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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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sich noch nicht
    festlegen.
    »Raus damit, Mister JayMac«, sagte Parris. »Was sind schon
    vierzig Minuten. Benennen Sie die Pitcher.«
    »Die Pitcher, die Pitcher!« schrie der ganze Haufen.
    Mister JayMac beschwichtigte mit Gesten. »Sachte. Holt
    euch keinen Bruch. Die Neuen spielen mit ihren Leuten
    hinter…«
    »Ankers!« sagte Hoey.
    »Gut gedacht.« Mister JayMac lächelte wie ein freundlicher
    Opa, der den Patronengurt voller Munition hat.
    »Und für uns?« sagte Hoey. »Wer wirft für uns?«
    Das hätte ich auch gerne gewußt. Gegen welchen Pitcher
    mußte ich nach der Pause antreten? Gegen Quip Parris? Gegen
    Nutter, der mal in der Major-League gespielt hatte? Gegen
    Mariani? Oder Jerry Wayne Sosebee, den Zimmergenossen
    von Dunnagin? Sie waren allesamt zähe Burschen, selbst der
    4-F-Spa-ghetti mit dem perforierten Trommelfell.
    Doch Mister JayMac sagte: »Darius Satterfield.«
    »Ist nicht Ihr Ernst«, sagte Hoey erheitert.
    »Darius Satterfield«, wiederholte Mister JayMac.
    Hoey boxte gegen einen imaginären Tornado aus Mücken.
    »Heissa!«
    Sudikoff, verurteilt mit Anfängern zu spielen, schrie: »Jesus, warum wollen Sie denn, daß der High-Speed-Nigger gegen die
    Milchgesichter wirft?«
    »Gegen dich, meinst du wohl.« Auch wenn sich seine Spikes nur in den roten Lehm von Georgia bohrten, wandelte Hoey
    wie auf Kumuluswolken, er war ganz närrisch.
    Mister JayMac sah ostentativ auf die Uhr.

    »Nur noch sechsunddreißig Minuten. Sammeln um zehn Uhr
    fünfzehn. Fünf Cent Strafe für Nachzügler.«
    »Ziemlich happig«, meinte Quip Parris.
    »Ab in die Pause!« sagte Mister JayMac.

    11

    DIE MEISTEN HELLBENDERS STOLPERTEN ins Clubhaus, um sich
    mit einem Strahl aus dem Kühlwassertank zu erfrischen oder
    auf den Beton zu strecken. Muscles, Curriden und Charlie
    Snow, die Unermüdlichen, spielten irgendwo im schattigen
    Outfield ein Pepper Game.
    Ein kleiner Pulk – einschließlich Junior und seinem
    Zimmergenossen Mariani – überquerte eben eine von Bäumen
    gesäumte Straße; ihr Ziel waren ein paar hübsche Läden auf
    der anderen Seite. Junior war auch ein Neuling, also folgte ich ihnen. Aus dem Laub der Eichen, Ulmen und Platanen schien
    die Musik einer fernen Brandung zu rieseln. Hinter der
    Ladenzeile herrschte die betuliche Atmosphäre einer
    Gartenlaubenkolonie: Geräteschuppen, eine Hundehütte, ein
    aufgebocktes Auto, Wäsche auf der Leine und ein Menge
    abgeteilter Victory-Gärten. Ein Garten starrte vor
    Bambusstangen mit Bohnenranken und hochgebundenen
    Tomatenpflanzen. Die Straße war ein Labsal in der sengenden
    Sommerhitze von Highbridge.
    In der Zeile gab es einen Tante-Emma-Laden. Auf dem
    Metallschild über der Tür glänzte in großen roten Lettern

    HITCH & SHIRLEEN’S NEIGHBORLY MARKET.

    Flankiert wurde das Schild von Coca-Cola-Reklamen, und in
    den Fenstern warben gerollte Plakate für Fancy Pink Salmon, Dixie Crystals Pure Cane Sugar und Campbell’s Vegetable Soup. Bezahlen konnte man in bar plus Lebensmittelkarte. Als die anderen Hellbenders schon drin waren, stand ich noch auf

    dem Bordstein. Wie sollte ich mich verständlich machen?
    Wenn ich bloß mit dem Finger zeigte, sah ich aus wie ein
    Schwachkopf oder ein eingebildetes Arschloch.
    Aber, Mann, ich hatte ja nicht mal zwei Cents dabei.
    Baseballklamotten hatten von Natur aus kein Portemonnaie
    eingebaut, und als ich McKissic House verließ, hatte ich nur an Baseball gedacht und nicht an einen Einkaufsbummel. Vier
    Burschen kamen mit Cokes und Twinkies* heraus und setzten
    sich auf den Randstein, mitten in das sachte Spiel der
    Laubschatten. Ich ging zaghaft an ihnen vorbei und betrat den
    Laden. Dobbs prostete mir mit der Flasche zu.
    An einer Registrierkasse im Zuckerbäckerstil stand Junior
    und flirtete mit der Verkäuferin. Meine Augen mußten sich erst an das Halbdunkel gewöhnen. Derweil sah ich mich um. Sechs
    Doppelregale teilten den Laden. Vis-à-vis von der Kasse stand
    eine Kühltruhe für alkoholfreie Getränke mit Schmelzwasser
    im Bodenfach und Metallrosten für die Flaschen. An der
    Decke fletschten zwei Ventilatoren. Sie war aus Blech gepreßt, lauter quadratische Kassetten mit Schnörkelmuster. Es roch
    nach feuchtem Sägemehl und kaltem Aufschnitt. Schließlich
    waren meine Augen soweit, daß ich ein handgeschriebenes
    Schild lesen konnte, das an einem Regal schräg hinter der
    Kasse hing:

    PLEASE!!! COUNT YOUR CHANGE UND EXAMINE
    YOUR POINT BOOK BEFORE LEAVING WITH FOOD
    ∗
    ITEMS.

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