Brüllbeton - Kriminalroman
jemand angesprochen?«
»Nee, weder noch. Ich hatte mit niemandem Kontakt«
Der Kriminalkommissar öffnete seine Akte. Obenauf lagen die Fotos, die Alfred gemacht hatte. Kroll reichte sie Mörtel rüber und fragte: »Und wer ist die Frau dort neben Ihnen? Das sind Sie doch, oder?«
Der Angesprochene legte die Bilder vor sich auf den Tisch, beugte sich vor und schien sie intensiv zu studieren. Er brauchte eine geraume Zeit für seine Antwort. »Ja, das bin ich. Aber die Frau kennâ ich nicht. Muss wohl zufällig meinen Weg gekreuzt haben.«
Kroll lieà das nicht gelten. »Das wäre dann ein äuÃerst merkwürdiger Zufall. Erstens kann man, wenn man die Bilder in der richtigen Reihenfolge nebeneinanderlegt, erkennen, dass Sie der Frau ganz offensichtlich gefolgt sind. Oder anders ausgedrückt: Sie haben sie regelrecht beschattet. Das kann auch der Mann bestätigen, der die Fotos geschossen hat. Und zweitens handelt es sich bei der Frau um Mirja Brandinger, die Sekretärin Ihres Chefs. Und im Ãbrigen können Sie auch sehen, dass die Frau den bewussten gelb-rot gestreiften Schal trägt.«
»Ja«, antwortete Mörtel in gedehntem Ton. »Jetzt, wo ich das alles zusammen sehe, fällt es mir wieder ein. Das, was ich da vorhin sagte wegen dem Schal und dem Aufheben, das war gar nicht im Baubüro. Das habe ich durcheinandergebracht. Das war ja in Landau. Da hatte eine Frau ihren Schal verloren. Ich habe das zufällig gesehen, habâ den Schal aufgehoben und bin ihr hinterhergelaufen, um ihn ihr wiederzugeben«.
»Ich sehe aber kein Foto, auf dem die Frau den Schal nicht trägt, beziehungsweise Sie ihn in der Hand halten.«
Mörtel mischte die Bilder zusammen und schob sie zu Kroll herüber. »Das kann ich Ihnen nicht erklären, Herr Kriminalrat. Da müssen Sie den Fotografen schon selber fragen.«
»Keine Angst, wir werden Sie beide noch einander gegenüberstellen. Dann wird sich das hoffentlich aufklären. Jetzt aber zurück zu meiner Frage, ob Sie sich in Landau mit jemandem getroffen haben. Wir wissen, dass Sie in einer kleinen Pension am Westring logiert haben.«
»Wenn Sie so gut über mich Bescheid wissen«, polterte Mörtel, »warum fragen Sie mich dann?«
»Weil wir alles noch genauer wissen möchten. Zum Beispiel, ob Sie Besucher in der Pension empfingen.«
Mörtel wurde es langsam ungemütlich. »Nee«, knurrte er. »Wie ich schon sagte. Ich war immer allein.
»Der Portier der Pension hat aber das Gegenteil behauptet. Und er hat Ihren Besucher sogar aufgrund von Fotos identifizieren können. Es handelte sich allem Anschein nach um Verdinand Müller.«
Jetzt begann Krolls Gegenüber, unruhig auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen. »Müller?«, knirschte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Mein Chef? â Ich sagte doch schon, dass ich persönlich nichts mit ihm zu tun hatte. Da muss sich der Portier wohl geirrt haben.«
»In Müllers Kalender haben wir für die fragliche Zeit einen Eintrag gefunden: âºMit Mörtel nach LDâ¹. Wie können Sie sich das erklären?«
»Woher soll ich wissen, was der Chef da eingetragen hat?« Mörtel verlor langsam die Beherrschung. Er schlug mit der Faust auf den Tisch. »Diese blöde Fragerei! LD könnte ja auch Lübeck-Dänischenburg bedeuten. Da haben wir nämlich einen Bauhof.«
»Die Firma unterhält aber auch eine Lagerhalle in Landau. Darüber laufen die Materiallieferungen nach Frankreich für die Aufträge im Zusammenhang mit der Tour de France. Wussten Sie das?«
»Nein, verdammt!«
»Dort lagert vor allem auch FB 67. Sie wissen aber wenigstens, was das ist?«
»Wollen Sie mich verarschen? Als Vorarbeiter weià ich das natürlich. Das ist die Bezeichnung für den Faserbeton, der die Firma so berühmt gemacht hat.«
»Und was ist, wenn hinter der Bezeichnung ein Querstrich Q steht?«
Mörtel war am Ende seiner Geduld. Er sprang wütend auf, sodass der protokollierende Beamte sofort hinter ihn hechtete und ihn festhielt. »Jetzt habe ich die Schnauze voll! Ich sagâ nichts mehr ohne meinen Anwalt!«
Kroll entgegnete ruhig. »Das zeugt zwar nicht unbedingt von Bereitschaft, an der Aufklärung des Falles Brandinger mitzuwirken. Aber das ist ja auch Ihr gutes Recht. Wir haben es hier nämlich nicht mit einem
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