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Bruderdienst: Roman (German Edition)

Bruderdienst: Roman (German Edition)

Titel: Bruderdienst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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immer noch besoffen und behauptet, er fahre strikt geradeaus und dann, nach anderthalb Stunden, strikt auf Nordkurs. Das Ganze hat die Qualität eines Schulausfluges, der mit einem kaputten Bus endet. Ich bin nur von Idioten umgeben. Und was wollen Sie jetzt?«
    »Sie warnen«, antwortete Sowinski geradeheraus.
    »Warnen wovor?«
    »Das wissen wir noch nicht. Wir nehmen an, dass es eng werden kann. Das muss nicht so kommen, aber es ist möglich.«
    Eine Weile sagte Müller nichts. Dann fragte er: »Wie kommen Sie darauf?«
    »Svenja sagt, dass ihre Mission nach Nordkorea vor mehr als einem Jahr professionell so gut wie gar nicht vorbereitet war. Und da kam uns die Idee, Ihnen zu sagen, dass der Wolf auch bei Ihnen im Schafspelz daherkommen kann.«
    »Ich passe auf«, versprach Müller. »Und Sie haben keine Details?«
    »Keine Details. Wir wissen einfach noch nichts. Irgendwelche besonderen Vorkommnisse bei Ihnen?«
    »Nein, keine. Mein Skipper hat mir vor ein paar Minuten erzählt, dass möglicherweise ein U-Boot der Nordkoreaner auftauchen kann. Das passiert schon mal in diesen Breiten, sagt er. Aber er hat mir versprochen, wenigstens das Steuerhäuschen sauber zu machen, nachdem er sich eine halbe Stunde lang dort entleert hat. Es soll nämlich bald regnen.«
    »Und wer sagt das?«
    »Na, mein Skipper.«
    »Dann haben Sie doch wenigstens den Wetterdienst«, sagte Krause beruhigend. »Und Sie können im Notfall Mayday rufen.«
    »Oh nein, nein, so exklusiv sind wir hier nicht. Er hat nicht mal ein Radio an Bord, und von Funk keine Spur. Nur einen Tauchsieder und diesen knallharten amerikanischen Pulverkaffee, der einem jede Hoffnung raubt.«
    »Aha«, sagte Sowinski. »Eine Luxuskreuzfahrt also. Na dann, weiterhin viel Vergnügen.«
    »Sie mich auch!«, schloss Müller muffig.
    Fürs Erste mussten sich die drei damit zufriedengeben. Wenn Müller hochgradig angespannt in eine Operation ging, launisch wirkte, an tausend Kleinigkeiten rumnörgelte, jeden in seinem Umfeld einen Idioten schimpfte, konnte man ganz sicher sein, dass er nicht zu überraschen war.

SIEBTES KAPITEL
     
    »Die Insel liegt geradeaus«, beharrte der Skipper.
    »Ich sehe sie nicht«, sagte Müller.
    »Sie ist aber da. Noch zwanzig, dreißig Minuten.«
    »Wie oft hast du diese Tour hier schon gemacht?«, fragte Müller.
    »Ziemlich oft.«
    »Und wie oft war da ein U-Boot?«
    »Zweimal. Aber es gibt auch Schnellboote. Die sind richtig gut und scharf.«
    »Und was machen die Scharfen, wenn sie hier sind?«
    »Sie kommen und gucken, was ich so tue. Aber sie kommen nie auf mein Boot. Und jetzt mache ich uns eine Suppe. Nudelsuppe, ganz klasse, Mann.«
    »Von mir aus«, sagte Müller desinteressiert. Dann fragte er: »Sind wir hier eigentlich in nordkoreanischen Gewässern oder in internationalen?«
    »Eigentlich international, aber das legen die Nordkoreaner sehr weit aus. Mal international, mal nordkoreanisch. Wie es ihnen eben gefällt.«
    Der Skipper suchte irgendetwas an Deck zwischen all dem unbrauchbaren, rostenden Gerät. Dann fand er es – eine rote Gaspatrone. Er stellte sie unter ein kleines Dreibein, darauf ein Stück Metallgitter. Dann machte er zwei Dosen auf und stellte sie auf das Gitter. Die Flamme zischte hoch.
    »Arbeitest du für den Geheimdienst?«, fragte Müller.
    »Ich bin freier Unternehmer«, gab er zur Antwort und lachte dazu. Dann machte er zwei Schritte in seinen Steuerstand und schaltete den Motor ab.
    Müller war augenblicklich unruhig. »Was soll das?«
    »Pause«, sagte der Skipper und lächelte freundlich. »Hart arbeitende Männer brauchen Pausen. Jedenfalls hier. Und wenn sie uns entdecken, ist es besser, wenn wir dümpeln.«
    Er ging zu einer hölzernen Luke unmittelbar hinter dem Steuerhaus, die etwa ein mal ein Meter groß war, und hob sie hoch. Er winkte Müller zu sich.
    »Wenn ein Schnellboot kommt, gehst du hier rein, und ich lege den Deckel drauf.«
    Müller starrte auf die Maschine des Bootes. Es war eine funkelhagelneue Yamaha, und er schätzte, dass sie zweihundert PS freisetzen konnte. Müller musste unwillkürlich grinsen, das war eine Aussicht, die ihm gefiel.
    »Dann brauche ich hundert Dollar, am besten in kleinen Scheinen. Ich gebe das den Leuten vom Schnellboot, und wir können machen, was wir wollen. So läuft das hier.«
    »Okay«, nickte Müller und holte Geld aus einer der vielen Taschen seiner Weste. Das war eine klare professionelle Ansage, auf diesem Boden war er zu Hause. Und

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