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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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schade, daß es heute nicht zum Einsatz kommt.«
    Die Überraschung stand mir im Gesicht geschrieben.

    »Stellen Sie es in den Ständer«, sagte Mister JayMac und
    zeigte in den Unterstand. Als ich mein Schlagholz versorgt
    hatte, sagte er: »Und bewegen Sie Ihren Hintern auf die Bank.«
    Ich setzte mich.
    Henry trottete peinlich berührt zum Rightfield, um mit
    Knowles Weitwurf zu spielen.
    »Sie spielen heute nicht, Mr. Boles«, fuhr Mister JayMac
    fort. Er kam in den Unterstand. »Sie haben den Zapfenstreich
    gebrochen. Sie haben meine Großnichte versetzt, die sich
    redlich bemüht hat, für Sie ein Dinner zu richten. Die Bank ist fürs Zuspätkommen. Dafür, daß Sie Phoebe so übel mitgespielt
    haben, trifft Sie meine ganze Verachtung. Gibt es auch nur das Geringste zu Ihrer Verteidigung zu sagen?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Gut. Und selbst wenn, Mr. Boles, es interessiert mich nicht
    die Bohne. Wollen Sie den dritten Grund hören, weshalb Sie heute nicht vor den Augen von Tulipa und ihrem Gatten
    spielen dürfen – vor Leuten, die Ihrer Mutter aus erster Hand von Ihren Heldentaten berichten könnten?«
    Ich starrte ihn nur an.
    »Nein, ich glaube nicht, daß Sie ihn hören wollen. Hören Sie
    ihn trotzdem. Sie haben in Begleitung von drei Männern, die es besser wissen sollten und deshalb noch sträflicher gehandelt
    haben als Sie, eine Gegend von Highbridge aufgesucht, die
    tabu ist für jeden Hellbender.«
    Ich starrte nur.
    »Mr. Curriden wird heute weder am Third noch als
    Ersatzmann antreten. Mr. Parris wird heute nicht werfen,
    weder als erster noch als Ablösung. Dasselbe gilt für Mr.
    Mariani. Vier Spieler im Aus dank der unbekümmerten
    Selbstgefälligkeit eines Mannes, dem ich vertraut habe, und
    den drei Schafsköpfen, die er als Komplizen hatte. Ich fange an zu begreifen, wie ein erbärmlicher Straßenjunge mit einem

    Charlie-Chaplin-Bärtchen selbst die Nation eines Goethe
    verführen konnte.«
    Ich senkte den Kopf und verrückte den Hintern.
    »Um vier Uhr wartet Phoebe bei Hitch & Shirleen’s. Geh zur ihr. Lege dir eine plausible Entschuldigung zurecht, damit sie sich ein bißchen besser fühlt, dann kommst du wieder her und
    siehst dir an, wie deine Kameraden gegen einen der drei besten CVL-Vereine spielen – auch wenn sie das mit nur sechzehn
    Mann tun müssen statt mit zwanzig.«
    Mister JayMac gab mir die Aufstellung. Buck Hoey machte
    den Shortstop, Junior Heggie das Third für Curriden und
    Lamar Knowles das Second für Junior. Der erste Pitcher – eine
    größere Überraschung als die Ersatzleute und
    Positionsverschiebungen – war Pete Haystack Hay (His butt goes by bulk), der gewöhnlich die Feuerwehr in einem späteren Inning spielte, weil er nach acht oder neun Schlagmännern
    schlappmachte, was ein Erstpitcher nicht durfte. Wenn Hay die
    Puste ausging, würden Sosebee und Nutter das ausbaden
    müssen; Ankers sollte erst Sonntag werfen, und andere Pitcher
    standen uns nicht zur Verfügung.

    »Onkel Jay meinte, du würdest mal reinspringen«, sagte
    Phoebe. »Ich dachte schon, du würdest eher ins Kloster gehen,
    aber es geschehen noch Zeichen und Wunder.«
    So kurz vor einem Spiel war Hochbetrieb in Hitch &
    Shirleen’s. Hitch hatte die Flucht ergriffen, Shirleen half einer alten Frau, die nicht mit dem Markenheft zurechtkam, und eine
    Rotte von Kids steckte die Knubbelköpfe in die Getränketruhe,
    als wimmle es darin von Köderfischen. Ungelogen, auf der
    Haupttribüne wären wir ungestörter gewesen.
    »Tja, Ichabod, gut zu wissen, daß du nicht einfach aus der
    Stadt verschwunden bist«, sagte Phoebe, so daß der ganze

    Laden mithörte. »Sorry. Habe ich Ichabod gesagt? Ich meinte
    Boles. Ich werfe sie manchmal durcheinander, Boles und
    Ichabod – klingt aber auch zu ähnlich.« Ehe ich reagieren konnte, wandte Phoebe sich an die Kids an der Kühltruhe.
    »Nehmt euch ‘ne Limo oder macht den Deckel zu! Ihr laßt die
    Kälte raus und verschwendet kostbaren Strom!«
    Die Kids ließen den Deckel los – wammm! – und defilierten im Gänsemarsch an mir vorbei zur Tür hinaus. Ein kleiner
    Junge besah mich von oben bis unten, doch meine
    Baseballmontur schien ihn ziemlich kalt zu lassen.
    Ich trat mit Ohrläppchen so rot wie entzündete Mandeln an
    die Theke, um Frieden mit Phoebe zu machen. Sie aber hatte
    kein Verlangen nach einem raschen Deal.
    »Geh zur Seite. Ich muß etwas eingeben. Du blockierst die
    Registrierkasse.« Ich trat einen Schritt zurück.

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