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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Beinen, bloß ein
    runzliges rötliches Karo inmitten von Blässe, so daß sich die
    Haare besonders plastisch abhoben – alles in allem so hübsch
    wie ein verschlissenes Special-Service-Force-Abzeichen mit
    einem Haufen abstehender Fäden. Ich starrte es an und zitterte.
    »Zeig her«, sagte sie. »Ist sonst nicht fair.«
    Ich nahm die Hände weg. Phoebe hatte das Päckchen
    geknackt und kniete sich mit dem Gummi hin. Ich fühlte
    allerdings nichts Steifes, ich fühlte mich nur bevormundet und fehl am Platz. Phoebe nahm mich in Augenschein, kippte den
    Kopf von einer Seite auf die andere.

    »Das soll keine Beleidigung sein, Danl, aber das erinnert
    mich jetzt an den Schnabel und die Kehllappen eines
    Truthahns, weißt du?«
    Ich sah an mir hinunter: adrige rosarote Kehllappen und
    mittendrüber ein schlapper Schnabel. Mein Schamhaar war
    schütterer und spärlicher als Phoebes, meine verschüchterte
    Ausrüstung so nutzlos wie ein Türknauf aus Seidenpapier. So
    bloßgestellt und beschämt hatte ich mich noch nie gefühlt.
    »Wie soll ich dich da reinkriegen? Da könnte ich auch einen
    Pfeifenreiniger in einen Einmachgummi wickeln.« Phoebe
    tastete. »Oh!« sagte sie. »Guck mal, der Schlingel wächst ja.«
    Wir landeten auf ihrem Bett. Jeder bemühte sich, auf den
    anderen einzugehen und ihm Freude zu bereiten, ganz so wie
    es die Erwachsenen angeblich machen. Phoebes Leib wollte
    nicht, was Phoebe wollte. Ihr Gesicht – die verspannten
    Lippen, die geweiteten Augen – verrieten, wie sehr sie sich
    anstrengte. Auch ich strengte mich an – Abstand von ihrem
    zerbrechlichen Brustkorb zu halten, steif zu bleiben, mich in
    ihre Trockenzone zu schieben und nicht das Weite zu suchen.
    »Warum machen Menschen so was?« sagte Phoebe.
    »Um weitere Menschen zu machen«, sagte ich. (Damals
    konnte ich mir nicht vorstellen, daß es in dieser Gleichung
    auch einen Platzhalter für etwas derartiges wie Vergnügen
    gab.)
    »Da würde ich lieber adoptieren. Oder… oder kinderlos
    sterben.«
    Eine Brise, die durchs Zimmer strich, trocknete mir den
    rückwärtigen Schweiß. Ich fröstelte und fröstelte noch einmal.
    »Tu’s nicht!« schrie Phoebe. Dann: »Es muß doch einen einfacheren Weg geben – angh – um andere Menschen zu machen. Angh. Muß es. Annnggh!«
    Ich kam, was sich weder für Phoebe noch für mich als
    besonders beglückend herausstellte – auch nicht für den guten

    Ruf, den dieser Akt genoß. Seit meiner Ankunft in Highbridge
    hatte ich vor dem Frühstück freilich noch nichts Interessanteres erlebt, vielleicht sogar seit meiner Geburt, ehrlich – aber
    interessant ist nicht dasselbe wie beglückend, und ich fragte mich, ob Henrys Schöpfer mit seiner sexlosen Vaterschaft
    nicht am Ende auf etwas durchaus Gescheites und Nützliches
    gestoßen war.
    Phoebe ließ den Kuß abrutschen, den ich ihr auf die kalte
    Stirn pflanzen wollte. Ich stieg aus dem Bett, las meine Sachen auf und ging ins Bad, um den baumelnden Gummi
    loszuwerden, mich abzuputzen und wieder anzuziehen. Als ich
    in Phoebes Schlafzimmer zurückkehrte, lag sie noch da, wo ich
    sie verlassen hatte, das Laken über den Busen gezogen und die
    Augen mit einem sommersprossigen Unterarm beschattet.
    Wieso hatten wir uns nicht aneinander entzündet?
    Normalerweise kräuselt wenigstens ein bißchen Rauch auf,
    wenn man zwei Holzstöckchen aneinander reibt.
    »Okay«, sagte sie, ohne mich anzusehen. »Jetzt erzähl es
    allen. Jedem Hellbender, jedem Baseballspieler, jedem idiotischen Fan.«
    »Ich schweige wie ein Grab.«
    Phoebe setzte sich, ohne das Laken loszulassen, auf. »Ich
    will, daß du es erzählst, Danny. Ich will, verstehst du?«
    »Ein Gentleman t-t-tut das nicht.«
    »Dummes Zeug. Ein Gentleman speist auch nicht im Wing & Thigh.«
    »Ha-hab ich ja auch nicht.« Phoebe und ich befanden uns in
    verschiedenen Sackgassen desselben Irrgartens. »Und
    außerdem würde mich M-M-Mister JayMac lynchen, Phoebe.«
    »Sieh zu, daß du Land gewinnst, du Muttersöhnchen! Hau
    ab! Ich hoffe, so ein Schleimpimmel wie du läuft mir nie mehr
    über den Weg!« Sie weinte nicht, aber die Unterlippe stülpte
    sich wie bei einem Schimpansen.

    Ich drehte mich um, ging durchs Haus und riß die
    Fliegendrahttür zur Veranda auf.
    »Du Waschlappen!« schrie sie mir hinterher. »Erzähl allen,
    wie du hier warst und mich gebumst hast – und laß ja keinen
    aus!«
    Ich torkelte ins Freie und gab Phoebes Fahrrad einen Tritt.
    Dann pilgerte ich nach McKissic

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