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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Gerät zur Erquickung, das der Metallrequirierung entgangen war –
    und wogen unsere provisorischen Argumente gegeneinander
    ab.
    »In einem Entscheidungskampf«, sagte Hoey, »setzt ein
    wirklicher Kämpfer alles auf eine Karte. Er kämpft um jeden Vorteil. Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, Jumbo. Das kannst du nicht von mir verlangen – dazu hast du kein Recht.«
    »Es gibt Grenzen«, sagte ich. »Und heute hast du, um deinen gekränkten Stolz zu beschwichtigen, Daniel Boles um jede
    Chance gebracht, den größten Wunsch seines Lebens zu
    verwirklichen.«
    »Jesus, ich hob nicht gemerkt, daß du scharf drauf warst. Du hattest den von Sundog Billy abgestaubt, und dann hast du
    dich langgemacht wie Plastik Man, um Dumbos Ball zu
    kriegen.«

    »Ich habe jedenfalls keinen Rivalen zum Krüppel gemacht.
    Mir ging es nie um eine Wunde, die schmerzhafter war als eine Niederlage.«
    »Pferdescheiße.«
    »Wie bitte?«
    »Ich sagte, Pferdescheiße.«
    »Deine beharrliche Weigerung, dich schuldig zu bekennen,
    geht mir auf den Geist. Wenn du so weitermachst, könnte ich sehr wohl auf die Idee kommen, dich zu verdreschen, bis dein Leben nur noch an einem seidenen Faden hängt.«
    »Du möchtest mich verprügeln?«
    »Du zeigst, daß du kein Gewissen hast.«
    »Sieh mal einer an. Hank Clerval, der Pazifist, will
    Schlagsahne aus mir machen.«
    »Worauf du dich verlassen kannst.«
    Hoey ermunterte mich mit einem höhnischen Blick. »Tja,
    dann mach mal, du hochtrabender Turm aus Wackelpudding.
    Du Scheinheiliger. Du bist kein bißchen besser als ich, Jumbo, jedenfalls nicht da tief drinnen, wo die stinkenden Ratten des Neids nagen.«
    »Ich leide mit Daniel, mit all den von Akne geplagten
    Soldaten. Ich verzweifle an ihrem Schicksal.«
    »Verzweifle an deinem. Die Burschen in Philadelphia
    vertilgen einen Blödmann wie dich zum Nachtisch. Und du bist so häßlich – selbst wenn du Erfolg hast, heißt das noch lange nicht, daß du auch Anschluß findest. Bist du deshalb so sauer, daß ich Dumbo in die Eier gefahren bin? Weil du dir da oben
    ‘nen neuen Girlfriend suchen mußt?«
    »Sieh dich vor.«
    »Oder war’s andersrum? Du bist ‘ne richtige Schatztruhe
    voller Geheimnisse. Der ganze Mist, den wir NICHT wissen,
    füllt bestimmt ‘ne Enzyklopädie.«

    Hoey ahnte weder das Ausmaß meiner Wut noch meinen
    Angriff. Meine Linke umspannte seinen Hals und drückte ihm den obersten Halswirbel gegen den Adamsapfel, so zerrte ich ihn über den Spielplatz zu zwei zottigen Platanen. Hoey wehrte sich, doch meine Hand klemmte ihm die Luft ab und erstickte seine Proteste und machte seine Anstrengungen zunichte. Stell Dir einen Leopard vor, der einen Springbock versteckt – so muß es ausgesehen haben, als ich in die größere der beiden Platanen kletterte und Hoey zwischen zwei Äste keilte. Mein Gewissen hatte mich verlassen und kehrte auch sobald nicht zurück.
    »Du dämlicher Sch-Sch-Scheißer.« Hoeys Sprechweise
    weckte zuerst eine Erinnerung an Dein Stammeln, Daniel, und dann einen brillanten geistigen Film, der mir seinen verhaßten Angriff auf das Base zeigte. Um so besser für die
    Entschädigung, die ich ihm abpressen wollte, um so quälender für Deinen erbärmlichen Peiniger.
    Ich rückte Hoey zurecht, nahm ihm den Gürtel ab und fesselte ihm die Hände auf den Rücken. Weil er Verwünschungen
    gegen mich ausstieß und mich zu beißen versuchte, pfropfte ich ihm sein verschmutztes Taschentuch in den Mund. Wir
    schwankten gemeinsam hin und her, sechzehn Fuß über der
    verhärteten Erdschwelle, aus der die Platane emporragte. Ich hakte ein Bein um einen dicken Hauptast, packte Hoey bei den Schultern und stürzte ihn mit derselben Machtbefugnis aus
    dem Himmel wie Jehova Gott es mit Luzifer und
    dessengleichen getan hatte.
    Die Knochen in Hoeys Beinen splitterten mit dem Prasseln
    eines Holzfeuers. Er krümmte sich am Boden wie ein
    Eichhörnchen mit gebrochenem Rückgrat. Unter einem
    heftigen Schwall aus Gas und Blut erbrach Hoey den Knebel, mit dem ich ihn mundtot gemacht hatte, und begann

    Verwünschungen gegen mich auszustoßen und um Hilfe zu
    schreien.
    Ihn nicht getötet zu haben, gefiel mir. Ich schwang mich von einem Ast zum nächst tieferen, ließ los und landete rittlings auf dem Mann, der Dich während der ganzen Saison tyrannisiert hatte, auf demselben Kerl, der Deine Karriere heute
    nachmittag mutwillig beendet hatte. »Du d-dämli-cher«,
    fluchte er weiter, »du d-d-dämlicher…« Auf seinen

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