Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety
Warum lasst ihr euch nicht lieber übervorteilen?‹ 1. Korinther 6.«
»Da geht es darum, mit den Ungläubigen ins Gericht zu gehen. Der Generalvikar der Diözese von Sens ist kein Ungläubiger.«
»Sie wissen, dass das nicht stimmt«, sagte Camille. »Was glauben Sie, wo ich meinen Unterricht genossen habe? Denken Sie, Sie können mir einen solchen Stuss verkaufen? Nein«, sagte er zu seinem Anwalt, »das müssen Sie nicht mitschreiben.«
Sie traten ins Freie. »Streichen Sie das weg«, sagte Camille. »Da war ich voreilig.« Der Notar duckte sich ein wenig. »Überschreiben Sie die Seite mit: Betreffs der formellen Vollziehung der Eheschließung des L.C.Desmoulins, Advokat. Genau, so, unterstreichen Sie das ein paar Mal.« Er nahm Annettes Arm. »Fertig gebetet?«, fragte er. »Bringen Sie das auf schnellstem Wege zum Ausschuss«, sagte er über die Schulter.
»Keine Kirche«, sagte Lucile. »Kein Priester. Großartig.«
»Der Generalvikar der Diözese von Sens macht mich für die Halbierung seiner jährlichen Einkünfte verantwortlich«, erklärte Camille. »Er sagt, ich bin schuld, dass sein Schloss in Schutt und Asche gelegt wurde. Kein Grund zum Kichern, Adèle.«
Sie saßen in Annettes Salon. »Maximilien«, sagte Camille, »du bist doch so gut darin, anderer Leute Probleme zu lösen. Also, ans Werk.«
Adèle versuchte sich zusammenzunehmen. »Haben Sie keinen zahmen Priester? Einen, der mit Ihnen auf der Schule war?«
Robespierre sah auf. »Vielleicht ließe sich ja Pater Bérardier überreden? Er war unser letzter Rektor in Louis-le-Grand«, setzte er erklärend hinzu, »und jetzt sitzt er in der Versammlung. Bestimmt … Er mochte dich doch immer so, Camille.«
»Wenn er mich heutzutage sieht, lächelt er, als wollte er sagen: ›Ich wusste ja gleich, welches Ende es mit dir nehmen würde.‹ Und es heißt, dass er den Eid auf die Verfassung verweigern wird.«
»Macht nichts«, sagte Lucile. »Wenn es irgendeine Chance gibt …«
»Unter folgender Bedingung«, sagte Bérardier. »Dass Sie sich öffentlich zum Glauben bekennen, und zwar in Ihrer Zeitung. Dass Sie in selbiger Publikation von Seitenhieben auf den Klerus ablassen, und dass Sie darin Ihren gewohnheitsmäßig gotteslästerlichen Ton ablegen.«
»Aber wovon soll ich dann leben?«, fragte Camille.
»Es war unklug von Ihnen, das nicht vorherzusehen, als Sie die Kirche zur Zielscheibe Ihres Spottes erkoren haben. Aber Sie haben ja noch nie in Ihrem Leben mehr als zehn Minuten vorausgeplant.«
»Unter den genannten Bedingungen«, schaltete Pater Pancemont sich ein, »erlaube ich Pater Bérardier, Sie in Saint-Sulpice zu trauen. Aber ich denke nicht daran, es selbst zu tun, und ich bin der Meinung, dass der Pater einen Fehler begeht.«
»Er ist ein impulsives Geschöpf«, sagte Pater Bérardier. »Eines Tages werden seine Impulse ihn in die richtige Richtung lenken, nicht wahr, Camille?«
»Das Dumme ist, dass ich eigentlich nicht vorhatte, dieses Jahr noch eine Ausgabe herauszubringen.«
Die Priester wechselten Blicke. »Dann erwarten wir, die Erklärung in der ersten Ausgabe von 1791 abgedruckt zu sehen.«
Camille nickte.
»Versprochen?«, fragte Bérardier.
»Versprochen.«
»Sie haben schon immer mit beispielloser Glattzüngigkeit gelogen.«
»Er wird es nicht machen«, sagte Pater Pancemont. »Wir hätten sagen sollen, erst die Erklärung, dann die Trauung.«
Bérardier seufzte. »Was soll das nutzen? Gewissen lässt sich nicht erzwingen.«
»Der Abgeordnete Robespierre war ebenfalls Ihr Schüler, wenn ich nicht irre?«
»Für ein Weilchen.«
Pater Pancemont sah ihn an, als hätte er gesagt: Ich war während des Erdbebens in Lissabon. »Sie haben das Unterrichten aufgegeben?«
»Schauen Sie – es gibt schlimmere Menschen.«
»Ich wüsste keine«, sagte Pancemont.
DIE TRAUZEUGEN : Robespierre, Pétion, der Schriftsteller Louis-Sébastien Mercier und der Freund des Herzogs, der Marquis de Sillery. Eine diplomatische Auswahl, die sowohl den linken Flügel der Nationalversammlung abdeckte als auch die Literatenszene und die Orleanisten.
»Es macht dir nichts aus, oder?«, sagte Camille zu Danton. »Eigentlich hätte ich Lafayette, Louis Suleau, Marat und den Scharfrichter gewollt.«
»Natürlich macht es mir nichts.« Schließlich, dachte er, werde ich bei allem anderen Zeuge. »Wirst du jetzt reich?«
»Die Mitgift beträgt hunderttausend Livres. Und es gibt ziemlich wertvolles Silberzeug. Sieh mich nicht so an.
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