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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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sprang
    er in den Ball hinein, winkte Mariani ab und setzte mit
    wirbelnden Ellbogen und Knien über das Base, noch ehe der
    Runner überhaupt in die Gänge kam. Er hatte die wilde,
    unkontrollierte Geschwindigkeit einer durchgegangenen
    Dampflok. Furchtbar.
    »Gehen kann er nicht«, erklärte mir Hoey nach einem dieser
    Spiele, »aber springen und laufen, das kann er.« Jumbos
    Handschuh schnappte zu wie eine Krebsschere und sein Arm
    funktionierte wie ein Katapult. Einmal, nachdem Mister
    JayMac trainingshalber einen Runner mit weniger als zwei
    ›Aus‹ ans Third Base gestellt hatte, da hätte Jumbos Rakete
    aufs Home Base Dunnagin fast zu Boden gestreckt.

    Bei den Wettbewerben am Second und Short blieb Jumbo
    unparteiisch. Er schlenderte zum Base, reagierte instinktiv auf den Wurf, pflückte ihn aus der Luft oder schaufelte ihn vom
    Boden, scheißegal ob du ein alter Kämpe oder ein Neuling
    warst. Seine Kunststücke am First ließen jeden Spieler, der
    warf, wie einen Champ aussehen. Kaum, daß er mal einen Ball
    vorbeiließ.
    Sudikoff dagegen war ein anmutiger zweitklassiger Spieler.
    Am Base hatte er Stil und bewegte sich leichtfüßig, aber er tat des Guten zuviel. Mit dem Ergebnis, daß viele Würfe im Dreck
    landeten – er kriegte sie nicht. Gelegentlich sah er aus wie ein Matador, der mit seinem roten Mantel eine Pirouette dreht,
    famos und elegant, doch der Ball flitzte an ihm vorbei und
    kullerte unter die Sitze. Sudikoff setzte sich in Szene, Jumbo gab eine solide Vorstellung.
    Am Second steckte Junior Heggie Lama Knowles in die
    Tasche. Der Junge aus Valdosta* fing die Heuler aus der Mitte
    mit der Rückhand, drehte sich wie ein Barsch am
    Kiemenhaken und schleuderte ohne einen Spike im Boden, um
    sich abzustoßen, und mit weiter nichts als dem brennenden
    Wunsch zu treffen, über die Schulter zum First Base. Wie
    gesagt, er steckte Knowles in die Tasche.
    Ich war gut, steckte Hoey aber nicht in die Tasche. Mein
    Einsatz muß ihm aber ein Stachel im Fleisch gewesen sein.
    Schließlich war Mister JayMac nach Oklahoma gefahren, um
    einen neuen Shortstop zu rekrutieren, so daß Hoey sich auf den Knien unter dem Fallbeil sah. Wenn ich gut spielte, mußte er gut spielen. Wenn ich einen Speerball aus der Luft blockte,
    drüberfiel und wieder auf die Füße kam, um den Runner zu
    stoppen, dann mußte Hoey Vergleichbares bieten. Was er in
    der Regel auch tat. Doch die Hitze und Mister JayMac
    machten ihn bissig und klein. Er versuchte, mich zu Fehlern zu verleiten. Was meinst du denn, wie weit es ein Dummfurz von Okie mit seinem Anfängerglück bringt? Es wurmte ihn, daß ich nicht antworten konnte. Eine Schlammschlacht hätte ihm
    richtig gefallen.
    »Du bist ein Schaumschläger, Dumbo. An deiner Stelle
    würde ich Mister JayMac sagen, er soll dir eins hinter die
    Löffel geben, aber das war zu einfach.«
    Hoey hatte Muffensausen. Er war ungefähr in Dunnagins
    Alter und nicht mal sechs Minuten, geschweige denn sechs
    Spielzeiten, in einer großen Liga gewesen. Mit
    Unterbrechungen zwischen ‘36 und ‘40, als er Ohio-
    Immobilien verscherbelt hatte, hatte er immer sein Geld mit
    Baseball verdient – und immer nur in Minor-Leagues gespielt:
    Carolina League, Southern Association, Appalachian League, Sally League. Eine Frau und vier vor Pearl Harbor gezeugte Plagegeister hatten ihn vor der Armee bewahrt, und ein klein
    bißchen weniger Talent, als er gebraucht hätte, (oder einfach
    nur Pech) hatten ihm den Sprung in die großen Ligen verwehrt.
    Der Kummer in seinem gutaussehenden Gesicht war nicht zu
    übersehen. Ich wollte den Knaben an die Wand spielen, aber
    ich wollte ihn nicht arbeitslos machen. Wie sollte er das Mrs.
    Hoey beibringen? Wie sollte er die vier kleinen Mäuler
    stopfen?
    »Alle mal herkommen!« rief Mister JayMac. Sein Gesicht
    war gerötet und schweißnaß. Sein Hemd war komplett
    durchgeschwitzt. Das T-Shirt darunter sah aus wie ein
    durchsichtiges Trikot, und die Hose war oben so naß, als hätte er sich versehentlich in einen Waschtrog gesetzt. Wir
    umringten ihn auf dem Infield-Rasen, beeindruckt von seiner
    Energie, genauso wie er uns wollte. Doch das mußte man ihm
    lassen:

    Er kauerte nicht im Unterstand mit einem Becher Fusel und
    einem Jesus-Fächer von Stiffslinger & Sons’ Christian
    ∗
    Mortuary.
    »Wie waren wir?« sagte Reese Curriden. Curriden hatte mit
    Unterstützung von Burt Fanning das First bespielt, und er hatte seine Sache gut gemacht. War nur zu hoffen, daß

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