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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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seinen ältesten Freund entzweien?«
    »Sie scheinen sich Ihrer Sache ja sehr sicher zu sein!«
    »Mit gutem Grund«, sagte Camille. »Oh, Cornélia, Sie sind so leicht zu durchschauen. Ich kenne Ihre Absichten genau. Ich weiß genau, was Sie denken. Sie denken, er wird Sie heiraten. Vergessen Sie’s, meine Beste. Niemals.«
    Das war der Höhepunkt seines Tages. Daheim wartete trübselig Lucile, ihre kleinen Hände um den enormen Bauch gewölbt. So machte das Leben keinen Spaß. Sie hatte das Stadium erreicht, in dem die Frauen sie mit reger Anteilnahme ansahen, während die Augen der Männer über sie hinwegglitten wie über ein altes Sofa.
    »Es ist ein Billett von Max gekommen«, sagte sie. »Ich habe es geöffnet. Er sagt, er bedauert den Vorfall von vorhin, er hat unbedacht gesprochen und bittet dich um Verzeihung. Und Georges war hier. Er lässt dir sagen, dass es ihm leid tut.«
    »Ich hatte einen großartigen Streit mit Eléonore. Sie sind Blutsauger, diese Leute. Wobei ich mich ja doch frage, was aus mir würde, wenn Danton und Robespierre jemals anders dächten als ich.«
    »Du kannst selber denken.«
    »Ja, aber du wirst feststellen, dass sich das so nicht durchhalten lässt.«
    Am 26. März übermittelte die Königin dem Feind sämtliche Details der französischen Kriegsplanungen. Am 20. April erklärte Frankreich Österreich den Krieg.
    25.  APRIL 1792: Die wissenschaftliche und demokratische Hinrichtung von Nicolas-Jacques Pelletier, Wegelagerer.
    Die Zuschauermenge ist größer als bei einer gewöhnlichen Hinrichtung, Erwartung knistert in der Luft. Die Henker haben schon mit Attrappen geübt. Sie wirken recht obenauf, nicken einander zu; es ist Ehrensache für sie, dass keiner von ihnen patzt. Nicht dass das zu befürchten stünde, die Maschine erledigt ja alles. Sie ist auf einem Gerüst aufgebaut, ein großes Gestell mit einem schweren Fallbeil. Der Verbrecher steigt mit seinen Wärtern hinauf. Er soll nicht leiden, denn in Frankreich ist das Zeitalter der Barbarei vorbei, beendet durch ein Gerät, das ein Ausschuss genehmigt hat.
    Mit raschen, geübten Bewegungen nehmen die Henker den Mann in die Mitte, binden ihn an einem Brett fest und schieben ihn darauf nach vorn; das Fallbeil saust herab, ein gedämpfter Aufschlag, dann jäh ein Blutsee. Die Menge seufzt, die Leute blicken einander ungläubig an. Es ist so schnell gegangen, kein Spektakel, nichts. Unvorstellbar, dass der Mann tot sein soll. Einer von Sansons Gehilfen sieht fragend zu seinem Meister empor, der nickt. Der junge Mann hebt den Ledersack hoch, in den der Kopf gefallen ist, und holt den triefenden Inhalt heraus. Er hält den Kopf der Menge hin, dreht ihn langsam hin und her, damit das leere, blicklose Gesicht für alle zu sehen ist. Gut genug. Sie sind beschwichtigt. Ein paar Frauen nehmen ihre Kinder auf den Arm, der besseren Aussicht wegen. Der Rumpf des Toten wird losgebunden und in einen großen Weidenkorb gewälzt, in dem er fortgeschafft werden soll; der abgetrennte Kopf kommt zwischen die Füße.
    Alles in allem, das Hochhalten des Kopfes mitgerechnet (das nicht immer nötig sein wird), hat die Prozedur gerade fünf Minuten gedauert. Sanson schätzt, dass die Dauer sich fast um die Hälfte reduzieren lässt, sollte es einmal darauf ankommen. Er und seine Gehilfen und Lehrlinge sind gespalten, was das neue Gerät angeht. Es ist bequem, das ist wahr, und human; man kann sich nicht vorstellen, dass der Mann Schmerzen leiden muss. Aber es wirkt so einfach; die Menschen werden denken, dass kein Geschick dazu gehört, dass jeder Scharfrichter sein kann. Einem ganzen Berufsstand wird so das Wasser abgegraben. Erst letztes Jahr hat die Versammlung über die Todesstrafe debattiert, und der beliebte Abgeordnete Robespierre hat sich allen Ernstes für ihre Abschaffung ausgesprochen. Angeblich ist ihm das nach wie vor ein großes Anliegen, und er hofft, es noch durchzusetzen. Aber der weitblickende M. Sanson hegt den Verdacht, dass M. Robespierre mit dieser Meinung recht allein dasteht.
    Kostenschätzung von M. Guérdon, ehemaliger Schreinermeister des Parlaments von Paris:
Gerüst
1700 Livres
Drei Fallbeile (zwei in Reserve)
600 Livres
Seilzug und Kupferschienen
300 Livres
Eisengewicht (für das Fallbeil)
300 Livres
Seil und Rollen
60 Livres
Konstruktion & Erprobung des Geräts
sowie Vor- und Nachbesprechung
 
1200 Livres
Ein Modell im kleinen Maßstab,
zu Anschauungszwecken & Verhinderung
von Unfällen
 
 
1200

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