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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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bei seiner Ankunft in der Stadt angehalten hatten.
    »Was wollt Ihr von mir?«, fragte er. »Ich kenne Euch nicht.«
    »Du wirst uns kennenlernen«, höhnte der Mann, der zuerst gesprochen hatte.
    »Der Richter wartet immer noch auf eine Unterhaltung mit dir«, sagte der andere. »Er glaubt jetzt zu wissen, wer du bist. Kommst du freiwillig mit, oder müssen wir dich überreden?«
    »Vielleicht könnte ich Euch irgendwie umstimmen?« Deryn fasste an seinen Gürtel und ließ seinen Geldbeutel klingen, während er die Männer musterte, die ihm gegenüberstanden. Im silbernen Licht Eril-Firions erkannte er, dass beide Ringpanzer trugen und mit Schwertern bewaffnet waren. Wahrscheinlich waren sie im Gebrauch der Waffen auch geübter als er selbst. In einem Kampf wäre er ohne jede Chance; sein einziger Vorteil bestand darin, dass er ungerüstet und daher beweglicher war als sie. Mit flinken Fingern löste er den Beutel von seinem Gürtel und warf ihn den Männern vor die Füße. Als sich der vordere von ihnen nach dem Geld bückte, lief Deryn los.
    *
    Loridan und Danira saßen auf einem Trümmerhaufen am Rand eines stark zerstörten Häuserblocks. Eril-Firion stand hoch am wolkenlosen Himmel und warf sein kaltes Licht auf die tote Stadt.
    »Deryn hat mir erzählt, dass du die Drachen spüren kannst«, sagte Loridan. »Hast du dieses Gefühl oft?«
    »Nein, nur selten.« Danira zögerte. »Manchmal sehe ich Drachen dicht über die Stadt fliegen, ohne etwas zu empfinden. Ich glaube, ich spüre sie nur, wenn sie wütend sind.«
    »Seltsam, auch ich habe diese Gefühle. Auch manche meiner Gildenbrüder haben davon erzählt. Aber bei dir und mir scheint es stärker zu sein als bei den anderen.«
    »Meinst du, ich könnte auch ein Drachentöter werden, so wie du?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte der Ritter, und er lächelte über diesen ungewöhnlichen Wunsch. »Bisher gab es noch keine Frau in den Reihen der Drachentöter, es gibt jedoch keine Gildenvorschrift, die es verbieten würde. Du hast sicherlich mehr Erfahrung mit Drachen als die meisten, die in die Gilde aufgenommen werden. Darüber müsste Eldilion entscheiden, der unser Gildenmeister ist. Aber würdest du das denn wollen? Dein Leben damit verbringen, zu kämpfen und zu töten?«
    »Ich weiß es nicht. Seit ein Drache meinen Vater getötet hat, habe ich mir gewünscht, ich könnte … etwas tun. Taric hat mir gezeigt, wie man mit dem Schwert umgeht – heimlich nur, denn Almina wollte es nicht. Als ich ihr vorgestern erzählt habe, dass ich mit euch nach Car-Tiatha reisen will, meinte sie, dass ich dann endlich wie ein Mädchen aufwachsen könnte. Wie wachsen Mädchen in der Stadt auf?« Danira blickte fragend zu Loridan auf.
    »Nun, die meisten lernen von ihrer Mutter, wie ein Haushalt zu führen ist. Oft lernen sie auch von ihrem Vater die Grundlagen eines Handwerks, damit sie ihm gelegentlich zur Hand gehen können. Schließlich heiraten die meisten einen Mann und führen dann dessen Haushalt. Sie bekommen Kinder und müssen dann auch für diese sorgen.«
    »Du meinst, so wie Almina?« Daniras Stirn lag in Falten, und ihr Blick verriet ihre Zweifel.
    »Ja, aber in Car-Tiatha ist vieles einfacher als hier.«
    »Könnte ich nicht doch lieber Drachentöter werden?«
    Irgendwo im Süden, nicht weit entfernt, wurde plötzlich eine Kriegspfeife geblasen. Loridan blickte Danira fragend an. »Das war nicht die Drachenwarnung, oder?«
    »Nein, das war ein Gesetzeshüter, der Verstärkung anfordert.«
    »Wir sollten nachsehen, was dort vor sich geht.« Loridan erhob sich und sah nachdenklich über die Stadt hinaus. »Es ist die Richtung, in die Deryn gegangen ist.«
    *
    Deryn hatte durch seinen überraschenden Spurt einige Schritte Abstand zwischen sich und seine Verfolger gebracht. Angestrengt blickte er in die dunkle Gasse, die vor ihm lag, denn er fürchtete, über irgendwelche Trümmer zu stolpern oder mit anderen nächtlichen Wanderern zusammenzustoßen. Er wagte es nicht, sich umzudrehen, denn er hörte, dass seine Verfolger nicht weit entfernt waren. Erst als er eilig in eine Seitenstraße einbog, riskierte er einen kurzen Blick nach hinten. Sein Vorsprung war ein wenig angewachsen, doch die Verfolger hatten noch nicht aufgegeben. Einer von ihnen blies ein Signal auf einer Kriegspfeife, das weithin durch die Stadt zu hören war. Deryn stieß einen leisen Fluch aus. Er war sich nicht sicher, in welcher Richtung der Weg zu Tarics Haus lag, und konnte nur vermuten,

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