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Bruderdienst: Roman (German Edition)

Bruderdienst: Roman (German Edition)

Titel: Bruderdienst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Stock links. Du sollst das Geld hinter einer Ausgabe von Shakespeares gesammelten Werken im Arbeitszimmer im ersten Regal links neben der Tür, dritte Reihe von oben deponieren. Bis dann.«
    Sie ging los, wechselte die Straßenseite, schritt zielstrebig auf das Haus zu, sah einen Moment auf die Klingelschilder, drückte einen Knopf und starrte dann an der Fassade herauf.
    Die Frau, die aus der Haustür kam, machte einen leicht gestressten Eindruck. Sie sah Svenja, begann freudig zu lachen, breitete die Arme aus, und dann folgte eine wilde Begrüßung, wie sie uralten Freundinnen zustand.
    Müller beobachtete die Straße und rührte sich nicht.
    Zuerst entdeckte er zwei Männer, die sich miteinander unterhielten. Sie wandten eine unendliche Sekunde lang den beiden Frauen die Köpfe zu und starrten sie über die Fahrbahn hinweg an. Dann erschien eine junge Frau, die hastig aus einem kleinen roten Auto stieg, dicht an den beiden Männern vorbeiging und dabei deutlich erkennbar irgendetwas sagte. Danach verschwand sie wieder in ihrem Auto, und Müller sah, wie die zwei Männer den beiden Frauen folgten.
    Müller setzte sich mit der weißen Plastiktasche in Bewegung und ging direkt über die Straße auf das Haus zu. Wie abgemacht, hatte die Wissenschaftlerin den Schlüssel stecken lassen, Müller klickte die Tür auf, zog den Schlüssel ab und drückte die Tür hinter sich zu. Im Treppenhaus war es kühl und still. Er stieg langsam in den ersten Stock und musste eine Weile probieren, ehe er den passenden Schlüssel fand.
    Die Wohnung war hell und geräumig, und sämtliche Wände waren vom Boden bis zur Decke mit Bücherregalen ausgefüllt. In der Ecke stand ein Tritt, mit dem man die obersten Regalfächer erreichen konnte. Der größte Raum, der zur Straße hin lag, war wohl ihr Arbeitszimmer, ein chaotisches Durcheinander von Aktenordnern und Papierstapeln, von Büchern und Unterlagen in allen Farben. Auf vielen Papieren prangte das Wort SECRET. In einer Nische stand ein goldfarbener Buddha, umrankt von Efeu und roten Plastikrosen.
    Das Geld zuerst.
    Den Shakespeare zu entdecken, war nicht schwer, allerdings brauchte Müller den Tritt, um zur dritten Reihe von oben langen zu können. Er nahm vier Bände heraus, damit er die kleinen Geldpakete dicht an der Wand unterbringen konnte, und stellte die Bücher anschließend wieder davor. Sicherheitshalber legte er aus einem benachbarten Regal noch ein sehr schweres Buch oben auf die Geldbündel, sodass man sie auf keinen Fall sehen konnte.
    Es gab zwei komplette Computerstationen in dem Raum: Rechner, Bildschirme und Laserdrucker.
    Das, was er suchte, lag neben dem zweiten Arbeitsplatz nahe dem Fenster. Das Dossier mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen über die nordkoreanische Raketenproduktion war in einem großen grauen Aktenordner ohne Beschriftung. Müller schlug ihn auf, um sich noch einmal zu vergewissern, und hatte dann Mühe, den Ordner in der weißen Plastiktasche zu verstauen.
    Er nahm das Handy und sagte: »Okay. Ich bin fertig. Hast du eure beiden Beschatter im Blick? Ich komme jetzt.«
    Sie hatten eine stehende Verbindung.
    Svenjas Stimme kam zischend: »Geht nicht. Ich glaube, einer ist wieder zurückgegangen. Vermutlich hat er sich am Haus in Position gebracht.«
    »Alles klar. Könnt ihr in fünf Minuten zurück sein? Ich sorge für einen Aufruhr auf der Straße. Wenn ich dann runterkomme, nimmst du mir die Tasche ab. Sag deiner Wissenschaftlerin, sie soll sich nicht beunruhigen, sie soll sich einfach möglichst laut empören und rumlamentieren.«
    »Ist in Ordnung, ich warte unten auf die Tasche«, sagte Svenja.
    Müller wartete fünf Minuten, dann stellte er die Plastiktasche neben die Wohnungstür, ging in das Arbeitszimmer zurück, nahm einen kleinen roten Samtsessel, der unter einer Stehlampe stand, und rammte das Möbelstück mit aller Gewalt durch das geschlossene Fenster zur Straße. Er sah nicht hinterher, hörte aber Reifen quietschen und irgendwelche Blechteile aufeinanderprallen. Es war ein Heidenlärm. Und um noch eins draufzusetzen, nahm er einen der Schreibtischstühle und warf ihn hinterher.
    Dann schnappte er sich die Plastiktasche, zog den Schlüssel aus der Wohnungstür, ließ die Tür angelehnt und trat hinaus in das Treppenhaus. Mit der Tasche in der Hand sprintete er die Treppen hinauf in den dritten Stock. Er konnte nicht sehen, was auf der Straße vor sich ging, weil es dort keine Fenster gab.
    Plötzlich vernahm er ein scharfes,

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