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Brunetti 04 - Vendetta

Brunetti 04 - Vendetta

Titel: Brunetti 04 - Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Kennwort, das Unbefugten den Zugang zu unserem Computer verwehrt?«
    Sie zögerte eine Sekunde, bevor sie antwortete: »Ein Kennwort gibt es schon, aber sehr geheim ist es nicht.«
    »Wer kennt es?«
    »Das weiß ich nicht, aber es muß leicht herauszufinden sein.«
    »Und zu benutzen?«
    »Wahrscheinlich. «
    Brunetti zog es vor, diesen Gedanken nicht weiterzuverfolgen. »Dann wegen des Briefs?« fragte er in der Annahme, daß sie von Rondinis Bitte um einen Brief wußte.
    »Aber nein, Dottore. Den hätte ich ohne weiteres selbst für ihn schreiben können. Aber ich dachte, es wäre ganz gut, wenn er Sie kennenlernt, damit er sieht, daß Sie bereit sind, ihm in dieser Sache zu helfen.«
    »Für den Fall, daß wir wieder einmal Informationen von der Telecom brauchen?« fragte er, jetzt ganz ohne Ironie.
    »Genau«, sagte sie und lächelte hocherfreut, hatte der Commissario doch soeben zu begreifen begonnen, wie der Hase lief.

19
    Alle Gedanken an Signor Rondini wurden jedoch ausgelöscht durch die Nachricht, die Brunetti am nächsten Morgen halbrasiert aus dem Bad holte. Ubaldo Lotto, Bruder der Witwe Carlo Trevisans, war erschossen in seinem Auto gefunden worden, das in einer von der Autostrada zwischen Mestre und Mogliano Veneto abzweigenden Nebenstraße stand. Anscheinend waren drei Schüsse aus nächster Nähe auf ihn abgegeben worden, und zwar offenbar von jemandem, der neben ihm im Auto saß.
    Die Leiche war gegen fünf Uhr früh von einem Anwohner entdeckt worden, der wegen der von starkem nächtlichem Regen aufgeweichten Straße und des großen Wagens, der darauf parkte, langsam fahren mußte und im Vorbeifahren etwas sah, was ihm nicht gefiel: Der Fahrer hing über dem Lenkrad, und der Motor lief noch. Der Mann hatte angehalten, war zurückgegangen und hatte ins Wageninnere geschaut, und als er das Blut auf dem Vordersitz sah, hatte er die Polizei gerufen. Diese hatte nach ihrer Ankunft die Umgebung abgesperrt und sofort begonnen, nach Spuren des Täters oder der Täter zu suchen. Es gab Anzeichen dafür, daß hinter Lottos Auto ein zweiter Wagen gestanden hatte, aber jede Hoffnung, noch Abdrücke der Reifenspuren nehmen zu können, hatte der starke Herbstregen weggespült. Dem Polizisten, der als erster die Wagentür aufgemacht hatte, war richtig übel geworden von dem Geruch nach Blut, Fäkalien und noch etwas, das er für das After-shave des Opfers hielt, alles durcheinandergemischt und verstärkt durch die Wagenheizung, die während der Stunden, in denen Lotto in der Umarmung des Todes über seinem Steuer gehangen hatte, auf vollen Touren gelaufen war. Die Spurensicherung hatte das Gelände um den Wagen sorgfältig abgesucht und, nachdem man ihn in die Polizeigarage von Mestre geschleppt hatte, den Wagen selbst unter die Lupe genommen, um Fasern, Haare und andere Partikel sicherzustellen, die Auskunft über die Person geben mochten, die neben Lotto gesessen hatte, als er starb.
    Der Wagen war schon abgeschleppt, als Brunetti und Vianello in einem Streifenwagen der Polizei von Mestre an den Tatort kamen. Von ihrem Rücksitz aus sahen sie nur eine schmale Landstraße und Bäume, von denen es immer noch tropfte, obwohl der Regen bei Tagesanbruch aufgehört hatte. In der Polizeigarage fanden sie eine rotbraune Lancia-Limousine vor, den Fahrersitz voller Flecken, die allmählich die gleiche Farbe annahmen wie der Lack. Und im Leichenschauhaus trafen sie den Mann, der zur Identifizierung des Toten herbeigerufen worden war, nämlich Salvatore Martucci, den überlebenden Teilhaber der Anwaltskanzlei Trevisan. Ein Aufblitzen in Vianellos Augen und eine leichte Kopfbewegung in Martuccis Richtung sagten Brunetti, daß es der Mann war, mit dem Vianello bereits gesprochen hatte, derselbe, der nach Trevisans Ermordung so wenig Trauer an den Tag gelegt hatte.
    Martucci war zwar schlank und drahtig, aber größer als die meisten Süditaliener, und sein Haar, das er kürzer trug, als es die derzeitige Mode gebot, war rötlichblond: Beides zusammengenommen ließ ihn als späten Nachfahren der Normannenhorden erscheinen, die generationenlang die Insel überschwemmt hatten und deren Erbe man noch jetzt, Jahrhunderte später, in den durchdringenden grünen Augen vieler Sizilianer sah und in den vereinzelten französischen Ausdrücken in ihrem Dialekt hörte.
    Als Vianello und Brunetti hinkamen, wurde Martucci gerade aus dem Raum geführt, in dem die Leichen aufbewahrt wurden. Beide hatten den Eindruck, daß nicht viel

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