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Bruderdienst: Roman (German Edition)

Bruderdienst: Roman (German Edition)

Titel: Bruderdienst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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als er durchbrauste. Und noch etwas möchte ich sagen. Normalerweise fährt dieser Chinese den Truck mit einem großen Anhänger. Und diesmal war es nur der reine Truck, kein Hänger. Die Schwester meines Freundes hat später noch erfahren, dass der Truck direkt auf die Schnellstraße nach Harbin und weiter zum dortigen Flughafen fuhr.«
    »Und wahrscheinlich wollen Sie mir jetzt erzählen, dass der Fahrer des amerikanischen Trucks ein Chinese namens Wu ist.« »Das wissen Sie? Das ist ja ein Ding. Die Chinesen oben an der Grenze sagen immer, das sei Wus Truckparade.«
    »Wieso denn Parade?«
    »Die Schwester meines Freundes sagt, Wu kennt jeder, und jeder weiß, dass er zwei dieser Dinger hat und damit alle möglichen Transporte macht. Wu gilt dort als einer, der alles möglich machen kann.«
    »Ich danke Ihnen sehr für Ihre Mühe, Hilary; das war ein äußerst interessantes Gespräch. Wenn Ihnen noch mehr dazu einfällt, melden Sie sich bitte unbedingt.«
    Krause schaltete ins Sekretariat und ordnete an: »Wenn diese junge Dame sich noch einmal meldet, bitte auf die Dringendliste setzen, egal wo ich gerade bin. Außerdem soll der Chef der Operation bitte zu mir kommen.«
    Sowinski betrat die Bühne wie üblich mit geradezu erschreckender Geschwindigkeit, als habe er schon des Längeren vor der Tür gestanden und nur auf das Stichwort gewartet. Von der Tür bis zum ersten Besucherstuhl schien er zu fliegen, jedenfalls waren einzelne Schritte nicht festzustellen. Dann straffte er sich, konzentrierte seinen Blick und sagte: »Und?«
    »Möglicherweise wissen wir jetzt, wann die Bombe aus Nordkorea herausgebracht wurde. Heute vor vier Wochen und drei Tagen.«
    »Das wäre der 10. Juni«, sagte Sowinski.
    »Richtig. Das haben wir auf Band. Hör es dir an.« Er ließ das Band laufen.
    »Verstanden. Hältst du das für glaubwürdig? Wenn ja, hätten wir damit unsere Dateneinengung. Kümmerst du dich dann um Moshe?«
    »Mach ich, wir sollten der Spur unbedingt nachgehen und uns anschauen, was da los war. Trotzdem hat Hilary das alles eine Spur zu präzise beschrieben. Ich denke, da muss man realistisch bleiben«, fügte Krause skeptisch an.
     
     
     
    »Und sie warten auf einen Chirurgen, der erst übermorgen aus dem Urlaub wieder da ist?«, fragte Krause. Er saß auf dem Bett seiner Frau, und sie hielt seine linke Hand. Er war verblüfft, dass sie die Verschiebung der Operation so gelassen hinnahm, er hatte anderes erwartet.
    »Ja.« Sie grinste verlegen. »Angeblich kann er gut mit Brüsten.«
    »Und wie lange musst du anschließend noch hierbleiben?«
    »Sie wissen es nicht genau.« Dann gluckste sie erheitert. »Ich bin außerdem Privatpatientin, und deshalb wollen sie wohl so lange auf mich aufpassen wie eben möglich. So sieht es aus, mein Lieber.«
    Um zu demonstrieren, dass er über Zeit im Überfluss verfügte, hatte er sein Jackett ausgezogen und dann mit einer unwilligen Geste sogar die lästige Krawatte abgelegt.
    »Gehen wir ein bisschen?«, fragte er.
    »Oh ja, das wäre schön.« Sie schlüpfte erstaunlich behände aus dem Bett und streifte einen schreiend bunten Morgenmantel über, den Krause noch nie gesehen hatte.
    Sie schien irgendwie geschrumpft, beinahe kindlich. Sie hatte erschreckend viel abgenommen. Mit ihren sehr roten kurzen Haaren sah sie aus wie ein Kobold.
    »Na los!«, sagte sie burschikos.
    Sie verließen gemeinsam das Zimmer und wanderten Hand in Hand den langen Flur auf und ab.
    »Was glaubst du, wann du in Pension gehen wirst?«
    Die unerwartete Frage erschreckte ihn. »Wally, ich bin erst sechzig. Ich nehme an, ich muss noch ein paar Jahre Dienst tun.«
    »Und was machen wir dann?«, fragte sie. »Ich meine, wir sollten uns doch etwas vornehmen, oder? Auf jeden Fall sollten wir vermeiden, hilflos in ein schwarzes Loch zu fallen, wenn es so weit ist, was meinst du?«
    »Wie kommst du denn darauf?«, murmelte er.
    »Nun gut. Nehmen wir an, morgen scheidest du aus dem Dienst aus. Was würdest du dir am liebsten ansehen?«
    »Ich nehme an, die Toskana«, sagte er ein wenig verwirrt. »Jedenfalls wolltest du immer mal für mindestens sechs Monate in die Toskana.«
    »Dass du dich daran erinnerst.«
    »Oh ja, das tue ich.« Sie umschifften eine Krankenschwester, die einen großen Wagen mit Wäsche vor sich her schob.
    »Mich hat vor allem die Geschichte dieser Landschaft immer fasziniert. Da war diese Markgräfin Mathilde von Tuszien, die so mächtig und intrigant war, dass sich Papst und

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