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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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diese durstigen Zwillinge im Bauch gehabt und nicht das kleine Mädchen, das
    schon tot war. Sie hatte soviel Milch, daß das Nachthemd naß
    wurde, auch das Bettzeug und die Kleider am Tag. Sie müssen etwas tun! sagte Mister JayMac zu Dr. Sellers. Wenn nicht, bekommen Sie kein Geld.
    Also spurte Dr. Sellers. Er redete Miss Giselle gut zu, tröstete sie und verhätschelte sie fast, aber Miss Giselle wurde aus
    irgendeinem Grund wieder rückfällig. Sie bekam wieder
    Fieber. Und weil sie mit Gedanken in Kanaan war, da machten
    Brüste nur noch mehr Milch. Der Doktor sagte Mister JayMac,
    daß sie durch das Problem mit der Plazenta nie mehr
    schwanger werden könnte, egal wie Mister JayMac sich ins
    Zeug legen würde, und daß er, der Doktor, daran nichts ändern
    könnte. Mister JayMac blieb ganz ruhig und bat den Doktor
    nur, ihren Milchfluß zu lindern und sie aus dem Delirium
    zurückzuholen.
    So wie Dinge lagen und so deprimiert, wie Mister JayMac
    war, muß Dr. Sellers gedacht haben, er kann tun, was er will,
    wenn es nur hilft. Und das hat er getan. Er schleppte diese zwei hungrigen Bluetick-Welpen an und legte sie an Miss Giselles
    Brüste. Die Hündchen hatten den Bauch voller Leberflecken
    und so zusammengedrückte Schnauzen, daß sie aussahen wie

    häßliche alte Männlein. Als der Doktor sie an Miss Giselles
    Brustwarzen setzte, damit sie tranken, da haben sie ein bißchen wild gekratzt und gewühlt und die arme, fiebernde Frau
    gequält.
    Mister JayMac kam nach Hause. Er hörte die Hündchen
    winseln und seine Frau unter den spitzen Milchzähnchen
    schreien. Er stürmte ins Zimmer und schleuderte den Doktor
    zu Boden. Brachte ihm eine Platzwunde vom Kinn bis zum
    Ohr bei, mit dem Gürtel. Warf den Mann aus dem Haus, die
    Stufen runter. Dr. Sellers zog nach Alabama – nach Fairhope,
    glaub ich. Miss Giselles Wunde heilte nicht. Sie konnte kein
    Kind mehr kriegen, ob Mädchen oder Junge. Die kleinen
    Narben an ihren Brüsten blieben ihr lange ein Rätsel.«
    Mein Topf glänzte inwendig wie ein Kanonenrohr, die Hände
    taten mir weh vom Scheuern.
    »Das ist eine Highbridge-Story. Eine Mister Jay-Mac-und-
    Miss-Giselle-Story. Damals hab ich noch nicht für sie
    gearbeitet, aber die Sache machte rasch die Runde. Miss
    Giselle war eine der letzten, die davon erfuhr, und sie leidet wahrscheinlich heute noch darunter, was dieser verrückte
    Doktor ihr angetan hat – erst nach der Geburt des Babys und
    dann, nachdem das arme Ding gestorben war.«
    An der abgeschirmten Veranda schwatzten und flöteten die
    Grillen. Außen tanzten Leuchtkäfer und schalteten ihre
    Laternchen aus und an. Ein Käfer am Sims des Fensters, hinter
    dem Darius wohnte, leuchtete auf, stieg einen Fuß weit und
    verschwand im Lichtschein des Zimmers. Darius ging am
    Fenster vorbei. Für einen ganz kurzen Augenblick brannte der
    Leuchtkäfer ein Loch in den dunklen Schemen. Kizzy stand
    neben mir, und beide starrten wir angestrengt durch den
    Fliegendraht der Veranda. Geißblatt verströmte seinen milden
    Duft in den Hof, und ringsherum hing eine Nacht aus
    überreifen Muskatellertrauben.

    »Dieser Darius«, sagte Kizzy, »er macht sie nur noch
    verbitterter.«
    Ich sah Kizzy ins Gesicht.
    »Warum?« sagte sie. »Weil er das älteste Kind von Mister
    JayMac ist.«

    28

    AM NÄCHSTEN TAG, NACH EINEM leichten Training im Stadion,
    borgte Jumbo sich wieder den Caddy – kein anderer genoß
    solche Privilegien – und fuhr nach Alabama. Wozu? Er hatte
    keinen Verwandten in Alabama, auch wenn er in dieser Sache
    schon mal gekohlt hatte (falls er danach nicht gekohlt hatte), und selbst ein kurzer Abstecher über die Staatsgrenze war kein Zuckerschlecken. An so einem schwülen Georgia-Tag würde
    ich lieber ein bißchen mehr Baseball spielen als stundenlang in einem kochendheißen Auto zu hocken.
    Oben auf unserer Bude hatte ich jede Menge Stoff zum
    Grübeln. Ma wäre fast dahintergekommen, daß ich wieder
    verstummt war. Zu allem Überfluß würden am Wochenende
    die Elshtains kommen, um die McKissics zu besuchen, und sie
    würden rasch spitzkriegen, was wir Ma am Telefon
    verheimlicht hatten. Ma würde das von den Elshtains erfahren
    und mir verzeihen, weil ich sie doch mit dieser Notlüge nur
    hatte schonen wollen, aber es war nicht auszuschließen, daß sie mich nach Tenkiller zitierte, um mich behandeln zu lassen und
    unter ihre fürsorglichen Fittiche zu nehmen.
    Ich wollte nicht aus Highbridge weg. Trotz der drückenden
    Sommerhitze,

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