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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Füllsel wie das Isoliermaterial, wenn ein Windteufel das Mansardendach abdeckt. Immerhin hatte ich den
    Ziegenbock von Sloan und Hoey über das Zimmer verteilt,
    obwohl ich immer noch diesen silberweißen Pelz in den

    Händen hielt. Ich fiel keuchend auf die Knie und massakrierte
    ihn mit den Fäusten.
    Jumbo nahm mich bei den Oberarmen, drückte zu und zog
    mich auf die Füße. Er fummelte an meinem Hemd herum,
    zerrte und zupfte es zurecht wie beim Morgenappell auf dem
    Kasernenhof.
    »Laß uns mit dem skrupellosen Angestellten reden.« Er lotste
    mich zur Tür hinaus und die Treppe hinunter. Der Bursche saß
    hinter seinem Tresen und hörte Radio. Als er uns kommen sah,
    schien sich sein cremiges Rouge-Gesicht zu den Ohren zu
    flüchten. Wie jemand, den man beim Faulenzen erwischt,
    schaltete er das Radio ab.
    »Wer hat Sie angeheuert, den Boten der Western Union zu
    spielen?« fragte Jumbo.
    »Das kann ich nicht preisgeben.« Der Bursche wand sich.
    »Den Ränkeschmied schützt kein Gesetz. Ihre
    Verschwiegenheit hat einen scheußlichen, finanziellen
    Beigeschmack.«
    »Loyalität gegenüber denen, die einen bezahlen, ist kein
    Verbrechen. Gewöhnlich ist sie im Preis inbegriffen.«
    »Wie viele haben denn Ihre Loyalität gekauft?«
    »Auch das geht Sie nichts an.« Er wand sich noch mehr.
    »Und wenn ich Sie dafür bezahle, geht es mich dann etwas
    an?« Jumbo klappte das Gästebuch des Lafayette zu und
    stützte sich mit einem muskulösen Unterarm darauf. »NA,
    WAS IST?«
    Der Angestellte wich zurück. »An wieviel haben Sie denn
    gedacht?«
    »AN NULLKOMMANICHTS!!!« dröhnte Jumbo. »Wir
    wissen, wer Sie gekauft hat. Warum sollten wir Sie bestechen für Informationen, die wir bereits haben?«
    »Mich bestechen? Hören Sie…«

    »Gibt es in LaGrange ein Lichtspieltheater?« nahm Jumbo
    ihm den Wind aus den Segeln. »Wir brauchen Zerstreuung.«
    »Ein Lichtspieltheater?« Der Angestellte war verwirrt.
    »Soviel ich weiß, unterhält Ihre Stadt mindestens ein
    Lichtspieltheater.«
    »Wir haben drei. Das Roxy ist in der Nähe, nur die Straße
    runter.«
    »Wann beginnt die nächste Vorstellung?«
    »Um halb acht«, sagte der Angestellte, und Jumbo bugsierte
    mich zur Drehtür des Lafayette. »Aber ist heute nicht
    Samstag? Der vierte Samstag im Monat?«
    »Ja?« sagte Jumbo.
    »Dann können Sie da heute abend nicht hin? Sie würden sich
    nicht wohl fühlen.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Jeden vierten Samstag im Monat. Da ist Nigger-Abend im
    Roxy, da wimmelt es von denen.«
    »Entschuldigen Sie…«
    »Na ja, der Regen könnte einige abhalten. Aber er läßt Gott
    sei Dank nach« – er kippte den Kopf zum Foyerfenster – »und
    man müßte schon den Ausnahmezustand verhängen, damit
    Nigger nach so einem Tag zu Hause bleiben. Versuchen Sie es
    doch im Cairo oder Pastime? Da gibt es Balkons für die
    Farbigen, und Sie brauchten nicht mitten in den abgedrehten
    Nigger-Abend.«
    »Ich will Ihnen mein dunkelstes Geheimnis verraten.« Jumbo
    hatte sich weit über den Tresen gelehnt. »Ich bin ein Nigger
    honoris causa.«
    »Sie sind was?«
    »Und Daniel, den Sie gegen Bezahlung verhöhnt haben, legt
    weniger Wert auf die Hautfarbe seiner Nachbarn als auf den
    Film als solchen.«

    »Okay.« Der Angestellte zauberte eine Ausgabe der
    LaGrange Daily News auf den Tresen. »Im Cairo läuft Reveille with Beverly. Im Pastime irgendein Streifen mit Mickey Rooney. Und im Roxy ein Dreiteiler, der Sie bestimmt
    nicht…«
    »Psch«, machte Jumbo.
    »Wie Sie wünschen, Sir.«
    Und nach einem raschen Happen im nahegelegenen Cafe
    Magnolia traten Jumbo und ich in den prickelnden Sprühregen
    hinaus und trabten durch die hereinbrechende Dämmerung
    zum Roxy, um uns irgendeinen Dreiteiler anzusehen.

    24

    KEINE FRAGE, IM ROXY WAR NIGGER-ABEND. Nicht mal der
    Regen konnte diesen Leuten den Samstagabend verderben.
    Aus aller Herren Richtung plapperten sie in Gruppen herbei,
    verstopften den Bürgersteig unter dem Vordach und bis um die
    nächste Ecke.
    Eine Doppelphalanx drückte sich vergeblich an die
    Ziegelwand des Roxy, man wollte Regenperlen im Haar
    vermeiden und das farbenfrohe Outfit schützen. Sie konnten
    nicht ins Stadion, um zu erleben, wie ihre Gendarmes mit den
    Hellbenders umsprangen, aber sie konnten an einem
    ausgelassenen Superfilmfestival im Roxy teilnehmen – drei
    klassische Horrorstreifen zum einfachen Eintrittspreis. Das Wetter hatte sie nicht in den Mühlhäusern gehalten.
    Das Roxy warf den

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