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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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m…«
    »Nimm dir Zeit, Daniel«, sagte Miss Tulipa.
    »Ich m-m-möchte gerne in der M-M-Major-League spielen«,
    platzte ich heraus.
    Miss Tulipas Lächeln glitzerte wie der Lüster über dem
    Tisch. »Aber natürlich möchtest du das.«
    »Er ist noch ein Kind«, sagte Ma. »Er braucht eine solide
    Arbeit.«
    Der Colonel entschuldigte sich bereits und zog sich in die
    Bibliothek zurück, doch Miss Tulipa nickte. »Eichen fangen
    als Eicheln an und Major-Leaguers als Minor-Leaguers. Alles
    muß reifen, Daniel.«
    Ich begriff, was sie meinte. Daß ich in die Major-League
    wollte, hieß noch lange nicht, daß ich dort auch anfing. Also
    sperrte der Doofmann mit dem Sprachproblem den Mund auf.
    Die Zunge fühlte sich an wie ein runzliger Waschlappen.
    Mama sah meine Panik, meine Unterlippe, die wie Gelee
    bebte.
    »Sie meinen, er sei gut genug für den Profi-Baseball?«
    »Laurel, Laurel, meine Liebe, der Junge ist begabt. Ihm die Chance zu verwehren, sein Talent zu entwickeln, wäre
    grausam. Man stelle sich vor, aus Di-Maggio wäre bloß wieder
    ∗
    ein Fischer von San Francisco geworden?«
    »Er wäre bestimmt ein guter Fischer geworden.«
    »Natürlich, Laurel. Aber er wäre doch praktisch unsichtbar
    geblieben. Der Verlust für unser nationales Erbe, nicht
    auszudenken.«

    ∗ Anspielung auf die italienische Gemeinde des Stadtteils Fisherman’s Wharf (Fischereihafen)

    »Viele Wenn und Aber«, sagte Ma. »Warum sich so viele
    Gedanken machen.«
    Miss Tulipa schwieg ein Weilchen, dann sagte sie: »Daniel
    sollte bei den Hellbenders in meiner alten Heimatstadt
    unterschreiben. Mein Bruder Jordan« – Tulipa sagte JAR-dan –
    »wird ihm fünfundsiebzig Dollar pro Monat zahlen,
    fünfundzwanzig mehr als er als einfacher Soldat bekäme.
    Jordan wird sich auch um Unterkunft und Ausbildung
    kümmern. Dieser verdammte Krieg hat die Major-Leagues
    förmlich dezimiert. Wenn Daniel gut ist, könnte er schneller
    den Flanell der Major-League tragen als Sie denken, liebe
    Laurel.«
    Colonel Elshtain, der jetzt ein echtes Ascot-Halstuch* trug,
    kam ins Eßzimmer zurück. »Die Army hat den Sold erhöht.
    Daniel würde sechzig im Monat verdienen, auch als gemeiner Soldat. Und Privilegien, wie…«
    »Bitte, Clyde. Falls du vorhast, aus ihm einen Soldaten zu
    machen, vergiß nicht, daß er womöglich untauglich ist.«
    »Wo liegt das Problem? Er wird doch noch mit einem
    Karabiner umgehen können.«
    »Du vergißt sein… sein Handicap.«
    »Schick ihn zur Marine. In deine eigene Kaserne, nach Camp
    Penticuff. Die Ausbilder werden ihn schon kurieren.«
    Miss Tulipa explodierte. »Wie viele junge Männer willst du
    noch als Kanonenfutter verschiffen? Willst du sie alle loswerden?«
    »Bei uns steht jetzt mehr auf dem Spiel als irgendein Minor-
    League-Wimpel.« Die Lippen des Colonel waren so bleich wie
    zwei tagealte Fischköder.
    »Wenn das patriotischer Eifer ist«, sagte Miss Tulipa, »dann
    frage ich mich, wieso du immer noch im einstweiligen
    Ruhestand bist?«

    Der Colonel reckte das Kinn. »Vielleicht sollte ich das
    ändern.« Er kehrte zu seinem schrägen Grammophon zurück
    und ließ die Paneeltüre zwischen sich und uns gleiten. Man
    konnte die Musik noch hören, die wie ein Pulk schläfriger
    Hummeln die Tonleiter rauf- und runtersummte.
    »Laurel, was meinen Sie?« sagte Miss Tulipa und war wieder
    ganz die charmante Schöne aus dem Süden. »Würden Sie
    Daniel erlauben, den Vertrag zu unterzeichnen, falls Jordan ihn für talentiert hält?«
    »Danny wäre High-School-Absolvent«, sagte Mama. »Er
    kann dann tun und lassen, was er will.«
    Ich kämpfte um die letzte Frage, die ich am Tisch der
    Elshtains gestellt habe. »Welcher N-N-Nachwuchsverein?«
    »Wie bitte?« sagte Miss Tulipa. »Oh. Der Verein. Die
    Hellbenders gehören zu Philadelphia. Spielt das eine Rolle?«
    Kaum. Soweit ich wußte, hatte sich noch kein Verein für die
    Red Stix interessiert. Trotzdem traf mich der Name
    Philadelphia wie ein Medizinball mit Betonfüllung.
    Philadelphia hatte zwei große Ligavereine, die Athletics in der American League und die Phillies in der National League.
    Beide Vereine stanken zum Himmel. Sie kamen seit Jahren
    regelmäßig in die Endrunde, die Athletics seit drei Jahren und die Phillies seit fünf. ‘42 hatten die Phillies als einziger Major-League-Verein über hundert Spiele verloren. Wenn es eine
    amerikanische Stadt gab, die den Namen Loserville verdiente,
    dann war es Philadelphia.
    »Oh«, sagte Miss

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