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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Farben und die Bewegungen ihrer Schwingen deutlich zu erkennen. Erst als sie über den wartenden Menschen angekommen waren, gingen sie in einer weiten Schleife zu Boden. Selina und Danira drängten sich dicht an Loridan heran, während sie den gewaltigen Kreaturen entgegenblickten. Sie fühlten den Wind in ihren Gesichtern, als die Drachen etwa fünfzig Schritte von ihnen entfernt landeten. Loridan spürte die Furcht in Danira und zog das Mädchen enger an sich, und gleichzeitig empfing er selbst Zuversicht durch die Ruhe, die von Selina ausging. Der Anblick, der sich ihnen bot, war überwältigend. In gewaltigen und doch anmutigen Bewegungen ließen sieben Drachen sich auf dem felsigen Boden nieder, nahe bei den beiden anderen, die sie erwartet hatten. Zwei weitere Drachen waren immer noch in der Luft und zogen hoch am Himmel ihre Kreise, offenbar in der Absicht, die Umgebung zu überwachen.
    Zwischen den riesigen Wesen befand sich ein Drache, der wesentlich kleiner war als die anderen: Goldschuppe war es, Sohn von Donnersturm und Sonnenfeuer, der noch für viele Jahre weiter wachsen würde. Und noch ein zweiter Drache war in der Gruppe, dessen Größe ihn vor den anderen auszeichnete. Gewaltig war die Spanne seiner Schwingen, seine schwarze Haut erschien zerklüftet und rau wie die Rinde eines uralten Baumes. Silbern schimmerten seine Augen, und auch seine Klauen besaßen einen metallischen Glanz. Die übrigen Drachen stellten sich zu beiden Seiten dieses Giganten auf und bildeten eine gekrümmte Linie, fast einen Halbkreis, der sich zu den drei Menschen hin öffnete.
    »Sie erwarten uns«, sagte Selina. »Eisenklaue selbst ist gekommen, um über uns zu richten. Wir dürfen ihn nicht warten lassen. Er ist der älteste und weiseste aller Drachen, und sein Wort ist für sie wie ein Gesetz. Aber Gesetz ist vielleicht nicht das richtige Wort – alle wissen, dass seine Weisheit die der anderen überragt, daher folgen sie bereitwillig seinem Rat.«
    Selina setzte sich als Erste in Bewegung, um auf die Drachen zuzugehen, und Loridan und Danira folgten ihr zögernd. Regungslos verharrten die Drachen, während sie den drei Menschen entgegenblickten. Nur Goldschuppe machte Anstalten, sich den Besuchern zu nähern, als sie an ihm vorübergingen, doch er stockte wieder in seiner Bewegung, als habe er einen Befehl erhalten. In respektvoller Entfernung zu den Drachen blieben Danira und Loridan stehen, nur Selina trat noch einige Schritte nach vorne, um in Eisenklaues Augen zu blicken. Hinter ihr stand Loridan, und auch sein Blick war staunend auf den schwarzen Drachen gerichtet. Für eine Weile waren Selina und Eisenklaue in ein stummes Gespräch vertieft, bis die junge Frau sich von ihm abwandte, um an Goldschuppe heranzutreten, dessen Hals sie zärtlich mit ihren Armen umfing.
    Loridan erbebte, als Eisenklaues Augen sich plötzlich auf ihn richteten. Bisher hatte der Ritter nur eine Andeutung der Ausstrahlung gespürt, die in den silbernen Augen verborgen lag, nun überwältigte ihn deren unverhüllte Macht. Unter dem durchdringenden Blick fühlte Loridan sich nackt und hilflos, und er war erleichtert, als Selinas Stimme das Schweigen brach.
    »Eisenklaue grüßt dich, Loridan, und auch dich, Danira«, sagte sie, während sie wieder neben den Ritter trat. »Ich habe ihm bereits einen kurzen Bericht der Ereignisse gegeben, die sich zugetragen haben, seit wir uns zuletzt gesehen haben. Auch meine Eltern und meinen Bruder habe ich begrüßt. Sie bitten mich, dir dafür zu danken, dass du mich sicher hierher geleitet hast.«
    »Bitte erwidere Eisenklaues Gruß. Und sage deinen Eltern, dass Dank nicht nötig ist, denn dein Leben bedeutet mir mehr als mein eigenes. Ich möchte dich auch in Zukunft behüten und für dich sorgen.«
    »Ich sage es ihnen, sobald die Zeit dafür gekommen ist.« Selina lächelte und berührte Loridans Arm. »Nun wünscht Eisenklaue, zu uns zu sprechen. Er sagt, dass die Menschen im Land der Drachen nicht willkommen sind. Der größte Teil der Menschen gehört ohnehin bereits Thaur-Angoth, und selbst die, die noch nicht seinem Willen unterstehen, dienen seinen Zwecken. Auch ein reiner Mensch soll von nun an nur noch im Reich der Drachen geduldet werden, wenn einer der Drachen sich für ihn verbürgt und ihn begleitet, wohin auch immer er gehen mag, bis er seine Vertrauenswürdigkeit bewiesen hat. Nur ich selbst bin den Drachen willkommen, denn Donnersturm und Sonnenfeuer bürgen für mich.«
    Eine Weile

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