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Brunetti 04 - Vendetta

Brunetti 04 - Vendetta

Titel: Brunetti 04 - Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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füllte die schlanken Gläser rechts neben ihren Tellern und reichte die Flasche dann an einen Ober weiter, der hinter ihm erschien.
    »Haben Sie schon gewählt, Capitano?« fragte er.
    »Ich nehme fettuccine mit Trüffeln«, sagte della Corte. Brunetti nickte bestätigend. »Und dann die Ente.« Brunetti nickte wieder.
    »Ich würde Ihnen dazu Merlot del Piave empfehlen«, sagte der Besitzer. Als della Corte nickte, entfernte er sich mit einer angedeuteten Verbeugung rückwärts von ihrem Tisch.
    Della Corte nahm sein Glas und nippte an dem perlenden Wein. Brunetti tat es ihm nach. Bis der erste Gang kam, redeten die beiden Männer über vieles und nichts. Della Corte erklärte, daß die jüngsten Wahlen wahrscheinlich zu einer kompletten Umbesetzung bei der Paduaner Polizei fuhren würden, zumindest in den oberen Rängen.
    Brunetti dachte an sein eigenes erbärmliches Verhalten bei der letzten Bürgermeisterwahl in Venedig und schwieg. Beide Kandidaten hatten ihm nicht zugesagt - weder der Philosoph ohne Regierungserfahrung, vorgeschlagen von den Exkommunisten, noch der von der Lega aufgestellte Geschäftsmann -, und so hatte er die Wahlkabine wieder verlassen, ohne seine Stimme abgegeben zu haben, was er Paola aber nie gebeichtet hatte, die so glücklich über den Sieg des Philosophen war, daß sie ganz zu fragen vergaß, wen ihr Mann denn gewählt habe. Vielleicht würden ja alle diese Neuwahlen einmal einen allmählichen Wandel erzwingen. Brunetti hatte seine Zweifel, denn schon zu lange hatte er mit Regierung und Regierenden zu tun, um noch daran zu glauben, daß irgendeine Veränderung einmal mehr als nur kosmetischer Art sein würde.
    Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Tisch und den butterglänzenden fettuccine zu. Der Besitzer erschien, in der einen Hand einen weißen Teller mit einer kleinen Trüffel, in der anderen eine Reibe aus Edelstahl. Er stellte den Teller ab, beugte sich über della Cortes Teller und schabte etwas von der Trüffel darauf, richtete sich auf, beugte sich dann über Brunettis Teller und tat dasselbe. Modriger Waldgeruch stieg von den noch dampf enden fettuccine auf und hüllte nicht nur die drei Männer ein, sondern ihre ganze Umgebung. Brunetti wickelte die ersten fettuccine auf seine Gabel und begann zu essen, genoß in vollen Zügen die perfekt gekochten Bandnudeln mit Butter und den würzigen, berauschenden Geschmack der Trüffel.
    Della Corte schien ein Mann zu sein, der sich das Essen nicht mit Reden verdarb, und so sprachen sie wenig, bis ihr Mahl beendet war - die Ente fast so gut wie die Trüffel und für Brunetti gab es nichts Köstlicheres als Trüffel -, und beide ein Gläschen Calvados vor sich stehen hatten.
    In dem Moment trat ein kleiner Mann mit dem Bauch des fröhlichen Essers an ihren Tisch. Er trug das gleiche weiße Jackett mit schwarzem Kummerbund wie ihr Ober.
    »Signor Germani sagt, Sie möchten mich sprechen, Capitano.«
    »Waren Sie der Anrufer heute vormittag?« fragte della Corte, indem er einen Stuhl zurechtschob und dem Mann bedeutete, sich zu ihnen zu setzen.
    Der Kellner zog den Stuhl noch ein Stückchen weiter heraus, um Platz für seinen beachtlichen Bauch zu schaffen, und setzte sich. »Ja, das war ich.«
    »Ich möchte gern, daß Sie für meinen Kollegen hier noch einmal wiederholen, was Sie mir gesagt haben«, sagte della Corte mit einem Kopfnicken in Brunettis Richtung.
    Der Mann sah della Corte an und begann: »Wie ich Ihnen am Telefon schon sagte, Capitano, ich habe ihn zuerst nicht erkannt, als ich das Bild in der Zeitung sah. Aber als der Friseur mir dann die Haare schnitt, ist mir wieder eingefallen, wer er war, einfach aus heiterem Himmel. Daraufhin habe ich bei der Polizei angerufen.«
    Della Corte nickte lächelnd, wie um dem Kellner zu seinem staatsbürgerlichen Verantwortungsbewußtsein zu gratulieren. »Sprechen Sie weiter«, sagte er.
    »Ich glaube nicht, daß ich Ihnen noch viel mehr sagen kann als heute morgen, Capitano. Er war mit einer Frau zusammen. Ich habe sie Ihnen ja schon am Telefon beschrieben.«
    Della Corte fragte: »Könnten Sie das bitte auch noch einmal wiederholen?«
    »Sie war groß, so groß wie er. Helle Augen, heller Teint, auch helles Haar, nicht blond, aber fast. Es war dieselbe, mit der er schon früher mal hier war.«
    »Wann war das?« wollte della Corte wissen.
    »Einmal vor ungefähr einem Monat, und einmal im Sommer, ich weiß nicht mehr, wann. Ich erinnere mich nur noch, daß es heiß war und sie ein

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