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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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krankhafte Züge an«, sagte Pétion. »Dabei waren wir einmal befreundet. Wenn ich ehrlich sein soll, ich sorge mich um seinen Verstand.«
    »Er hat seine Anhänger«, meinte Vergniaud.
    Brissot lief Robespierre nach, fasste ihn beim Ellbogen. Vergniaud beobachtete die beiden. »Ein guter Rattenterrier«, bemerkte er.
    »Hä?«, sagte Pétion
    Brissot folgte Robespierre hartnäckig.
    »Robespierre, wir reden über einen Ministerposten – wir tragen Ihnen ein Amt an.«
    Robespierre riss sich los. Er zog seinen Ärmel glatt. »Ich will kein Amt«, sagte er streng. »Außerdem gibt es kein Amt, das mir entspräche.«
    »Vierter Stock?«, fragte Dumouriez. »Nagt er am Hungertuch, dieser Roland, dass er im vierten Stock wohnen muss?«
    »Paris kostet Geld«, sagte Brissot abwehrend. Er rang nach Atem.
    »Ich bitte Sie.« Dumouriez klang unwirsch. »Sie brauchen nicht zu rennen, wenn ich Ihnen zu schnell gehe. Ich hätte gewartet; ich habe keinerlei Absicht, allein zu ihm zu gehen. Noch einmal: Sind Sie sich wirklich sicher?«
    »Bewährter Verwaltungsbeamter …«, keuchte Brissot, »mit vielfältigen Zuständigkeiten … verlässlicher Gesinnung … und Frau … ungeheuer fähig … ungeteilte Hingabe … an unsere Ziele.«
    »Ja, ich glaube, das habe ich jetzt verstanden«, sagte Dumouriez. Ihm schien nicht, dass sie viele gemeinsame Ziele hatten.
    Manon öffnete ihnen selbst. Sie sah ein wenig derangiert aus, und sie litt an unglaublicher Langeweile.
    General Dumouriez küsste ihr formvollendet die Hand. »Monsieur?«, erkundigte er sich.
    »Er hat sich hingelegt.«
    »Ich glaube, Sie könnten es auch Madame sagen«, schlug Brissot vor.
    »Das glaube ich nun nicht«, murmelte Dumouriez. Er wandte sich an sie. »Wenn Sie so gut wären, ihn zu wecken. Wir haben ein Ansinnen, das für ihn von Interesse sein könnte.« Er sah sich im Zimmer um. »Sie würden umziehen müssen. Vielleicht, meine Liebe, möchten Sie ja Ihr Porzellan einpacken oder so etwas?«
    »Das kann nicht sein!«, sagte Manon. Sie sah sehr jung aus und schien jeden Moment in erbitterte Tränen ausbrechen zu wollen. »Sie nehmen mich auf den Arm. Wie können Sie so etwas tun?«
    Das Gesicht ihres Mannes wirkte eine Spur weniger grau als sonst. »Ich kann mir nicht vorstellen, mein Herzblatt, dass M. Brissot mit einer so ernsten Angelegenheit wie der Regierungsbildung seinen Scherz treiben würde. Der König trägt mir den Posten des Innenministers an. Wir – ich – nehme an.«
    Vergniaud in seiner Wohnung bei Mme Dodun an der Place Vendôme Nr. 5 hatte ebenfalls geschlafen. Aber für Danton stieg man selbstredend aus dem Bett. Was er über Danton wusste, verlangte ihm widerwillige Bewunderung ab. Der Mann hatte nur einen entscheidenden Fehler – er arbeitete zu hart.
    »Aber wieso dieser Roland?«, wollte Danton wissen.
    »Weil es sonst niemanden gab«, sagte Vergniaud lustlos. Das Thema hing ihm zum Hals heraus. Er hatte es satt, unaufhörlich gefragt zu werden, wer dieser Roland war. »Weil er formbar ist. Weil man ihn für besonnen hält. Wen hätten wir denn Ihrer Meinung nach nehmen sollen? Marat?«
    »Die Rolands nennen sich Republikaner. Das tun Sie auch, wenn ich mich nicht irre.«
    Vergniaud nickte unbewegt. Danton musterte ihn. Mit seinen neununddreißig war er weder groß noch breit genug, um eine imposante Figur abzugeben. Ein paar Pockennarben verunstalteten seine blassen, groben Züge, und die große Nase schien in ein anderes Gesicht zu gehören als die kleinen, tief liegenden Augen. In einer Menschenmenge hätte sich keiner nach ihm umgedreht, aber auf der Rednertribüne der Versammlung oder der Jakobiner (Totenstille in den Bankreihen, auf der Galerie gereckte Hälse) war er wie verwandelt. Plötzlich schien er ein schöner Mann zu sein, selbstbewusst, anmutig, mit wohltönender Stimme und fließenden Bewegungen. Er hatte etwas Aristokratisches in seinem Auftreten, in seinen braunen Augen leuchtete ein Funke. »Da, schau«, hatte Camille gesagt, »der Funke des Dünkels.«
    »Mag sein, aber es tut gut, einen Mann in seinem Element zu sehen«, hatte ihm Danton mit Nachdruck geantwortet.
    Von Brissots Freunden, so entschied er, war dieser Mann mit Abstand der beste. Du gefällst mir, dachte er, aber du bist faul. »Ein Republikaner auf einem Ministerposten …«, begann er.
    »… ist nicht zwingend ein republikanischer Minister«, vollendete Vergniaud. »Nun, man wird sehen.« Achtlos blätterte er ein paar Seiten auf seinem

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