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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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damit beschäftigt war, hölzerne Becher und große Kannen mit dunklem Bier zu füllen. Der Sänger lehnte sich über die Theke, um ein paar Worte mit dem Mann zu wechseln, der sich seine Hände geschäftig an seiner schmutzigen Schürze abwischte und schließlich zu einem Tisch in der Ecke des Schankraumes zeigte. Dort saßen einige Männer beieinander, die etwas besser gekleidet waren als die restliche Kundschaft der Schenke. Jandaldon schob sich zwischen den dicht beieinanderstehenden Tischen hindurch und stieß fast mit der drallen Schankmagd zusammen, die ihm mit einem Tablett voller leerer Krüge entgegenkam. Das Augenzwinkern des Mädchens ignorierend, setzte der Sänger seinen Weg fort, bis er endlich den Tisch erreichte, an dem sich mehrere verwegen aussehende Gestalten versammelt hatten.
    Der Tisch war beladen mit Bechern und Krügen, und die Männer scherzten lautstark miteinander. Eine Weile blieb Jandaldon unschlüssig stehen, denn er fürchtete, dass es ihm schwer fallen würde, den Radau der Zecher zu übertönen. Endlich wandte einer der Männer sich um, offensichtlich auf der Suche nach der Schankmagd, und sein Blick blieb an Jandaldon hängen. Der Sänger erschrak, als er plötzlich in das entstellte Gesicht des Seefahrers blickte. Der Mann trug eine Binde über seinem rechten Auge, und die gesamte Gesichtshälfte war von tiefen Narben zerfurcht. Sein linkes Auge blitzte jedoch lebhaft, und auf seine Lippen trat ein Grinsen, als er die Laute in Jandaldons Hand erblickte. Auch seine Gefährten verstummten plötzlich, und alle blickten dem Sänger neugierig entgegen.
    »Nun, mein Freund«, sagte der Einäugige. »Was führt dich zu uns? Willst du uns ein Lied vorsingen?«
    »Nein.« Jandaldon trat einen Schritt nach vorne, und er sprach mit lauter Stimme, damit alle Männer an dem Tisch ihn verstehen konnten. »Nein, kein Lied. Ich suche eine Überfahrt zu dem Land im Süden.«
    »Ein ungewöhnliches Ziel.« Das Grinsen des Einäugigen wurde breiter, und er wies einladend auf einen freien Platz an seiner Seite. Die anderen Seeleute murmelten und scherzten leise miteinander, während Jandaldon sich setzte.
    »Was lockt dich in den Süden?«, fragte ein drahtiger Mann mit glatt rasiertem Gesicht und einem großen goldenen Ring im rechten Ohr. »Suchst du etwas, oder bist du auf der Flucht?«
    »Vielleicht ist eine Belohnung auf seinen Kopf ausgesetzt«, mutmaßte ein anderer – ein muskulöser Mann mit einem roten Kopftuch. Die übrigen Männer brachen in Gelächter aus.
    »Nein.« Weder Verlegenheit noch Ärger klangen in Jandaldons Stimme mit. »Niemand wird Gold dafür geben, mich wiederzusehen, und doch ist es wahr – ich bin auf der Flucht. Ich fliehe meine Vergangenheit, und ich suche mein Schicksal.«
    »Wisst ihr, was ich glaube?«, fragte der Kräftige. »Das ist wieder einer von den Träumern, die glauben, dass es im Süden sagenhafte Schätze zu finden gibt.«
    »Ja, ich suche nach Schätzen«, sagte der Sänger, und in seinen Augen lag ein Funkeln. »Ich suche das Eis, das nicht schmilzt, den Berg aus Wasser und das ewige Feuer.«
    »Hmm«, der drahtige Seemann wechselte einen bedeutungsvollen Blick mit seinen Kumpanen. »Und wo, denkst du, wirst du diese geheimnisvollen Orte finden? Der Südkontinent ist groß.«
    »Vielleicht – aber das Schicksal wird mich leiten. Wenn einer von Euch mich in den Süden bringen kann, ist jeder Zielhafen mir recht.«
    »Kannst du denn für die Überfahrt bezahlen?«, fragte ein anderer der Männer. »Hast du Gold?«
    »Nein, ich habe kein Gold.« Betrübt schüttelte Jandaldon seinen Kopf. »Alles, was ich besitze, ist meine Laute, meine Kleidung und ein paar kleine Münzen.«
    »Willst du ihn nicht mitnehmen, Halfas?«, fragte der Einäugige und grinste den Sehnigen an. »Vielleicht dichtet er ein Lied über deine Heldentaten.«
    »Dort, wo ich hingehe, wird wohl niemand meinen Liedern lauschen«, wandte der Sänger ein. »Und ich glaube nicht, dass ich jemals zurückkehren werde.«
    »Ich werde dich trotzdem mitnehmen«, sagte der Mann und rieb mit Daumen und Zeigefinger an seinem Ohrring. »Die Reise in den Süden ist nicht ungefährlich, denn die See kann tückisch sein. Vielleicht bringst du mir Glück. Es heißt, dass ein Verrückter an Bord das Schiff vor Gefahren schützt.«
    *
    Immer weiter hatte Danira sich durch die Dunkelheit der Gänge und Höhlen vorangetastet. Sie hatte jedes Zeitgefühl verloren und konnte nur vermuten, dass nun schon

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