Brüchige Siege
sich noch nicht
festlegen.
»Raus damit, Mister JayMac«, sagte Parris. »Was sind schon
vierzig Minuten. Benennen Sie die Pitcher.«
»Die Pitcher, die Pitcher!« schrie der ganze Haufen.
Mister JayMac beschwichtigte mit Gesten. »Sachte. Holt
euch keinen Bruch. Die Neuen spielen mit ihren Leuten
hinter…«
»Ankers!« sagte Hoey.
»Gut gedacht.« Mister JayMac lächelte wie ein freundlicher
Opa, der den Patronengurt voller Munition hat.
»Und für uns?« sagte Hoey. »Wer wirft für uns?«
Das hätte ich auch gerne gewußt. Gegen welchen Pitcher
mußte ich nach der Pause antreten? Gegen Quip Parris? Gegen
Nutter, der mal in der Major-League gespielt hatte? Gegen
Mariani? Oder Jerry Wayne Sosebee, den Zimmergenossen
von Dunnagin? Sie waren allesamt zähe Burschen, selbst der
4-F-Spa-ghetti mit dem perforierten Trommelfell.
Doch Mister JayMac sagte: »Darius Satterfield.«
»Ist nicht Ihr Ernst«, sagte Hoey erheitert.
»Darius Satterfield«, wiederholte Mister JayMac.
Hoey boxte gegen einen imaginären Tornado aus Mücken.
»Heissa!«
Sudikoff, verurteilt mit Anfängern zu spielen, schrie: »Jesus, warum wollen Sie denn, daß der High-Speed-Nigger gegen die
Milchgesichter wirft?«
»Gegen dich, meinst du wohl.« Auch wenn sich seine Spikes nur in den roten Lehm von Georgia bohrten, wandelte Hoey
wie auf Kumuluswolken, er war ganz närrisch.
Mister JayMac sah ostentativ auf die Uhr.
»Nur noch sechsunddreißig Minuten. Sammeln um zehn Uhr
fünfzehn. Fünf Cent Strafe für Nachzügler.«
»Ziemlich happig«, meinte Quip Parris.
»Ab in die Pause!« sagte Mister JayMac.
11
DIE MEISTEN HELLBENDERS STOLPERTEN ins Clubhaus, um sich
mit einem Strahl aus dem Kühlwassertank zu erfrischen oder
auf den Beton zu strecken. Muscles, Curriden und Charlie
Snow, die Unermüdlichen, spielten irgendwo im schattigen
Outfield ein Pepper Game.
Ein kleiner Pulk – einschließlich Junior und seinem
Zimmergenossen Mariani – überquerte eben eine von Bäumen
gesäumte Straße; ihr Ziel waren ein paar hübsche Läden auf
der anderen Seite. Junior war auch ein Neuling, also folgte ich ihnen. Aus dem Laub der Eichen, Ulmen und Platanen schien
die Musik einer fernen Brandung zu rieseln. Hinter der
Ladenzeile herrschte die betuliche Atmosphäre einer
Gartenlaubenkolonie: Geräteschuppen, eine Hundehütte, ein
aufgebocktes Auto, Wäsche auf der Leine und ein Menge
abgeteilter Victory-Gärten. Ein Garten starrte vor
Bambusstangen mit Bohnenranken und hochgebundenen
Tomatenpflanzen. Die Straße war ein Labsal in der sengenden
Sommerhitze von Highbridge.
In der Zeile gab es einen Tante-Emma-Laden. Auf dem
Metallschild über der Tür glänzte in großen roten Lettern
HITCH & SHIRLEEN’S NEIGHBORLY MARKET.
Flankiert wurde das Schild von Coca-Cola-Reklamen, und in
den Fenstern warben gerollte Plakate für Fancy Pink Salmon, Dixie Crystals Pure Cane Sugar und Campbell’s Vegetable Soup. Bezahlen konnte man in bar plus Lebensmittelkarte. Als die anderen Hellbenders schon drin waren, stand ich noch auf
dem Bordstein. Wie sollte ich mich verständlich machen?
Wenn ich bloß mit dem Finger zeigte, sah ich aus wie ein
Schwachkopf oder ein eingebildetes Arschloch.
Aber, Mann, ich hatte ja nicht mal zwei Cents dabei.
Baseballklamotten hatten von Natur aus kein Portemonnaie
eingebaut, und als ich McKissic House verließ, hatte ich nur an Baseball gedacht und nicht an einen Einkaufsbummel. Vier
Burschen kamen mit Cokes und Twinkies* heraus und setzten
sich auf den Randstein, mitten in das sachte Spiel der
Laubschatten. Ich ging zaghaft an ihnen vorbei und betrat den
Laden. Dobbs prostete mir mit der Flasche zu.
An einer Registrierkasse im Zuckerbäckerstil stand Junior
und flirtete mit der Verkäuferin. Meine Augen mußten sich erst an das Halbdunkel gewöhnen. Derweil sah ich mich um. Sechs
Doppelregale teilten den Laden. Vis-à-vis von der Kasse stand
eine Kühltruhe für alkoholfreie Getränke mit Schmelzwasser
im Bodenfach und Metallrosten für die Flaschen. An der
Decke fletschten zwei Ventilatoren. Sie war aus Blech gepreßt, lauter quadratische Kassetten mit Schnörkelmuster. Es roch
nach feuchtem Sägemehl und kaltem Aufschnitt. Schließlich
waren meine Augen soweit, daß ich ein handgeschriebenes
Schild lesen konnte, das an einem Regal schräg hinter der
Kasse hing:
PLEASE!!! COUNT YOUR CHANGE UND EXAMINE
YOUR POINT BOOK BEFORE LEAVING WITH FOOD
∗
ITEMS.
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