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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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putzen die anderen weg und heben uns den fetten gefüllten Steinbutt bis zum Schluss auf.
     
    Danton (über Vadier):
     
Vadier? Ich werde sein Hirn verspeisen und in seinen Schädel scheißen.
     
    Robespierre vor dem Jakobinerclub: der zurückhaltende Vortragsstil, die willkürlichen Pausen, die in keinem Sinnzusammenhang mit dem Gesagten stehen, sind mittlerweile zu einer erprobten Technik mit hypnotischer Wirkung geworden:
    »Danton, man beschuldigt Sie, in … die Schweiz emigriert zu sein, mit der Ausbeute Ihrer … Korruption. Es gibt sogar Stimmen, die behaupten, Sie stünden an der Spitze einer Verschwörung mit dem Ziel … Louis XVII zu inthronisieren und Sie zum … Regenten zu machen. Nun habe ich … Dantons politische Ansichten stets sehr genau verfolgt – denn wir sind durchaus nicht immer einer Meinung – sehr genau und manchmal … auch voller Feindseligkeit. Es ist wahr, dass er … erst spät Dumouriez verdächtigte, dass er sich gegenüber … Brissot und dessen Komplizen alles andere als unversöhnlich zeigte. Aber muss ich aus der Tatsache, dass … wir nicht immer übereinstimmen, schließen, dass er sein Land verraten hat? Meines Wissens hat er seinem Land stets mit größtem Eifer gedient. Wenn Danton hier auf der Anklagebank sitzt, dann sitze ich … auch dort. Wer etwas gegen Danton vorzubringen hat, möge … dies jetzt tun. Sie mögen sich erheben, jene, die patriotischer … sind als wir.«
     
    »Wenn Sie ein paar Minuten Zeit für mich hätten«, sagte Fouquier-Tinville. Sein Auftreten machte sehr deutlich, dass er keine Zeit zu verschwenden hatte. »Verwandtschaftliche Gefühle, Sie wissen schon.«
    »Ach ja?«, sagte Lucile.
    Was ist sie für ein Juwel, dachte Fouquier. Viel zu gut für jemanden aus unserer Familie. »Darf ich mich setzen? Ein bedauerlicher Zwischenfall –«
    »Was ist passiert?«, fragte sie. Und legte sich doch tatsächlich, wie er amüsiert zur Kenntnis nahm, die hübsche Hand an den Hals.
    »Nein, nein, ich habe das schon richtig beschrieben. Ihm ist nichts zugestoßen, nicht in dem Sinne, wie Sie es befürchten.«
    Woher willst du denn wissen, dachte sie, in welchem Sinne ich was befürchte? »Also, Vetter?«
    »Sie erinnern sich doch an den Namen Barnave, meine Liebe? Er war Abgeordneter in der Nationalversammlung. Saß einige Zeit im Gefängnis. Heute haben wir ihn guillotiniert. Er hatte geheime Beziehungen zu Marie-Antoinette.«
    »Ja«, sagte sie. »Ich kannte ihn. Armer Tiger.«
    »Wussten Sie von der Zuneigung, die Ihr Gatte für diesen Verräter empfand?«
    Sie blickte rasch auf. »Bitte führen Sie sich hier nicht auf wie vor Gericht. Ich sitze nicht auf der Anklagebank.«
    Fouquier hob die Hände. »Ich wollte Sie nicht ängstigen.«
    »Das tun Sie auch nicht.«
    »Dann entschuldigen Sie bitte, wenn ich Ihnen zu nahe getreten bin. Aber es ist erwiesen, dass Barnave ein Verräter war.«
    »Was soll ich dazu sagen? Verrat ist Treuebruch, es muss also vorher ein gewisses Vertrauen bestanden haben, gegenseitige Anerkennung. Barnave hat nie behauptet, Republikaner zu sein. Camille hat ihn geachtet – was, glaube ich, auf Gegenseitigkeit beruhte.«
    »Wird Ihrem Gatten denn so selten Achtung entgegengebracht?«
    »Ja, das kann man wohl so sagen.«
    »Trotz seiner Fähigkeiten?«
    »Wer achtet schon Schriftsteller? Die Leute halten sie für verzichtbar. Wie Geld.«
    »Ich glaube, es herrscht die Vorstellung, dass politische Journalisten ihrer Kunst nicht viel opfern. Außer der Wahrheitsliebe. Aber das sind Banalitäten.«
    »Das finde ich nicht. Wir haben noch nie miteinander diskutiert.«
    »Na gut, vielleicht ist es nicht banal, aber ich habe jedenfalls keine Zeit dafür.« Die Revolution, dachte er, ist neuerdings voller streitsüchtiger Frauen. Diese weißhäutige Schönheit hier, die sich ein ganzes Repertoire an Manierismen ihres Mannes zu eigen gemacht hat; auch hört man von der tölpelhaften Eléonore Duplay erzählen, ja selbst von Dantons Kinderbraut. Äußerst unklug, fand er; man rettet seinen Kopf, indem man sich aus allem heraushält, und als Frauen könnten sie das problemlos tun. »Wie immer es sich auch erklären mag«, sagte er, »Ihr Mann konnte Barnave offenbar nicht in den Tod gehen lassen, ohne vorher noch mit ihm zu sprechen. Er ist in die Conciergerie gekommen, als Barnave gerade in den Schinderkarren steigen wollte. Ich war außer Hörweite und bin es tunlichst auch geblieben. Aber es ist mir nicht entgangen, dass die

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