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Brüllbeton - Kriminalroman

Brüllbeton - Kriminalroman

Titel: Brüllbeton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Vollendung seines 21. Lebensjahres und unter der Bedingung einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Vorher hat auch hier die Witwe die Verfügungsgewalt.«
    Kroll fand diese Mitteilung nicht besonders aufregend. Genießerisch nahm er eine zweite Schnitte Obstkuchen in Angriff.
    Hopfinger beachtete ihn nicht. Er war in seinem Element. »Und jetzt kommt’s, Chef. Nach umfangreichen Recherchen habe ich in etwa das Gesamtvermögen des Verstorbenen ermitteln können, Kapital, Immobilien, Geschäftswert der Firma usw. Außerdem existiert eine sehr hohe Lebensversicherung, die im Falle des natürlichen Todes an die Ehefrau ausgezahlt wird. Es kommt eine mehrfache Millionensumme heraus. Das heißt, Müllers Erben, allen voran die Witwe, darf sich in die illustre Liga der Millionäre einreihen.«
    Â»Ja, aber wie Sie sagten: Vorausgesetzt, er ist eines natürlichen Todes gestorben«, warf Kroll ein.
    Â»Dem Obduktionsbericht nach zu urteilen, ist er das ja auch. Und es lässt sich nicht von der Hand weisen, dass die Witwe die Gewinnerin in dem tödlichen Spiel ist.«
    Â»Solang diese merkwürdige Geschichte mit den eingetrichterten Dopingkapseln nicht geklärt ist, wäre ich da vorsichtig. Ich traue der Sache noch nicht so ganz. Vielleicht hat sich da jemand aus der Drogenszene dafür gerächt, dass ihm Müller in die Quere gekommen ist. Möglich wäre auch, dass sich jemand an Amelie rächen wollte, um ihr das Erbe zu vermasseln. Oder einfach nur Rache aus Eifersucht.«
    Kroll naschte die letzten Krümel von seinem Kuchenteller und lehnte sich zurück. Wieder streifte sein Blick über den Hof. Er sah vor seinem geistigen Auge Mirja und Kevin dort unten sitzen. »Ich werde das Gefühl nicht los, dass der Fall Brüllbeton immer noch nicht abgeschlossen ist, mein lieber Hopfinger, auch wenn dieser Zarewitsch kaltgestellt ist und auch, wenn die Indizien gegen unseren Freund Mörtel erdrückend sind. Da liegt noch etwas in der Luft – die Dopingkapseln gehen mir ständig im Kopf herum. Ich habe den Eindruck, dass wir noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben. Grigorij ist für mich noch ein zu unbeschriebenes Blatt. Und Amelie? Schwer einzuschätzen, welche Rolle sie spielt, das gebe ich zu. Außerdem haben wir noch die anderen beiden Musiker vom Streichquartett, Chantal und Mateo.«
    Der Kommissar schob seine Tasse und den Kuchenteller beiseite und winkte der Bedienung wegen der Rechnung zu. Da kam ihm eine Idee. »Wissen Sie was, Hopfinger? Ich werde morgen das Quartett im Tonstudio besuchen. Ich glaube, wenn ich ihnen bei ihren Proben zuschaue, kann ich mehr erfahren, als wenn Sie sich in Ihre Nachlassakten versenken.«

    *

    Das Tonstudio lag etwas abgelegen auf einem kleinen Hügel am nördlichen Stadtrand von Lübeck. Vom Büro aus hatte man einen schönen Blick in das ländliche Umland. Im Studiotrakt war davon nichts zu spüren. Fenster gab es nicht, und die Wände waren so schallisoliert, dass weder ein Geräusch nach innen noch ein Ton nach außen dringen konnte. Letzteres wäre zwar nicht so wichtig gewesen, weil sich ohnehin keine Wohnhäuser in der unmittelbaren Nachbarschaft befanden. Zweiteres war allerdings entscheidend, da die empfindlichen Mikrofone nur die reinen Musikklänge aufzeichnen sollten, nicht den Lärm der Trecker oder das Bimmeln der Kuhglocken.
    Kriminalhauptkommissar Kroll kannte sich zwar mit Mischpulten und Verstärkeranlagen aus, da er früher hin und wieder bei Bands als Sound-Engineer ausgeholfen hatte. Was er hier allerdings erblickte, als er den Regieraum betrat, verschlug ihm die Sprache. Eigentlich hatte er ein meterlanges Mischpult erwartet mit vielen Reglern, Drehknöpfen und Leuchtdioden. Das gab es zwar auch, es stand jedoch am Rand und wurde nur als gelegentliches Zwischenglied im Aufnahmeweg benutzt.
    In der Mitte vor den beiden wuchtigen Lautsprechern stand lediglich ein handelsüblicher PC, davor eine ganz schmale, kleine Keyboardtastatur. Das sollte die akustische Schaltzentrale für den Tonmeister sein? Kroll fragte ihn. Der erklärte, dass das riesige Mischpult noch aus dem längst ausgestorbenen analogen Zeitalter stammte. Heutzutage würde der gesamte Aufnahmeweg vom Mikrofon bis hin zum Lautsprecher nur auf digitaler Ebene ablaufen. Das Bild vom Tonmeister mit der Schere und den ›Schnürsenkelbändern‹ in der

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