Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
Vom Netzwerk:
auf der Nebelinsel im Meer der Tränen. Schon vor einigen Jahren haben die Alten ihn wieder instand gesetzt – aber dies ist offenbar allen entgangen, sogar den Drachenrittern.« Grimstan stellte seinen leeren Teller zur Seite und erhob sich. »Wir sollten nun über andere Dinge reden. Es wird bald zu einer Schlacht kommen, und vielleicht werden viele von uns die Nacht nicht überleben. Trotzdem müssen wir morgen bei Sonnenaufgang aufbrechen – alle, die in der Lage sind zu marschieren. Nur dann können wir Car-Angoth bis zum Nachmittag erreichen.«
    »Was ist mit den Auserwählten?«, fragte Loridan. »Sollen wir mit der Macht der Runen in den Kampf eingreifen?«
    »Ihr solltet vorerst hier im Schutz des Gewölbes bleiben«, sagte Sad Olgar, und Grimstan nickte bestätigend. »Doch haltet Euch bereit, denn wenn wir von Dämonen angegriffen werden, wird Eure Macht den Männern Mut geben.«
    Es wurde nicht mehr viel gesprochen an diesem Abend, und bald breiteten die Gefährten ihre Decken aus, doch Danira war zu aufgewühlt, um an Schlaf zu denken. Sie kauerte sich auf den Boden und hielt ihr Schwert mit beiden Händen umfasst.
    »Du solltest versuchen zu schlafen«, sagte Grimstan, als er neben das Mädchen trat.
    »Ich kann nicht«, erwiderte Danira. »Ich habe Angst.«
    »Das ist nicht schlimm.« Grimstan setzte sich ebenfalls, zwei Schritte von Danira entfernt. »Auch ich habe Angst.«
    »Du?«
    »Ja, ich.« Grimstan lächelte düster. »Warum sollte ich keine Angst empfinden? Es werden schreckliche Dinge geschehen heute Nacht – und wenn wir morgen Car-Angoth erreichen, dann wird es noch schlimmer werden. Deshalb ist es wichtig, dass du mir vertraust. Ich bin auf deiner Seite, und ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht.«
    Ohne etwas zu sagen blickte Danira zu Grimstan auf.
    »Du hast Angst vor mir, ist es nicht so?«, fragte der alte Mann. »Aber das musst du nicht.«
    »Ja, manchmal hatte ich Angst vor dir, und manchmal glaubte ich, dass du der beste Freund bist, den ich habe.«
    »Ich bin dein Freund.« Grimstan erhob sich, um zum Ausgang des Gewölbes zu gehen. »Versuche nun zu schlafen.«
    Widerwillig wickelte Danira sich in ihre Decke, doch lange fand sie keine Ruhe.
    Plötzlich schreckte sie hoch, und sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war und ob sie geschlafen hatte. Auch durch die Mauern des Gewölbes, die keine Geräusche von draußen hereindringen ließen, war die Nähe der Dämonen des Dunklen Herrn zu spüren. Gerade als Danira sich von ihrer Schlafstätte erhob, hörte sie leise Schritte von der Treppe, die hinaus ins Freie führte.
    »Es hat begonnen«, sagte Sad Olgar, der an sie herantrat. »Ein Dämon kreist über der Burg, oder vielleicht sind es mehrere. Haltet eure Runen bereit!«
    Sie weckten die anderen und stiegen dann gemeinsam die Treppe hinauf. Am Rand des Burghofs verharrten die Auserwählten dicht aneinandergedrängt inmitten einer wachsenden Unruhe. Laut gerufene Befehle übertönten zuweilen das überall hörbare ängstliche Murmeln der Soldaten. An vielen Orten brannten Fackeln und Feuer, um den Verteidigern Licht zu spenden. Im flackernden Feuerschein blickte Danira in die Gesichter ihrer Gefährten, und sie sah, dass Selina und Jandaldon sichtlich niedergeschlagen wirkten. Loridan und Timon zeigten dagegen eine grimmige Entschlossenheit. Sie selbst blickte beklommen auf die Rune in ihrer Hand – lieber hätte sie sich auf ihr Schwert verlassen.
    Dann erklang der Schrei eines Dämons vom Himmel herunter, an dem Tausende von Sternen in kaltem Licht glitzerten. Nur dort, wo Eril-Angoth stand, verblassten die Sterne gegen dessen roten Schein. Es verging eine lange Zeit, ohne dass ein Angriff erfolgte, doch die Stimmung im Lager wurde immer angespannter. Um die Auserwählten herum standen die Drachenritter, kampfbereit und mit gezogenen Waffen, die grimmigen Blicke zum Himmel erhoben.
    Der Angriff kam ohne jede Vorwarnung. Aus dem Wald heraus war plötzlich ein lautes Heulen zu hören, als ein Heer von Dunkelmenschen gegen die Verteidigungslinie der Menschen anstürmte. Dutzende Pfeile wurden von den Mauern aus abgeschossen, und schon gingen die ersten Angreifer zu Boden.
    »Ich muss nach vorne«, sagte Timon. »Damit mein Licht die Angreifer stoppen kann.«
    In diesem Moment sank ein Dämon aus dem Himmel herunter, und seine Schwingen verdunkelten das Licht der Sterne. Er landete dicht bei den fünf Gefährten, doch sogleich stellten sich einige der

Weitere Kostenlose Bücher