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Bruderdienst: Roman (German Edition)

Bruderdienst: Roman (German Edition)

Titel: Bruderdienst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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angesehen.«
    Dehner verzog keine Miene, er fragte kühl: »Was verstehen Sie unter ›reichlich Spesen‹?«
    Sowinski überlegte einen Augenblick und entschied dann: »Dreitausend Dollar. Sie werden Auskünfte bezahlen müssen, wenn Sie schnell sein wollen.«
    »Kann ich diesen Cheng notfalls als einen alten Freund ausgeben oder so was in der Art?«
    »Ich bitte Sie …«, sagte Esser mit leichtem Vorwurf in der Stimme.
    »Der Mann kam aus Nordkorea, er hatte keine alten Freunde«, stellte Sowinski fest.
    »Wenn Sie sich als alter Freund ausgeben, haben Sie die CIA so schnell auf dem Hals, dass Sie kaum Luft schnappen können. Sie können davon ausgehen, dass die CIA-Leute dieses Hotel in San Francisco bestens kennen, denn Cheng wurde wahrscheinlich von ihnen dort einquartiert. Sie sind also ein Fremder in einer großen, fremden Stadt.«
    Dann kam die unvermeidliche Frage von Dehner: »Ist das nicht etwas befremdlich, dass wir auf US-amerikanischem Boden hinter der CIA her recherchieren?«
    »Oh ja«, stimmte ihm Esser zu. »Da haben Sie recht, das ist für den Laien in der Tat sehr befremdlich. Sie wissen es nur noch nicht, aber so etwas geschieht dauernd, und es gab Zeiten, da hat die CIA in der Bundesrepublik völlig skrupellos gewildert. Und es gab leitende Figuren hier, die das wussten und geradezu leidenschaftlich gern übersahen. Dazu kommt, dass wir in diesem Fall auf eine offizielle Anfrage überhaupt keine befriedigende Antwort bekommen würden. Und zuweilen ist es lebenswichtig für uns, eine Antwort zu haben.«
    »Ach ja?«
    »Glauben Sie, Sie schaffen das?«, fragte Sowinski.
    »Natürlich schaffe ich das«, antwortete Dehner selbstbewusst. »Kann aus solchen Recherchen eigentlich eine Gerichtsverhandlung erwachsen?«
    »Absolut unmöglich«, sagte Sowinski. »Was können Sie eigentlich nach eigenem Dafürhalten am besten?«
    »Mit Menschen reden«, antwortete Dehner, ohne zu zögern.
    »Sehr schön«, lobte Esser. »Dann gute Reise, mein Freund.«
    »Ja, natürlich. Danke schön.« Er stand auf, verbeugte sich leicht und ging hinaus.
    »Geben wir unserem Misstrauen nach?«, fragte Sowinski.
    »Sollten wir«, nickte Esser.
    Sowinski drückte auf einen Knopf und sagte: »Ich brauche den familiären Hintergrund von Thomas Dehner. Beschleunigt, bitte.« Dann wartete er ein paar Sekunden. »Bist du bereit, hörst du zu?« Und als Esser nickte, las er vom Bildschirm: »Der Mann lebt in Marzahn zusammen mit seiner Mutter in einem Plattenbau. Die Mutter heißt Alice, ist fünfundsechzig Jahre alt, bekommt Sozialhilfe und ist HIV-positiv. Im Endstadium.«

VIERTES KAPITEL
     
    Es war die Stimme einer Frau, sie klang schrill, nervös und überfordert. »Sie sollten … vielleicht sollten Sie, ja also … bitte kommen Sie her, Herr Doktor Krause.«
    Er war augenblicklich wach. »Mein Gott, ist etwas mit meiner Frau geschehen?«
    »Das ist es nicht. Nein, keine Schmerzen. Man hat ihr heute Nachmittag bei der Visite aber gesagt, dass ihre Brust amputiert werden muss. Sie schläft nicht, sie weint fast die ganze Zeit. Der Professor hat gesagt, ich soll Sie rufen, wenn … wenn es nicht besser wird, und das geht jetzt schon seit Stunden so.«
    »Natürlich«, sagte Krause rasch. »Ich komme.« Eigentlich war er erleichtert, dass sie endlich die Wahrheit kannte. Den ganzen Tag über hatte ihn die Tatsache gequält, dass er mehr über ihren Zustand wusste als sie selbst.
    Es war vier Uhr morgens. Um 0.30 Uhr war er nach Hause gefahren und hatte Sowinski den Nachtdienst überlassen, um wenigsten fünf Stunden Schlaf zu finden.
    Wenn Waltraud nicht im Haus war, fühlte er sich irgendwie unsicher. Er schwang die Beine aus dem Bett und blieb eine Weile sitzen, weil sein Kreislauf ein paar Sekunden lang verrückt spielte. Ihm war schwindlig. Etwas panisch dachte er: Bloß nicht umkippen! Dann erinnerte er sich daran, dass er vor zwei Jahren das letzte Mal bei einem Arzt gewesen war. Ich muss mich unbedingt mal durchchecken lassen, schoss es ihm durch den Kopf. Er richtete sich ganz vorsichtig auf und hielt beide Arme weit vom Körper ab, um sich abstützen zu können, wenn er fiel. »Du bist ein ganz schöner Angsthase, mein Freund«, brummte er vor sich hin.
    Er kämpfte sich umständlich aus dem Schlafanzug und ging unter die Dusche. Er stellte das Wasser auf dreißig Grad. Ihm war kalt. Noch triefend und hustend ging er zum Telefon und rief Sowinski an.
    »Ich komme später, muss noch ins Krankenhaus.«
    »Ist was

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