketen der Nordkoreaner. Wir werden die Beute teilen, wenn es dir recht ist.«
    »Und du bezahlst unseren Aufwand. Warum schickst du nicht einen von deinen eigenen

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