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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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lastet auf uns. Doch die Drachen sind nicht mehr fern – und sie rufen mich. Endlich fühle ich wieder etwas von der Geborgenheit, in der ich früher lebte.«
    Loridan trat neben Selina und legte seinen Arm um ihre Schultern. Gemeinsam blickten sie nach Norden, dorthin, wo ihr Weg sie bald führen würde.
    »Es tut mir leid, dass ich dir nicht die Geborgenheit geben konnte, die du gebraucht hättest«, sagte er. »Was wird geschehen, wenn wir die Drachen wiedersehen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Selina. »Zumindest werden wir die Rune erhalten, viel mehr werden die Drachen allerdings nicht für uns tun können.«
    »Das habe ich nicht gemeint.« Eindringlich sah Loridan die junge Frau an, die seinen Blick ruhig erwiderte. »Was wird aus uns beiden, wenn wir die Drachen treffen?«
    »Wir müssen abwarten, was Donnersturm entscheiden wird. Vielleicht wird nicht einmal er es sich anmaßen, in dieser Sache ein Urteil zu fällen. Vielleicht werden wir vor den Rat der Drachen treten müssen, und Eisenklaue selbst wird über uns entscheiden.«
    »Nein.« Loridans Stimme klang entschlossen, als er Selinas Hand fasste. »Alles, was die Drachen tun oder sagen, kann nichts daran ändern, dass ich dich liebe. Wenn die Drachen uns helfen können, gegen Thaur-Angoth und seine Diener zu kämpfen, dann werde ich ihrem Rat folgen, denn sie wissen darüber mehr als ich. Und wenn es erforderlich sein sollte, dass wir uns trennen, um diesen Kampf zu führen, dann werde ich das akzeptieren. Aber ich werde nicht aufhören, dich zu lieben. Das wollte ich dir sagen, bevor wir vor die Drachen treten.«
    »Ich weiß, dass du mich liebst«, sagte Selina. »Und ich liebe dich auch. Du brauchst dich nicht zu sorgen. Du hast in den Drachen immer eine Bedrohung gesehen, und jetzt siehst du in ihnen eine Bedrohung für unsere Liebe. Doch das sind sie nicht – Liebe bedeutet ihnen viel, denn sie kommt von Aeon. Alles, was unsere Liebe gefährdet, ist die dunkle Macht, die von Thaur-Angoth kommt – und unsere eigene Schwäche.«
    »Auch wenn Thaur-Angoths Kreaturen mich töten, wird das meine Liebe zu dir nicht beenden. Ich bin bereit, dir den ewigen Schwur zu leisten, sobald auch du dazu bereit bist.«
    »Ja, das hast du schon einmal zu mir gesagt.« Für einen Moment senkte Selina ihren Blick, bevor sie wieder in die Augen des Ritters sah. »Du weißt, dass die Schwüre der Menschen mir fremd sind.«
    »Es tut mir leid«, sagte Loridan. »Ich wollte dich nicht bedrängen.«
    »Du musst dich nicht mehr lange gedulden. Bald wird der Bann, der mein Herz nun umklammert, von mir fallen. Schon jetzt lässt die Wirkung des Kristalls nach. Ich wünschte, ich könnte dich die Sprache der Drachen lehren. Dann könnte mein Herz direkt zu deinem reden.«
    »Danach sehne auch ich mich.« Nachdenklich blickte Loridan nach Norden. »Vielleicht können die Drachen uns dabei helfen, diesen Wunsch zu erfüllen.«
    »Ja, vielleicht. Ich hoffe, dass wir sie heute noch treffen werden. Wann können wir aufbrechen?«
    »Bald. Aber wir wollen den anderen noch ein wenig Schlaf gönnen – die Nacht war kurz, und Artan und Teris haben gewacht, bevor Herubald sie abgelöst hat. Lass uns gemeinsam zusehen, wie die Sonne aufgeht.«
    Sie setzten sich auf einen großen moosüberwachsenen Stein, wo Selina ihre Decke um ihrer beider Schultern legte. Eng schmiegte sie sich an den Ritter, der sanft ihre Hand mit der seinen umschloss. Wenig später schlief die junge Frau ein, und Loridan blieb mit seinen Gedanken und Hoffnungen allein. Die Begegnung mit den Drachen, die vielleicht heute noch stattfinden würde, konnte das Schicksal dieser Welt zum Guten oder Bösen lenken. Und fast noch mehr fürchtete Loridan, wie die Drachen über ihn und Selina entscheiden würden. Egal, welches Unheil dieser Welt drohen mochte, er könnte es ertragen, wenn er mit Selina zusammen wäre.
    Die Sonne erhob sich in den wolkenlosen Himmel, und ihr Licht weckte bald die schlafenden Drachentöter. Auch Selina begann sich zu regen, sie drückte noch einmal Loridans Hand und erhob sich dann, um sehnsüchtig zum Horizont zu blicken. Während sie eine kleine Morgenmahlzeit einnahmen und sich auf den letzten Abschnitt ihrer Reise vorbereiteten, griff Selinas erregte Stimmung auf alle über. Bald hatten sie ihre Echsen gesattelt, um ihren Ritt durch die unwegsame Landschaft fortzusetzen.
    Auch jetzt noch, einhundertfünfzig Jahre nach der Zerstörung durch die Drachen, hatten die Gefährten Spuren einer

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