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Bruderdienst: Roman (German Edition)

Bruderdienst: Roman (German Edition)

Titel: Bruderdienst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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häufig Bordellbesitzer und solche Leute, und …«
    »Was sind denn solche Leute?«, fragte er.
    »Na ja, ich meine diese halbseidenen Typen, die genauso häufig in der Zeitung sind wie die Politiker. Promis eben. Gretel sagte damals schon: Du musst Männer an der langen Leine führen, darfst die Leine aber niemals abnehmen.«
    »Ein sehr weises Vorgehen«, kommentierte er sarkastisch. »Und jetzt ist Gretel wahrscheinlich eine gold- und brillantenbehängte Ikone der Berliner Unterwelt.«
    »Ja«, sagte sie. »Und sie hat einen Verein gegründet, der Essen an Arme austeilt. Das muss man sich mal vorstellen.«
    »Woher weißt du das alles?«
    »Aus der Zeitung, mein Lieber.«
    Es klopfte. Ein junger Mann kam mit einem Tablett herein. »Das Frühstück!«, röhrte er, setzte das Tablett vor Wally auf dem schwenkbaren Tisch ab und verschwand wieder.
    »Ich spendiere dir eine Schrippe mit Erdbeermarmelade«, sagte sie. »Manchmal denke ich, wir hätten Kinder haben sollen.«
    »Ja«, nickte er. »Das denke ich manchmal auch.«
    »Ich meine, wir hätten ein oder zwei adoptieren können.«
    »Ja, schade.« Er trank von seinem Kaffee.
    »Aber da gibt es einen Verein. In Neukölln. Die Leute kümmern sich um die benachteiligten Kinder von Immigranten. Solche, weißt du, die einfach keine Chance kriegen. Ich denke, da werde ich Mitglied.«
    »Das hört sich gut an.«
    Sie lächelte. »Dazu benötige ich aber etwas von deinem Geld.«
    »Nimm einfach, was du brauchst, es gehört auch dir.«
    »Wir haben immer zu wenig miteinander geredet.«
    »Das ist wahr.«
    »Also, ich denke, ich bringe diese Operation hinter mich und dann kümmere ich mich ein bisschen um die Kinder.«
    »Wann ist die Operation?«
    »Übermorgen. Sie wollen es schnell machen, damit sie nicht noch auf Überraschungen stoßen.« Sie drehte den Tisch mit dem Frühstückstablett zur Seite, stand auf und brachte ihm das Brötchen auf einem Teller. Dann setzte sie sich auf seinen Schoß.
    »Du musst nur hier sein, wenn ich aufwache.«
    »Ja«, versprach er.
     
     
     
    Nach einer gründlichen Einweisung durch Krause und Sowinski flogen Müller und Svenja am Vormittag desselben Tages mit einem Hubschrauber der Bundeswehr nach Frankfurt/ Main. Am Nachmittag startete ihre Maschine nach Hongkong, von wo aus es nach einem einstündigen Zwischenstopp nach Seoul weiterging. Zu ihrem großen Erstaunen flogen sie erster Klasse und ahnten, dass Krause da seine Finger im Spiel hatte.
    Müller war sehr glücklich darüber, dass Svenja ihren Kopf an seine Schulter lehnte und schlief. Und als sie erwachte, berichtete er ihr kichernd von seiner Mutter, die wie eine Sechzehnjährige an ein Leben in Seligkeit geglaubt hatte und jetzt ganz zerstört von ihrem Harry nach Hause zurückkehrte.
    »Du musst sie auffangen«, sagte Svenja, »für sie ist das alles doch ein furchtbarer Schock.«
    »Ich mag sie wirklich sehr«, antwortete er vorsichtig, »aber irgendwie muss sie langsam mal begreifen, dass das Leben sehr rau sein kann. Das stelle man sich einmal vor: ein paar Nächte für zehntausend Euro!«
    »Aber du musst sie doch nicht erziehen!«, protestierte Svenja.
    »Ein wenig schon«, widersprach er. »Heute Nacht habe ich mir vorgestellt, ich suche diesen Harry und prügele ihn windelweich. Ich war richtig wütend.«
    Sie waren im Sonnenschein gestartet, durchflogen eine finstere Nacht und landeten am Nachmittag wieder bei Sonnenschein.
     
    Die Stadt war grell und laut und riesig und nahm nicht die geringste Notiz von ihnen. Sie checkten im Grand Hilton Seoul ein, belegten wie vorgeschrieben zwei Doppelzimmer und spürten sofort die sehr spezielle Art des Sowinski-Service. Das Hotel hatte über vierhundert Zimmer, lag inmitten eines Parks, und seine architektonisch einfache Gliederung war schnell zu durchschauen. Sie nahmen sich eine Dreiviertelstunde Zeit, um auszukundschaften, wo der nächste Lift lag, wie der schnellste Weg über Treppen in die Untergeschosse verlief, wie die einzelnen Ebenen der Parkgeschosse aussahen und auf welchen Wegen sie das Gebäude zu Fuß verlassen konnten, wenn es notwendig sein sollte. Krauses Anweisung hinsichtlich ihres Doppeleinsatzes war klar gewesen: »Jeder macht sein Ding. Wenn einer von Ihnen fertig ist, checkt er auf den nächsten erreichbaren Flug ein und kommt nach Hause. Sie warten nicht aufeinander, das wäre zu riskant.«
    Sie richteten sich ein, duschten, wechselten die Jeans und trafen sich dann zum Abendessen in einem der drei

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