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Bruderdienst: Roman (German Edition)

Bruderdienst: Roman (German Edition)

Titel: Bruderdienst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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krachendes Geräusch – offensichtlich war die Haustür eingedrückt worden -, und schnelle Schritte hasteten die Treppe hinauf. Er hörte sie keuchen, hörte irgendwelche Sprachfetzen, schnelle, harte, gutturale Laute. Dann wurden die Stimmen gedämpfter. Wie geplant, waren die Männer in die offene Wohnung getreten.
    Müller wusste, dass er jetzt keine Zeit verlieren durfte. In Sekundenschnelle hetzte er so geräuschlos wie möglich die Treppe hinunter und drosselte sein Tempo im ersten Stock. Er wollte nicht auffallen, falls ihm jemand entgegenkäme.
    Von der Straße her war die klagende Stimme einer Frau zu hören, die jammerte und drei- oder viermal hintereinander wütend dasselbe Wort ausstieß.
    In der Haustür sah er Svenja neben der Frau stehen, die in stockendem Englisch fragte, wer um Himmels willen denn bei ihr eingebrochen sein könnte. Sie habe doch nichts, sie sei doch arm. Sie traue sich gar nicht nach oben.
    »Okay, okay«, unterbrach Svenja sie, als sie Müller sah. »Geh rauf in die Wohnung, es ist alles gut.« Sie nahm Müller die weiße Plastiktasche ab, drehte sich um und verschwand.
    Müller quetschte sich an der Frau vorbei, drückte ihr dabei den Schlüsselbund in die Hand und trat auf die Straße hinaus, wo er für einige Sekunden mit dem Gesicht zur Hausfassade stehen blieb.
    Es herrschte Verunsicherung und großer Lärm, denn in beiden Richtungen wuchsen die Staus, und viele der Fahrer hupten ungeduldig. Die zwei Möbelstücke lagen mitten auf der Fahrbahn, von links kamen eilig zwei Polizisten angelaufen. Es standen eine Menge Leute herum, die neugierig zu dem Fenster hinaufsahen und immer wieder auf die beiden Möbel deuteten. Am Rinnstein saß ein Mann, und eine Frau kniete neben ihm und versuchte, mit einem weißen Tuch eine stark blutende Wunde an der Stirn des Mannes abzutupfen.
    Müller begann sich nach links die Straße hinunterzubewegen. Die ersten Schritte tat er zögerlich, schaute sich immer wieder um, als wolle er ebenfalls noch einmal einen neugierigen Blick auf das Haus werfen. Erst nach ungefähr dreißig Metern wurde er schneller.
    Gute zehn Minuten später erreichte er einen marktähnlichen, kreisrunden Platz, an dessen Seite drei Taxis warteten. »Grand Hilton«, sagte er, nachdem er in das vordere eingestiegen war.
    Es war gut gelaufen. Ohne jede Komplikation, nicht zuletzt, weil die Jäger schlecht gewesen waren.
    Als er zurück in sein Hotelzimmer kam, läutete das Telefon. Es war Svenja. »Kommst du her?«
    Er ging hinüber in ihr Zimmer und fand sie auf dem Bett liegend, in die Lektüre des Dossiers vertieft.
    »Unsere freiberufliche wissenschaftliche Mitarbeiterin war einfach klasse«, sagte sie. »Und du Held warst natürlich auch ganz einsame Spitze. Schmeißt du immer die Möbel auf die Straße, wenn du irgendwo zu Gast bist?«
    Sie war fast nackt, trug nichts als die Winzigkeit eines dunkelblauen Höschens und ihre langen, schwarzen, seidigen Haare.
    »Ich rebelliere noch immer gegen meine Eltern, wenn ich so etwas tue«, erklärte er. »Der Seelenklempner hat gesagt, es wird dann kritisch, wenn ich anfange, zuerst die Möbel und anschließend die Leute aus dem Fenster zu schmeißen. Ich habe also noch ein paar Versuche.«
    »Ich fliege gegen vierzehn Uhr heimwärts, ich habe mich eben erkundigt. Kannst du meine Waffe der Residentur zurückgeben, bitte? Und jetzt möchte ich was essen.«
    »Das trifft sich gut. Hier?«
    »Hier«, nickte sie.
    »Was willst du?«
    »Ein großes Steak mit Pommes frites und jede Menge Eis.«
    »Ich will Fisch. Hai, zum Beispiel, wäre gut. In Seoul isst man Fisch. Und dann auch jede Menge Eis. Du siehst wie eine Prinzessin aus.«
    Svenja schlug den Aktenordner zu und legte ihn auf den Fußboden. »Sie schreibt über Raketen wie andere Frauen über Kochrezepte«, stellte sie fest und stand auf. Sie kam auf ihn zu und stieß ihm mit beiden Händen gegen die Brust, sodass er zwei Schritte zurückstolperte. Sie folgte ihm und schubste ihn noch einmal sanft, bis er gegen ein kleines Sesselchen mit geschwungenen Beinen stieß, dessen hölzerne Umrandungen golden belegt waren.
    Er ließ sich in den Sessel fallen und sagte: »So behandelt man aber keinen Mann, der gerade von einer gefährlichen Mission nach Hause kommt und völlig entkräftet ist.«
    »Angeber«, sagte sie und setzte sich rittlings auf seinen Schoß. Dann wurde sie ganz sanft und weich und flüsterte: »Ich mag dich schon sehr.«
    Sie küssten sich lange und

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