Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bruderdienst: Roman (German Edition)

Bruderdienst: Roman (German Edition)

Titel: Bruderdienst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
Verderben geschickt.« Diejenigen aber, die wirklich um die Hintergründe wussten, hielten sich vornehm zurück, lächelten und beteiligten sich nicht an der Diskussion, was ihnen prompt als Arroganz ausgelegt wurde.
     
     
     
    Es war um zehn Uhr am Morgen des vierten Tages, am Donnerstag, als Krause Sowinski und Esser zu sich rief und feststellte: »Unser Spurenlage ist ziemlich dünn: Da ist dieser Container in der japanischen Stadt Kanazawa, der aber keine Spur sein muss, da wir von unseren Fachleuten wissen, dass die natürliche Strahlung an Ort und Stelle vorübergehend erhöht gewesen sein kann auch ohne Bombe. Sicher wissen wir nur, dass enorme Geldbeträge innerhalb der letzten Woche auf nordkoreanischen Konten eingegangen sind. Wir nehmen an, dass der Handel zu diesem Zeitpunkt bereits besiegelt war und sämtliche Modalitäten feststanden. Aber wann ging die Atombombe auf die Reise? Vor wenigen Tagen, als die ersten Gelder eintrudelten? Oder doch schon vor mehreren Wochen?«
    Sowinski ergänzte: »Meiner Meinung nach haben die Nordkoreaner garantiert nichts unternommen, solange nicht die ersten Gelder ankamen.«
    Esser räusperte sich, lächelte, sagte mit leiser Stimme: »Ihr wirkt ein wenig wie verunsicherte Schüler. Die ganze Sache bekommt einen anderen Anstrich, wenn man mögliche andere Wege in Betracht zieht. Ich gehe jetzt einmal davon aus, dass der Transport der Waffe auf dem inländischen Teilstück nicht per Container lief, sondern zunächst auf anderem Weg, per Eisenbahn oder Truck. Vergesst nicht, dass die Nordkoreaner schier endlos Zeit hatten, diesen ersten Teil genau zu durchdenken. Der Handel war abgeschlossen, die Nordkoreaner mussten die Bombe jetzt durch das eigene Land fahren. Und im gleichen Moment, wo sie über die Grenze nach China geschafft wurde, war der nordkoreanische Teil des Handels abgeschlossen. Ab da flossen die Gelder.«
    »Das ist nur eine Hypothese«, wandte Sowinski scharf ein.
    »Natürlich ist das eine Hypothese«, lächelte Esser. »Wir haben nur Hypothesen. Und ich gehe davon aus, dass sie die Bombe irgendwo dicht an der chinesischen Grenze in dem stark gebirgigen Teil gelagert haben. In einem Bergwerksstollen zum Beispiel oder in einem eigens dafür geschaffenen Bunker. Und jetzt stellt sich die Frage, wie sie den Transport innerhalb Nordkoreas bewerkstelligt haben. Die Nordkoreaner verfügen vielleicht nicht über diese ausgefeilten Strahlenmessgeräte, aber sie wissen ganz genau, dass es sie gibt, und zwar in den internationalen Häfen, also werden sie diese Häfen vermeiden. Der sicherste Weg raus aus dem Land wäre nicht über ein Containerschiff, sondern über den Landweg nach China. Und zwar über einen viel genutzten Grenzübergang. Also am besten Sinuiju-Dandong nördlich ihrer Hauptstadt Pjöngjang. Dort herrscht seit Jahren so etwas wie Wilder Westen. Natürlich haben beide Seiten Grenzposten aufgestellt und machen sich furchtbar wichtig. Tatsächlich aber wird an dieser Grenze niemand aufgehalten, der eine Bescheinigung bei sich trägt, dass er auf der anderen Seite etwas zu erledigen hat. Chinesische Händler zum Beispiel tauchen tief nach Nordkorea ein, um dort ihre Waren an den Mann zu bringen. Dasselbe gilt für Nordkoreaner in der umgekehrten Richtung. Und da beide Seiten unbegrenzt korrupt sind, läuft alles im mafiosen Stil. Da gibt es Cliquen und Banden. Wenn ich also eine Bombe verkauft habe und sie möglichst unauffällig außer Landes bringen will, dann an diesem Punkt – und in einem Fahrzeug, das jeder kennt, weil es dauernd hin- und herfährt. Ist klar, was ich meine?«
    »Also im fließenden Grenzverkehr«, nickte Krause. »Das hat was für sich. Etwas Besseres habe ich noch nicht gehört. Und wo geht die Bombe auf ein Schiff?«
    Esser nickte still und lächelte. »Gute Frage. Denn innerhalb von China, immer entlang an den Küsten dieses endlosen Landes am Gelben Meer, liegen etliche riesige Hafenstädte. Qingdao, Schanghai, Wenzhou, Fuzhou. Und da wir, wie gesagt, davon ausgehen müssen, dass die Nordkoreaner keinesfalls dumm vorgehen, werden sie einen chinesischen Hafen ansteuern, in dem Container ganz normal per Listenführung gelöscht und verladen werden.«
    »Das leuchtet ein«, sagte Krause. »Haben wir denn aktuelle Fotos von Nordkorea und dem angrenzenden chinesischen Bereich?«
    »Wir haben wie üblich zwei Sorten«, erklärte Sowinski. »Zum einen die ganz normalen Fotos von Google Earth, die ziemlich neu sind. Und dann ein

Weitere Kostenlose Bücher