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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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früheren Besiedelung des Landes gefunden. Car-Elnath war die nördlichste der großen Städte des Reiches gewesen, mit Ausnahme von Car-Turagh vielleicht, das weit im Westen lag. Doch auch nördlich von Car-Elnath hatte es noch ein paar kleine Ansiedlungen gegeben, deren Trümmer inzwischen von Ranken und Büschen überwuchert waren, genauso wie die Wege, auf denen die Menschen früher einmal gereist waren. Drei Tagereisen nördlich von Car-Elnath waren auch diese letzten Anzeichen von Zivilisation hinter ihnen zurückgeblieben, seitdem bewegten die Gefährten sich durch ein Land, in dem niemals Menschen gelebt hatten. Es war eine karge Landschaft, gezeichnet durch das raue Wetter des Nordens. Nur wenige kleine Waldgebiete gab es hier, und der größte Teil des Landes war bedeckt mit Gräsern und Buschwerk, das die Hügellandschaft überwucherte.
    Auch an diesem Tag führte ihr Weg sie durch diese widerspenstige Vegetation, und zeitweise mussten die Ritter mit ihren Schwertern einen Weg durch das Gesträuch bahnen. In der ersten Tageshälfte kamen sie nur langsam voran, denn selbst ihre Reittiere hatten Schwierigkeiten, sich durch das unwegsame Gelände voranzukämpfen. Gegen Mittag erreichten sie einen kleinen Berg, der sich über die Hügel der Umgebung erhob, und sie beschlossen, diesen zu erklimmen, da er ihnen einen guten Ausblick über die Landschaft vor ihnen bieten würde. Als sie den Gipfel erreichten, waren sie alle müde und abgekämpft, denn der Himmel war nur locker bewölkt, und trotz des vergleichsweise kühlen Westwindes hatte die Sonne das Land inzwischen stark aufgeheizt. Der Ausblick war eine Enttäuschung, denn sie erkannten, dass der Weg vor ihnen nicht einfacher werden würde. Soweit das Auge reichte, setzte sich das Hügelland fort, nur am westlichen Horizont sahen sie einen Dunststreifen, der vom nahen Meer kündete. Vielleicht fünf Meilen waren sie nun von der Küste entfernt.
    Während die sechs Gefährten sich noch bei einer kleinen Mahlzeit von den Strapazen der Reise erholten, bemerkten sie, dass ihre Reittiere von einer plötzlichen Unruhe ergriffen wurden. Ihre blaue Fleckenzeichnung verblasste zu einem dunklen Grau. Die vier Drachenritter reagierten sofort und sprangen alarmiert auf. Artan und Teris liefen zu ihren Echsen, denn sie hatten ihre Helme an den Sätteln festgezurrt. Auch Herubald wandte sich zunächst den Echsen zu, dann hielt er inne, als er sah, dass Loridan sich in die andere Richtung bewegte. Der junge Drachenritter stand ruhig auf dem höchsten Punkt des Berges, den Blick nach Norden gerichtet. Selina und Danira traten neben ihn, und nach kurzem Zögern gesellte sich auch Herubald zu ihnen.
    Gemeinsam blickten sie über die karge Landschaft hinweg, suchten den Himmel ab – bis sie die Drachen sahen. Zwei waren es, weniger als eine Meile von ihnen entfernt, und sie bewegten sich auf einem südöstlichen Kurs. Plötzlich wendeten die beiden Drachen ihren Flug, lenkten ihre Bahn nach Süden, wobei sie so eng beieinander flogen, dass ihre Flügel sich fast berührten. Nur für kurze Zeit hielten sie die neue Richtung ein, die sie direkt auf den Hügel zugeführt hätte, auf dem die Gefährten warteten. Dann löste sich ihre enge Formation auf, als sie abrupt in verschiedene Richtungen auseinanderflogen.
    »Sie können sich uns nicht weiter nähern«, sagte Selina. »Der Bannzauber der Alten hat hier seine Grenze. Auch ich fühle, dass der dunkle Zauber fast völlig von mir gefallen ist. Schon jetzt spüre ich die Gedanken der Drachen. Steinschmelzer und Silberwolke sind die beiden, die wir hier sehen – und noch andere Drachen sind nahe. Auch sie spüren meine Nähe. Ich werde zu ihnen gehen. Wirst du mich begleiten, Loridan?«
    »Ja, das werde ich. Aber was ist mit den anderen?«
    »Danira kann mit uns kommen, wenn dies ihr Wunsch ist. Die anderen sollten hier auf uns warten.« Selina strich mit ihrer Hand über Herubalds gepanzerten Arm und schenkte dem Ritter ein Lächeln. »Wir müssen erst erkunden, wie die Stimmung der Drachen ist.«
    Der Abschied dauerte nicht lange, und schon wenig später suchten Selina, Danira und Loridan sich einen Weg, der sie an der nördlichen Flanke des Hügels hinunterführte. Zunächst marschierten sie zügig zwischen Sträuchern mit duftenden gelben Blüten hindurch, bis ein Gestrüpp aus ineinander verwobenen Dornenranken ihr Vorankommen behinderte. Ohne zu zögern zog Loridan sein Schwert, um eine Gasse für seine Gefährtinnen

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