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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Jumbo wohl kaum als
    Sprößling des Doktors durchgehen, aber – der Doktor hatte ihn gemacht, und wenn man jemanden zum Leben erweckt, dann
    ist man verantwortlich und muß ihm helfen, richtig? Es gibt
    Gesetze, die verbieten, daß man seine Kinder im Stich läßt.
    Die einen zwingen, regelmäßig Unterhalt zu zahlen. Da sieht
    Dr. F. doch reichlich alt aus, verglichen mit unseren säumigen Vätern, von denen manche ziemlich gute Gründe haben,
    warum sie nicht zahlen, und von denen viele ihre Kinder heiß
    und innig lieben, auch wenn sie nicht zahlen können. Doch der
    gute alte Dr. F. kümmert sich einen Dreck um seinen Sohn –
    Verzeihung, sein Geschöpf – dann verspricht er ihm in einer
    späten Anwandlung väterlicher Verantwortung eine Frau und
    bricht sein Versprechen wieder, indem er die Patchwork-Eva
    in Stücke schlägt.

    Während Jumbo schlief, wanderte ich endlos durchs Zimmer
    und wälzte dieses Zeug im Kopf. Ich war zu aufgedreht, um
    mich hinzulegen und mich von dem zehnstündigen
    Lesemarathon zu erholen. Und wenn er noch so jammerte, für
    Jumbos Daddy hatte ich nicht viel übrig…

    Beim Training an diesem Morgen spielten Jumbo, Muscles
    und ich wie Schlafwandler. An meiner Lahmarschigkeit –
    einmal kriegte ich einen Double-Play-Wurf von Junior genau
    auf die linke Brustwarze – war natürlich die Lektüre von
    Frankenstein schuld. Daß Jumbo so schlampig spielte, hatte auch damit zu tun. Schließlich hatte er mir so lange das
    Zimmer überlassen.
    Doch das lausige Spiel von Musselwhite war mir ein Rätsel –
    bis ich auf den unüberdachten Plätzen am Leftfield LaRaina
    Pharram mit Phoebe entdeckte. Der orange-rot-weiße
    Stoffdruck auf dem Kostüm von Miss LaRaina erinnerte an
    einen Löwen, der in einen Sonnenuntergang voller Kakadus
    springt. Sie hatte nur Augen für Musselwhite und rutschte hin
    und her auf ihrem Platz, damit sich ihr malerisches Kleid um
    die Waden wickelte und um so enger an die Schenkel
    schmiegte. Kein Wunder, daß Muscles schlappmachte. Ich
    hatte diese Nacht bloß gelesen und stand neben mir.
    »Nun hör aber auf!« sagte Phoebe, als das Theater nicht aufhörte. »Wie alt bist du eigentlich, Mama?«
    »Überleg dir, was du sagst«, meinte Miss LaRaina
    liebenswürdig.
    Phoebe stand auf und stolzierte zum Unterstand der
    Hellbenders. Nachdem sie mit Mister JayMac geredet hatte,
    stellte der sich auf die Holzschwelle des Unterstands und
    brüllte: »LaRaina, geh nach Hause! Du lenkst die Truppe ab!«

    »Glaubst du doch selbst nicht«, schrie Miss LaRaina zurück.
    »Der Haufen ist ja schlabbriger als ‘ne abgestandene Cola!«
    Doch nachdem sie Muscles (sehr zu Reese Curridens Verdruß)
    eine Kußhand zugeworfen hatte, nahm sie ihre Geldbörse aus
    dem Schoß und ging mit der Grazie einer Tänzerin von
    dannen.
    Schließlich trillerte Mister JayMac uns zusammen. »Ihr stinkt
    heute zum Himmel«, sagte er. »Ihr würdet ‘ne Steppenhexe*
    nicht mal mit dem Tennisnetz fangen. Ein paar von euch
    stinken schlimmer als die Kläranlage von Highbridge. Geht
    nach Hause! Morgen ist ein neuer Tag, und der ist besser als
    heute, oder ich verkaufe euch an Johnny Sayigh und wandere
    nach Kuba aus.« Er stapfte davon.
    Auf dem Parkplatz trafen Jumbo und ich am Braunen
    Bomber auf Phoebe. Sie trug einen Overall, Bebopschuhe und
    ein Hemd mit kurzen Schlotterärmeln, die aus ihren Armen
    Taglilienstengel machten.
    »Kommst du am Freitag, nach dem Spiel gegen Marble
    Springs, zum Dinner mit Mama und mir?« sagte sie. »Mama
    wär einverstanden.«
    Die Einladung überraschte mich. Brachte mich auch ein
    bißchen durcheinander. Ich wies mit dem Handrücken in
    Jumbos Magengegend. Er auch?
    Phoebe wurde rot. »Ich meinte dich, Danny«, sagte sie. »Es wäre… na ja, es würde…« Sie starrte auf ihre Bebopschuhe.
    Aus dem Bus drang ein rüdes Furzgeräusch, darauf häßliches
    Gelächter.
    Jumbo sagte: »Es wäre nicht schicklich für einen
    Junggesellen wie mich, in Ihrem Haus zu weilen, während Ihr
    Vater noch in der Fremde ist.«
    »Ihr Vater geht nicht fremd!« rief Turkey Sloan aus dem
    Busfenster. »Ein Käpten tut so was nicht!«
    »Kommst du?« fragte Phoebe.

    Garr. Ich hatte schon mal mit Phoebe und ihrer Mama
    diniert, und das war mir gar nicht runtergegangen wie eine
    Auster auf Bourbon. Und als Miss LaRaina gefragt hatte, wie
    es denn wohl sei, Jumbo zu küssen, hatte Phoebe gerufen:
    Mama, das ist ja ekelhaft! Aus Angst um die Ehe von Ma und Dad – oder weil sie

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