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Bruderschaft der Unsterblichen

Bruderschaft der Unsterblichen

Titel: Bruderschaft der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Damit stehen wir beide auf dem gleichen Stand. Wir haben beide etwas als Garantie in der Hand, damit es keinen Klatsch gibt.“
    „Die Person, von der man erwartet, daß ich ihr beic h te“, sagte ich, „heißt Eli. Nicht du, sondern Eli.“
    „Also keinen Handel?“
    „Nein.“
    Timothy verfiel wieder in Schweigen, diesmal sogar noch länger. Endlich blickte er auf. Seine Augen e r schreckten mich. Er befeuchtete die Lippen, seine Kiefer mahlten, aber kein Wort kam heraus. Er schien am Rande einer Panik zu stehen, und etwas von dieser Angst färbte auch auf mich ab; ich fühlte mich unbequem und war unruhig, überall schien es mich zu jucken und auf ung e mütliche Weise kam es mir so vor, als hätte sich ein eng anhaftender Schleier der Erregung über mich gelegt.
    Schließlich zwang er ein paar Worte heraus. „Du kennst doch meine Schwester“, sagte er.
    Ja, ich kannte seine Schwester, hatte sie schon ein paarmal gesehen, als Timothy mich in den Weihnachtsf e rien mit zu sich nach Hause genommen hatte. Sie war drei oder vier Jahre jünger als er, eine langbeinige Blo n dine, die recht gut aussah, aber nicht allzu gescheit war: eine Margo ohne Margos Persönlichkeit. Timothys Schwester war ein typisches Wellesley-Mädchen, die stereotype Junior-League-Wohltätigkeitsveranstaltung-Debütantin, die obligate Tennis-, Golf- und Reitpartn e rin. Sie hatte eine tolle Figur, aber andererseits wirkte sie auf mich kein bißchen attraktiv, denn ich wurde von ihrer Geschniegeltheit, ihrem Bewußtsein des Reichtums und ihrer Ausstrahlung von Rühr-mich-nicht-an-Jungfräulich keit abgestoßen. Ich glaube nicht, daß Jun g frauen wahnsinnig aufregend sind. Diese hier vermittelte einem deutlich den Eindruck, sie stehe meilenweit über solch niedrigen und vulgären Dingen wie Sex. Ich konnte mir genau vorstellen, wie sie sich mit affektiertem To n fall an ihren Verlobten wenden würde, wenn der arme Tropf gerade versuchte, seine Hand unter ihre Bluse zu b e kom men: „Ach, Darling, sei doch bitte nicht so ungeh o belt!“ Ich bezweifle, daß sie sich sonderlich viel mehr aus mir machte als ich mir aus ihr. Meine Kansas-Herkunft gab mir das Image eines Holzfällers, und mein Vater war nicht in den richtigen Clubs gewesen und ich nicht in der richtigen Kirche. Mein totaler Mangel an allen Auswe i sen der Oberklasse ließ mich in die sehr große Klasse von männlichen Wesen plumpsen, die von Mädchen ihrer Sorte einfach nicht als mögliche Begle i ter, Liebhaber oder Ehemänner in Betracht gezogen we r den. Für sie war ich nur ein Teil des Inventars, wie der Gärtner oder ein Stallbursche. „Ja“, sagte ich, „ich kenne deine Schw e ster.“
    Timothy starrte mich eine halbe Ewigkeit lang an.
    „In meinen letzten Jahren auf der Schule“, sagte er mit einer Stimme, die so hohl und rauh wie ein verlassenes Grab klang, „habe ich sie vergewaltigt, Oliver. Ich habe sie vergewaltigt!“
    Wahrscheinlich erwartete er nach diesem Bekenntnis, daß der Himmel sich öffnen und Blitze hinunterschle u dern würde. Zumindest schien er von mir zu erwarten, daß ich zurückprallen, meine Augen bedecken und ausr u fen würde, diese schockierenden Worte würden mich vernichten. Aber eigentlich war ich doch etwas übe r rascht, zum einen von der Tatsache, daß Timothy sich überhaupt mit einer solch unwürdigen Sache beschäftigt hatte, und zum anderen, daß ihm, als er es ihr besorgt hatte, überhaupt keine Konsequenzen daraus erwachsen waren – wie zum Beispiel, daß man ihn mit der Peitsche geschlagen hätte, als die ganze Familie aufgeschreckt von ihren Schreien, herbeigestürzt war. Und ich mußte mein Bild von ihr überdenken, jetzt, da ich wußte, daß der Schwanz ihres Bruders zwischen ihre hochmütigen Schenkel gestoßen war. Aber ansonsten war ich keine s wegs überrascht. Da, wo ich herstamme, treibt die allg e genwärtige, übermächtige Langeweile die Jugendlichen oft in den Inzest oder in noch schlimmere Sachen; und obwohl ich meine Schwester nie gebumst habe, kannte ich jede Menge junger Burschen, die mit ihren Schw e stern geschlafen haben. Es war lediglich ein Mangel an Neigung, kein örtliches Tabu, der mich dazu brachte, meine schmutzigen Finger von meiner Schwester zu la s sen. Klar, für Timothy war das eine ziemlich ernste S a che, und so hüllte ich mich weiter in respektvolles Schweigen und setzte eine besorgte und bekümmerte Miene auf, als er mir seine Geschichte erzählte.
    Zuerst sprach er nur zögernd,

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