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Brunetti 04 - Vendetta

Brunetti 04 - Vendetta

Titel: Brunetti 04 - Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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sich zu Hause vor den Fernseher gesetzt hätte.
    »Und wie war das mit der Schlägerei?«
    »Darauf komme ich gleich. Nach einer Viertelstunde oder so stand einer der Männer vom Spieltisch auf, und sie fragten mich, ob ich noch ein bißchen mitspielen wolle. Ich sagte nein, worauf der Mann, der am Tresen neben mir stand, hinging und ein paar Runden mitspielte. Dann kam der andere wieder zurück und bestellte sich am Tresen etwas zu trinken. Wir kamen ins Gespräch, und er fragte mich, ob ich eine Frau wolle.
    Ich habe ihm gesagt, daß ich mir keine kaufen muß, es laufen genug herum, die es umsonst gibt, und er sagte, was er mir besorgen könne, würde ich sonst nirgends kriegen.«
    »Und das war?«
    »Junge Mädchen, sehr junge Mädchen. Ich habe ihm gesagt, daß ich mich dafür nicht interessiere, daß mir Frauen lieber sind, und darauf hat er dann etwas Beleidigendes gesagt.«
    »Was?«
    »Daß er denke, ich sei wohl auch nicht an Frauen interessiert, und ich habe ihm geantwortet, daß mir Frauen, richtige Frauen, lieber sind als das, was er zu bieten hat. Darauf fing er an zu lachen und hat den Kartenspielern irgendwas zugerufen, auf Slawisch, glaube ich, und die haben alle gelacht. Da habe ich ihm eine reingehauen.«
    »Wir hatten Sie gebeten, uns Informationen aus dieser Bar zu liefern, nicht eine Schlägerei anzufangen«, sagte Brunetti, ohne seinen Unmut zu verhehlen.
    »Ich lasse mich nicht auslachen«, erwiderte Topa in dem verbissenen, wütenden Ton, an den Brunetti sich noch erinnerte.
    »Glauben Sie, er hat es ernst gemeint?«
    »Wer?«
    »Der Mann, der Ihnen die Mädchen angeboten hat.«
    »Keine Ahnung. Vielleicht. Er sah nicht aus wie ein Zuhälter, aber bei Slawen kann man das schlecht sagen.«
    »Würden Sie ihn wiedererkennen?«
    »Er hat eine gebrochene Nase, er dürfte leicht zu erkennen sein.«
    »Wissen Sie das genau?« fragte Brunetti.
    »Was?«
    »Das mit der Nase.«
    »Natürlich weiß ich das genau«, sagte Topa, wobei er die rechte Hand hochhielt. »Ich habe gefühlt, wie das Nasenbein gebrochen ist.«
    »Würden Sie ihn auf einem Foto erkennen?«
    »Ja.«
    »Gut, Sergente. Es ist zu spät, jetzt noch etwas zu unternehmen. Kommen Sie morgen vormittag vorbei, und sehen Sie sich die Fotos an, ob er vielleicht dabei ist.«
    »Ich dachte, Alvise wollte mich festnehmen.«
    Brunetti winkte unwirsch ab, als wollte er eine Fliege vor seinem Gesicht verjagen. »Vergessen Sie's.«
    »So wie dieser Kerl redet niemand mit mir«, sagte Topa trotzig.
    »Bis morgen vormittag, Sergente«, sagte Brunetti.
    Topa warf ihm einen Blick zu, der Brunetti an die Geschichte seiner letzten Festnahme erinnerte, stand auf und verließ das Büro, wobei er die Tür hinter sich offen ließ. Brunetti wartete volle zehn Minuten, bevor auch er ging. Draußen hatte es zu nieseln angefangen, der erste naßkalte Vorbote des Winters, aber die eisigen Tropfen in seinem Gesicht waren ihm eine willkommene Abkühlung, nachdem ihm so heiß geworden war vom Widerwillen gegen Topas Gesellschaft.

14
    Zwei Tage später, aber erst nachdem Brunetti sich gezwungen gesehen hatte, die Unterlagen mit einer richterlichen Verfügung von Giudice Vantuno anzufordern, stellte die venezianische Telecom-Niederlassung der Polizei eine Liste der Ortsgespräche zur Verfügung, die in den letzten sechs Monaten von Trevisans Privatanschluß und seinem Büro aus geführt worden waren. Wie Brunetti erwartet hatte, waren einige zur Pinetta-Bar darunter, wenn auch kein Schema erkennbar war. Er suchte aus der Liste der Ferngespräche die Daten und Uhrzeiten der Anrufe am Bahnhof von Padua heraus, aber zwischen diesen Anrufen und denen in der Bar in Mestre war kein Zusammenhang zu erkennen.
    Er legte die beiden Listen auf seinen Schreibtisch und betrachtete sie. Anders als bei den Ferngesprächen standen bei den Ortsgesprächen Namen und Adressen der Anschlußinhaber in einer rechten Spalte auf der über dreißig Seiten langen Liste. Er begann diese Spalte durchzulesen, gab es aber nach ein paar Minuten wieder auf.
    Schließlich nahm er die Blätter und ging damit die Treppe hinunter zu Signorina Elettra. Das Tischchen vor dem Fenster in ihrem Zimmer war offenbar neu, aber es stand noch dieselbe mundgeblasene Venini-Vase darauf, heute mit nichts besonders Edlem darin, wenn sich auch kaum etwas Fröhlicheres denken ließ als der Riesenstrauß Schwarzäugige Susannen.
    Passend dazu trug Signorina Elettra heute ein Tuch, dessen Farbschattierungen wohl den

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