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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Gebäudekomplexes sicherte. Die Soldaten hatten ihre weißen Waffenröcke abgelegt, denn noch sollte Car-Carioth nicht offen Position gegen König Gweregon beziehen. In einem Raum an der Ostseite des Hauses machte Grimstan Halt. Schon hatte das Licht des Morgens den Himmel golden gefärbt, doch die Straßen der Stadt lagen noch eingehüllt in das Zwielicht der Dämmerung.
    »Denkst du wirklich, dass der Kampf sich nicht vermeiden lässt?«, fragte Timon.
    »Wahrscheinlich«, sagte Grimstan. »Wenn der Führer der Soldaten unter dem Befehl der Alten steht, dann wird er seine Männer unbarmherzig in den Kampf schicken.«
    »Warum tun sie das? Warum kämpfen sie für das Böse?«
    »Sie denken, dass wir die Bösen sind. Warum sollten sie Angbold misstrauen?«
    »Ja, warum sollten sie?« Timon atmete hörbar aus. »Ich hoffe, dass Gerugrims Wissen mir dabei helfen wird, etwas gegen sie zu unternehmen.«
    »Aber sei vorsichtig«, sagte Grimstan. »Handle nur, wenn du dir sicher bist – wir können es uns nicht leisten, dich zu verlieren.«
    »Ja, natürlich.« Timon schwieg für eine Weile, bevor er erneut das Wort ergriff. »Ich hatte einen Traum heute Nacht«, sagte er endlich. »Oder vielleicht war es eher eine Erinnerung als ein Traum.«
    »Hast du dich an die Worte des Zaubers erinnert?«, fragte Grimstan, als Timon nicht weitersprach.
    »Nein, es ging um den Blauen Stein. Ich glaube, ich habe ihn vor langer Zeit für einen Zauber benutzt. Ich habe ein Tor damit geöffnet, ein Tor in eine andere Welt.«
    »Eine andere Welt? Du hattest Kontakt mit dem Reich der Dämonen?«
    »Nein, keine Dämonen«, sagte Timon. »Das Schwert, das Danira jetzt trägt – es kam durch dieses Tor.«
    »Erstaunlich«, sagte Grimstan. »Firions Macht liegt in diesem Schwert. Er hat also doch endlich in den Kampf gegen die Geschöpfe des Bösen eingegriffen – wenn auch nur indirekt. Er hat nur eine Waffe geschickt, und er hat es dir überlassen, sie in diese Welt zu holen.«
    »Vielleicht war es meine Macht, die das Tor geöffnet hat – aber das Schwert kam nicht alleine zu mir. Irgendein Wesen hat es getragen.«
    »Ein Wesen? Was hat es getan, nachdem es dir die Waffe übergeben hat?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Timon. »Vielleicht werde ich mich später wieder erinnern. Mein Sinnen gilt nun nur dem Stein, denn offenbar wurde durch ihn ein Tor geöffnet. Besitzen nicht auch die Alten gewisse Steine, mit denen sie ihr Tor in das Reich der Finsternis öffnen wollen?«
    »Ja, die Alten besitzen solche Steine.« Nachdenklich runzelte Grimstan die Stirn. »Und es heißt, dass diese Steine selbst aus der göttlichen Welt stammen und in dieser Welt hier nicht zerstört werden können. Doch es mag sein, dass in der Katastrophe, die den südlichen Kontinent verwüstet hat, solche Kräfte frei wurden, in denen selbst die Dimensionssteine nicht bestehen konnten. Vielleicht hat sich von einem der Steine ein Splitter gelöst, der sich nun in deinem Besitz befindet.«
    »Dann wäre dies wahrlich ein wertvolles Artefakt«, sagte Timon.
    »Dieser Stein ist wertvoll, egal welcher Art er sein mag.« Grimstan verstummte, als er den Klang einer Kriegspfeife vernahm, die in geringer Entfernung geblasen wurde. Schon wurden Rufe in der Umgebung laut.
    »Die Truppen des Königs nähern sich«, sagte er schließlich. »Komm mit, aber halte dich hinter mir.«
    *
    Erschöpft stützte Taric sich gegen die baufällige Wand des zerfallenen Hauses. Blut benetzte die Schneide seiner großen Streitaxt, Blut war in seinem Gesicht und an seinen Händen – und sein eigenes Blut sickerte durch den provisorischen Verband, den er um den linken Oberschenkel trug. Die Hand des Gesetzlosen krampfte sich um den Griff der Waffe, während er mit geschlossenen Augen tief durchatmete. Der Rausch des Kampfes war von ihm gewichen, und nun spürte er den Schmerz in seinem Bein und die quälende Erschöpfung in seinem ganzen Körper. Er hatte die Nacht hindurch kaum geschlafen, denn finstere Wesen waren über der Stadt umhergeflogen und hatten die Menschen mit ihren furchtbaren Schreien gequält. Auch nachdem er sich in seine unterirdischen Gewölbe zurückgezogen hatte, waren die Schreie nicht verklungen, wie Echos in seinem Geist, die nicht leiser werden wollten.
    Ein Geräusch neben ihm ließ Taric aufblicken, er sah jedoch, dass es nur die beiden Drachentöter waren, an deren Seite er gerade noch gekämpft hatte. Die Ritter kauerten neben ihm auf den Trümmern der zerstörten

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