Brüchige Siege
Sonnenuntergang bei einem spät
von seiner Blindheit geheilten Menschen vermocht hätte.
Phoebe nahm mich bei der Hand und führte mich in ihr
Schlafzimmer, wo ihr Bett – anders als das ihrer Mama – von
einer hübschen Decke geziert wurde, auf der am Fußende eine
ordentlich gefaltete Steppdecke lag. Sie schlug die Zierdecke
ganz zurück, wobei die kecken Birnen sich kaum verformten,
als sie sich vorneigte. Doch wie selig machte mich ihr Anblick.
»Jetzt du«, sagte Phoebe und sah mich ungeniert an.
»Was hast d-d-du vor?«
»Nur was man auch im Wing & Thigh macht.« Sie druckste einen Moment lang. »Frisch, frank und fröhlich.«
»Wir sind ni-nicht verheiratet. Und ich dachte, du wolltest,
da-daß das beim ersten Ma-Mal ein Soldat sein sollte.«
»Verheiratetl Ich wette, der meiste Sex hat damit nichts zu tun und auch nicht viel mit Liebe. Lokale wie das Wing & Thigh sprechen Bände. Auch meine nimmersatte Mama.«
Phoebes Stimme wurde weich. »Ich hab dich einfach gern,
Junge. Ist nicht dein Fehler, wenn du kein Soldat bist. Zieh das Hemd aus.«
Das machte ich. Meine Brust sank aufs Brustbein, eine
fiebrige Gänsehaut überlief mich.
»Weiter«, sagte Phoebe. »Das nimmst jetzt du in die Hände.
Vorausgesetzt, du hast mich auch gern.«
Auf dem kleinen Pult neben ihrem Rollbett stand eine alte
Royal-Schreibmaschine und die Fotografie von Captain Luther
Trent Pharram in Uniform und Dienstmütze. Ich setzte mich in
den Stuhl, der davorstand, drehte mich so, daß ich die
Spitzelaugen des Captain nicht sehen konnte, und knotete mir
die Schuhe auf. Es gibt nicht viel, was so lächerlich aussieht wie ein erwachsener Mann mit Schuhen, der die Hose
runterläßt. Derweil ich die Schuhe von den Fersen schob,
steuerte Phoebe in ihren ›Streifenwagen‹ zur Tür.
»Wo gehst du hin?«
»Mama verwahrt die French-Letters im Schubfach an ihrem
Bett.«
»Ich kann kein Französisch.«
»Meine Güte, Danny, da brauchst du kein Parlez-vous. Mach
dich nackig, bis ich zurück bin. Auch wenn Miss LaRaina die
halbe Zeit läufig ist, heißt das nicht, daß wir den halben Tag Zeit haben.«
Ich kapierte nicht alles, was Phoebe eben gesagt hatte.
French-Letters. Parlez-vous. Nur, daß ich tun sollte, was ich immer getan hatte, bevor ich in den Tenkiller-Bach gestiegen
war, – also stieg ich aus sämtlichen Hosen. Und weil es
einfach besser aussah, rollte ich die Kniestrümpfe runter und
streifte sie – schlippschlapp – von den Füßen.
Als Phoebe zurückkam, trug sie nur noch ein grünes seidiges
Höschen. Sie war kaum stärker in der Hüfte als ich, aber ich
fand, sie hatte mehr Sex als tausendundeine Venus auf ebenso
vielen Perlmuschelschalen. Ein Sperling in der Hand ist mehr
wert als zwei Tauben auf dem Dach – und ein Sperling mit
Muschi soviel wie eine Taubenkolonie. Was mich anging, so
hielt ich mich beidhändig bedeckt. Was nicht weiter schwer
war, weil sich da nichts regte. Bis jetzt hatten mich die
Umstände unseres Schäferstündchens – die frühe Stunde, das
fremde Schlafzimmer, die komische Holterdiepolter-Tour von
Phoebe – mehr verstört als erregt. Fehlte nur noch, daß mir
jemand einen Aschenbecher über den Kopf drosch.
»Ich seh ja vielleicht knabenhaft aus, Daniel, aber ich
funktioniere schon wie eine Frau. Du mußt das überziehen.«
»Was?«
»Den French-Letter.« Sie zeigte mir ein bronzenes Päckchen
von der Größe einer Fünfzig-Cent-Münze, nur dicker. Ich
wußte gleich, was das war. Die gab es auch in Oklahoma.
»Das ist ein Gummi.«
»Na, meinetwegen, das klingt zwar schäbig, aber überziehen
mußt du ihn trotzdem.«
Zum ersten Mal, seit diese ganze schusselige Episode
begonnen hatte, wurde ich rot. Die Röte ergoß sich von den
Ohren ins Gesicht und erfaßte im Nu Hals, Brust, Oberarme
und Bauch, als hätte jemand einen Kübel Terpentin über mich
ausgegossen.
Phoebe sagte: »Willst du oder willst du nicht?«
»Ich n-nicht. D-d-du denn?«
»Warum, zum Hosenträger, glaubst du, laß ich mich von dir
heimstrampeln? Warum steh ich hier fast wie Eva im
Paradies?«
»Phoebe, ich will nicht.«
Meine Antwort muß sie hart getroffen haben, aber Phoebe
ließ keinen Moment von der Rache ab, die sie nehmen wollte
(nicht an mir diesmal, aber durch mich). Sie fuhr mit zwei Fingern in den Bund des Höschens und streifte es schwups auf
die Beine und von dort auf die Füße. Dann stand sie nackig da.
Keinen dreieckigen Busch zwischen den
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