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Bruderschatten

Bruderschatten

Titel: Bruderschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Bechtheim
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Nachahmungstäter, denn Vera Schnitter und Claudia Langhoff waren auf dieselbe Weise getötet und zugerichtet worden wie Koslowskis Opfer.
    Kortner suchte Leo, weil er davon ausging, dass er der Nachahmungstäter war. Aus welchen Gründen Kortner damals auch meine Mutter gedeckt und Leo den Mord untergeschoben hatte, Claudia hatte da noch gelebt. Es musste für ihn ein Schlag gewesen sein, als man Claudias Leiche fand und alles auf Leo hinwies, dem er, so wurde mir jetzt klar, mit zur Flucht verholfen hatte.
    Für den Mord an Charles sollte niemand ins Gefängnis gehen, so hatten es Kortner und meine Mutter wohl geplant. Und es musste Kortner so scheinen, als hätte Leo das als Freibrief verstanden und Claudia in dem Wissen umgebracht, dass er das Land ohnehin verlassen würde. Doch wenn das stimmte, dann kannte Leo Koslowskis Vorgehen und dann gab es zwischen den beiden irgendeine vielleicht sogar persönliche Verbindung – und diese Vorstellung war ein Alptraum.
    Koslowski hatte die Situation richtig eingeschätzt: Leo würde seine Verhaftung durch Kortner nicht überleben, weil er der Beweis dafür war, dass Kortner einen Mordfall manipuliert hatte.
    Koslowski aber, in seiner Eitelkeit und Arroganz, hatte nicht ertragen, dass derjenige, der seine Methode nachahmte, nie geschnappt worden war. Koslowski hatte sich umgebracht, aber er hatte mir seine Informationen zugespielt, damit ich dafür sorgte, dass der Nachahmungstäter geschnappt wurde. Und auch Koslowski hielt meinen Bruder für den Täter.
    Kortner war hinter Leo her, und Carsten Unruh wollte Kortner wegen Amtsmissbrauchs überführen und den Fall ohne ihn lösen.
    Plötzlich begriff ich, warum Cornelius und ich in Koslowskis Aktenordner bis auf Peter Bartels nichts gefunden hatten.
    Seine Unterlagen waren Kopien von Kortners Ermittlungsakte – und die war manipuliert. Ich musste also zunächst irgendwie an Kortners tatsächliche Ermittlungsergebnisse kommen – wenn er die nicht längst vernichtet hatte.
    Mir dröhnte der Kopf.

44
    Mein Vater war auf dem Friedhof, Max und Chris spielten im Wohnzimmer Mario Kart , wie ich schon beim Betreten des Flurs hörte. Motoren röhrten, Bremsen quietschten, und die Jungs kreischten, als würden sie Sebastian Vettel und Nico Rosberg live auf dem Hockenheimring erleben.
    Als ich »Hallo« rief, kam keine Reaktion. Dann erlosch der Fernseher, und die Konsolen flogen in die Sofaecke. Ich stand in der Tür zur Küche und staunte. Die Ruhe war mir unheimlich, da war etwas im Busch.
    »Wir haben Hunger«, sagte Chris. Ich ahnte, worum es ging.
    »Adam kocht nachher«, sagte ich gelassen. »Es dauert nicht mehr lange.«
    »Heute ist Sonntag«, sagte Chris.
    »Ja«, sagte Max, »und sonntags fährt Chris mit seinem Papa immer zu McDonalds.« Die Stimme meines Sohnes hatte einen vorwurfsvollen Unterton.
    »Wir nicht«, sagte ich.
    »Warum nicht?«, fragte Max. Ich hasste Warum-Fragen. Sie zogen erfahrungsgemäß ein Dutzend weitere nach sich.
    »Weil Adam heute Bratkartoffeln und Buntbarsch macht.«
    »Warum kann er die nicht morgen machen?«, fragte Chris.
    »Weil er sie nicht morgen, sondern heute macht.«
    »Warum können wir nicht zu McDonalds und später trotzdem Bratkartoffeln essen?«
    »Weil McDonalds ungesund ist. Deshalb.«
    »Ist es nicht«, sagte Chris. »Es gibt auch Salat.«
    Ich runzelte die Stirn. »Wer sagt, dass McDonald gesund ist?«
    »Mein Papa«, sagte Chris.
    »Dein Papa?« Max staunte. »Cool.«
    »Dein Papa versteht offensichtlich nichts von gesunder Ernährung«, sagte ich.
    »Mein Papa sagt, du kannst nicht kochen.«
    Max sah Chris mit halb offenem Mund an. Dann schaute er zu mir und grinste wie ein Honigkuchenpferd.
    »Untersteh dich«, sagte ich zu Max. »Kein falsches Wort jetzt. Ich kann nur einige Dinge nicht kochen.«
    »Du kannst nur Spaghetti kochen«, sagte Max, eifrig sein neues Vorbild nachahmend. »Mehr kann sie echt nicht«, wandte er sich an Chris mit einer Stimme, die den ernsten Ausdruck Erwachsener nachahmte und die davon zeugte, dass er innerlich den Kopf über seine missratene Mutter schüttelte.
    »Auf jeden Fall gehen wir nicht zu McDonald«, sagte ich bestimmt.
    »Wir können fahren.« Chris schaute mich ernst an.
    »Ich glaube, dein Vater holt dich gleich ab«, wich ich aus.
    »Nein«, sagte Chris. »Er hat angerufen. Er kommt später.«
    Max stupste Chris in die Seite. Sie grinsten einander an. Kinderverschwörung. Dennoch fragte ich genau das, was Millionen von Eltern

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