Bruderschaft der Unsterblichen
t schelndem Gang und kleidungsmäßig zu sehr herausg e putzt; sein Vater war völlig unscheinbar, ein kleiner Mann mit einem traurigen Gesichtsausdruck , der oft seufzte. Sie sahen beide viel zu alt für Eli aus. Sie mü s sen ihn erst mit fünfunddreißig oder vierzig bekommen haben. Dann war da mein Vater, der so aussieht wie ich in meiner Vorstellung in fünfundzwanzig Jahren – glatte, rosafarbene Wangen, dichtes Haar, das sich im Übe r gangsstadium zwischen blond und grau befindet, einen vermögenden Zug um die Augen. Ein großer Mann, ein schöner Mann, der Finanzdirektor-Typ. Mit ihm war Saybrook gekommen, seine Frau, die, glaube ich, ach t unddreißig ist, aber zehn Jahre jünger wirkt; sie ist groß, hat gepflegte, lange, glatte blonde Haare, einen athlet i schen Körper mit großen Knochen, der Typ des weibl i chen Fuchsjagdhunds. Man stelle sich nur einmal diese Gesellschaft unter einem Sonnenschirm auf dem Hof vor, wie sie sich bemühen, Konversation zu machen. Mrs. Steinfeld versuchte, Oliver zu bemuttern, den armen, li e ben Waisenjungen. Mr. Steinfeld starrte entsetzt auf den 450-Dollar-Samtanzug meines Vaters. Neds Mutter kriegte überhaupt nichts mit, verstand weder ihren Sohn noch seine Freunde, noch deren Eltern, noch irgendeinen anderen Aspekt des zwanzigsten Jahrhunderts. Saybrook gab sich ganz herzlich, wie eine Pferdeliebhaberin, und plauderte fröhlich über Wohltätigkeitsveranstaltungen und das bevorstehende Debüt ihrer Stieftochter. („Ist sie eine Schauspielerin?“ fragte Mrs. Steinfeld verblüfft. „Ich meine ihren großen Debütantinnenball“, sagte Sa y brook ebenso verblüfft.) Mein Vater studierte oft intensiv seine Fingernägel und sah verwundert auf die Steinfelds und Eli und wollte es einfach nicht glauben. Mr. Stei n feld wollte Konversation betreiben und sprach mit me i nem Vater über die Effektenbörse. Mr. Steinfeld besitzt keine Aktien, aber er liest die Times sehr sorgfältig. Mein Vater hat keine Ahnung von der Börse; solange die Div i denden regelmäßig eintreffen, ist er zufrieden; davon abgesehen gehört es zu seiner Weltanschauung, niemals über Geld zu reden. Er gibt Saybrook ein Signal, die flink das Thema wechselt und uns davon berichtet, daß sie Vorsitzende eines Komitees ist, welches einen Fond für palästinensische Flüchtlinge gegründet hat. Sie wissen doch, sagt sie, das sind die, die von Juden vertrieben wurden, als Israel gegründet wurde. Mrs. Steinfeld keucht. So etwas vor einem Mitglied der Hadassah zu sagen! Mein Vater zeigt jetzt über den Hof auf einen ausgesucht langhaarigen Kommilitonen, der sich gerade umgedreht hat, und sagt: „Ich hätte schwören können, daß dieser Bursche ein Mädchen sei, bis er sich hierhe r gedreht hat.“ Oliver, der sich das Haar bis auf die Schu l ter hat wachsen lassen, vermutlich um zu zeigen, was er von Kansas hält, bedenkt meinen Vater mit seinem kält e sten Lächeln. Unverzagt, oder vielleicht hat er gar nichts bemerkt, fährt mein Vater fort: „Ich mag mich da ja irren, aber ich kann einfach nicht anders, als bei den meisten dieser jungen Männer mit den wallenden Locken zu ve r muten, daß sie, na Sie wissen schon, homosexuell vera n lagt sind.“ Ned muß darüber laut lachen. Neds Mutter läuft rot an und hustet nicht etwa, weil sie weiß, daß ihr Sohn schwul ist (sie weiß es nicht – diese Vorstellung wäre unglaublich für sie), sondern weil dieser vornehm aussehende Mr. Winchester so ein anstößiges Wort bei Tisch gebraucht hat. Die Steinfelds, die sehr rasch b e greifen, sehen erst Ned an, dann Eli und dann sich selbst – eine ziemlich komplexe Art der Reaktion. Ist ihr Sohn auch sicher mit so einem Zimmergenossen? Mein Vater kann gar nicht begreifen, was seine beiläufige Beme r kung angerichtet hat, und weiß nicht, wie und wofür er sich entschuldigen soll. Er runzelte die Stirn, und Sa y brook flüsterte ihm etwas zu – tz, tz, Saybrook! Flüstern in der Öffentlichkeit, was würde Emily Post dazu sagen? Und er antwortet, knallrot wie eine Tomate, der Ton n ä hert sich dem Infrarot. „Vielleicht sollten wir Wein bestellen“, sagt er laut, um seine Konfusion zu verbergen und winkt gebieterisch einem studentischen Kellner. „Haben Sie Chassagne-Montrachet ’69?“ fragte er. „Bi t te?“ antwortet der Kellner bestürzt. Dann wird ein Ei s kelch gebracht, der eine Flasche Liebfrauenmilch zu drei Dollar enthält, das Beste, was man anzubieten hat. Mein Vater bezahlt mit einem
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