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Bruderdienst: Roman (German Edition)

Bruderdienst: Roman (German Edition)

Titel: Bruderdienst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Restaurants. Gegen neunzehn Uhr beschlossen sie, an die Arbeit zu gehen. Als Erstes mussten sie den örtlichen Mitarbeiter des BND treffen.
    Über eine sichere Telefonleitung nahm Müller Kontakt zu dem Residenten auf. Er sagte: »Wir warten auf Ihre Waren.«
    »Ich werde da sein«, antwortete ein Mann. »Um halb neun vor dem Roxy, das ist ein Striplokal in der Altstadt. Rechts neben dem Haupteingang ist eine Einfahrt. Sie werden mich sehen, ein blauer Suzuki.«
    Sie ließen sich mit dem Taxi unweit des Lokals absetzen, gingen noch ein Eis essen, kauften zwei Cola in Pappbechern und schlenderten durch die bunte, ungeheuer betriebsame Altstadt. Dabei unterhielten sie sich über Belangloses und berührten sich so häufig wie möglich, weil ihnen das ein Gefühl von Sicherheit gab.
    Svenja sagte: »Ich habe noch nie einen so schönen Doppeleinsatz durchgezogen.«
    »Ich auch nicht. Ich frage mich, was die in Berlin sich dabei gedacht haben.«
    »Vielleicht gar nichts«, erklärte sie mit einem Lächeln.
    Sie waren pünktlich und sahen den kleinen blauen Suzuki auf dem holperigen Pflaster herantanzen.
    Er bog in die Einfahrt ein, hielt, der Fahrer stieg aus, machte die Heckklappe auf und nahm einen großen Kunststoffkoffer heraus. Den legte er auf den Boden, kniete sich davor und öffnete ihn. Er holte einen schweren Bohrer heraus und schraubte eine Weile an dem Gerät herum. Dann probierte er es ein paarmal aus, die Maschine jaulte los, wurde dann wieder angehalten. Anschließend beugte sich der Mann wieder in den Kofferraum hinein, stellte zwei weiße, undurchsichtige Plastiktaschen sorgfältig nebeneinander, nahm den schweren Bohrer, ging an dem kleinen Auto entlang und setzte den Bohrer an der Hauswand des Gebäudes an. Die Maschine machte einen Höllenlärm.
    »Nicht schlecht«, sagte Müller anerkennend.
    Sie näherten sich dem blauen Auto und nahmen je eine der Plastiktaschen an sich, drehten dann gemächlich um und schlenderten davon. Mit dem Taxi fuhren sie zurück zum Hotel. Dort angekommen, gingen sie in Müllers Zimmer.
    Es waren zwei Neun-Millimeter-Glock mit jeweils drei kompletten Magazinen. Und es waren die zwanzigtausend Dollar, die Svenja für das Raketendossier brauchen würde.
    Svenja hockte sich auf das Bett. Vor ihr lagen zehn kleine Bündel mit je zwanzig Hundertdollarscheinen.
    »Ich kann diese Glocks nicht leiden«, sagte Müller. »Sie sind mir zu massig und zu ungenau. Und ich frage noch einmal, weshalb Krause das Ding hier bewaffnet angehen will. Irgendwie passt das nicht ins Bild, oder?«
    »Er wird sich schon was dabei gedacht haben«, gab Svenja zurück. »Die Summe stimmt. Ich kontaktiere jetzt unsere Wissenschaftlerin, um die Übergabe abzusprechen.« Sie verließ das Zimmer.
    Müller nahm seine Waffe fest mit beiden Händen, ging in die Hocke und bewegte sie durch Körperdrehungen sehr schnell hin und her. Dann sagte er verächtlich »Zimmerflak!« und deponierte die Glock in einer kleinen Reisetasche.
    Er hatte Schwierigkeiten mit der tödlichen Gewalt von Waffen, schon seit Jahren, und wahrscheinlich würde er sich sein Leben lang nicht davon befreien können. Es war so einfach, präzise zu schießen, aber es war durchaus nicht einfach, auf einen Menschen zu schießen und zu beobachten, wie er fiel und starb. Wo lag bei dieser Sache das Risiko? Er wusste, wie lebenswichtig es war, seinen Einsatz richtig einzuschätzen.
    Es klopfte an der Tür, und Svenja kam wieder herein. »Es gibt gewisse Schwierigkeiten«, erklärte sie tonlos. »Die Frau hat Angst bekommen. Sie sagt, dass sie ständig überwacht wird. Aber sie weiß nicht genau, von wem, und sie weiß auch nicht, wie sie ihre Bewacher abschütteln soll. Außerdem spricht sie ein schauderhaftes Englisch, ich konnte sie kaum verstehen.«
    »Wie alt ist sie?«
    »Zweiundfünfzig.«
    »Warum verkauft sie?«
    »Sie will das Land verlassen, sagt sie. Will nach Australien oder Neuseeland.«
    »Und wer hat die Verbindung gemacht?«
    »Jemand von der deutschen Residentur hier.«
    »Wir könnten ein echtes Doppel durchziehen.«
    »Sowohl Sowinski als auch Krause waren da eindeutig. Beim Briefing hieß es: Gemeinsam reisen okay, gemeinsam arbeiten nicht. Andererseits würde das das Risiko für die Frau erheblich vermindern. Der Verkauf darf auf keinen Fall öffentlich werden, sonst kommt sie nie mehr hier weg. Wann soll denn dein Einsatz frühestens beginnen?«
    »Nicht vor morgen Nacht, das steht fest. Für wen hat die Frau

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