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Brunetti 04 - Vendetta

Brunetti 04 - Vendetta

Titel: Brunetti 04 - Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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sondern der Mittler, über den es an die unteren Ränge weitergegeben werden sollte. »Ihr Sergente«, erklärte Patta, nachdem er Brunetti geheißen hatte, Platz zu nehmen.
    »Vianello?«
    »Ja.«
    »Was hat er Ihrer Meinung nach getan?« erkundigte sich Brunetti, doch erst nachdem die Frage ausgesprochen war, wurde ihm die Skepsis bewußt, die darin lag.
    Patta hatte sie nicht überhört. »Meiner Meinung nach ist er gegen einen unserer poliziotti ausfällig geworden.«
    »Riverre?« fragte Brunetti.
    »Sie haben also davon gehört und nichts unternommen?« fragte Patta.
    »Nein, ich habe nichts gehört. Aber wenn es einen gibt, der Ausfälligkeiten verdient, dann ist es Riverre.«
    Patta hob beide Hände, um seinen großen Unmut zu demonstrieren. »Ich habe eine Beschwerde von einem unserer Offiziere bekommen.«
    »Tenente Scarpa?« fragte Brunetti, ohne daß es ihm gelang, seine Abneigung gegen diesen Sizilianer zu verbergen, der mit dem Vice-Questore, seinem padrone, nach Venedig gekommen war und ihm nicht nur als Adjutant, sondern auch als Spion diente.
    »Wer die Beschwerde vorgetragen hat, ist unwichtig. Wichtig ist, daß sie vorgetragen wurde.«
    »War es eine offizielle Beschwerde?« fragte Brunetti.
    »Das tut nichts zur Sache«, versetzte Patta ungehalten. Bei Patta tat alles, was er nicht hören wollte, nichts zur Sache, mochte es noch so wahr sein. »Ich will keinen Ärger mit den Gewerkschaften. Die dulden so etwas nicht.«
    Brunetti, angewidert von diesem jüngsten Beweis für Pattas Feigheit, hätte um ein Haar gefragt, ob es denn irgend etwas gab, wovor der Vice-Questore nicht auf die Knie ging, aber er hielt wieder einmal an sich, hütete sich vor des Narren Wut und sagte statt dessen: »Ich werde mit ihnen reden.«
    »Mit ihnen?«
    »Mit Tenente Scarpa, Sergente Vianello und Agente Riverre.«
    Patta wollte schon zum Protest anheben, aber dann schien ihm aufzugehen, daß damit das Problem wenn gleich nicht gelöst, so doch wenigstens von seiner Schulter war, weshalb er statt dessen fragte: »Wie steht der Fall Trevisan?«
    »Wir arbeiten daran, Vice-Questore.«
    »Fortschritte?«
    »Kaum.« Zumindest keine, die er mit Patta besprechen wollte.
    »Gut, dann kümmern Sie sich um die Sache mit Vianello. Und halten Sie mich auf dem laufenden.« Patta wandte sich wieder den Papieren auf seinem Schreibtisch zu, was seine Art war, den anderen höflich zu entlassen.
    Da Signorina Elettra noch nicht wieder an ihrem Platz war, ging Brunetti weiter hinunter zu Vianello und traf den Sergente bei der Lektüre des Gazzettino an.
    »Scarpa?« fragte Brunetti beim Eintreten.
    Vianello knüllte die Zeitung zusammen und preßte sie mit einer nicht druckreifen Bemerkung über Scarpas Mutter auf seinen Schreibtisch.
    »Was gab's denn?«
    Vianello begann mit einer Hand die Zeitung wieder glattzustreichen. »Ich hatte gerade eine Unterredung mit Riverre, als Scarpa dazukam.«
    »Unterredung?«
    Vianello zuckte die Achseln. »Riverre wußte, was ich meinte, und er wußte auch, daß er Ihnen den Namen dieser Frau schon früher hätte geben sollen. Das sagte ich ihm gerade, als der Tenente hereinkam. Er fand es nicht gut, wie ich mit Riverre sprach.«
    »Was haben Sie denn gesagt?«
    Vianello faltete die Zeitung einmal, und noch einmal, und schob sie zur Seite. »Daß er ein Idiot ist.«
    Brunetti, der wußte, daß es so war, fand daran nichts auszusetzen.
    »Und was hat er dazu gesagt?«
    »Wer, Riverre?«
    »Nein, Scarpa.«
    »Er hat gemeint, so dürfe ich nicht mit meinen Untergebenen reden.«
    »Noch etwas?«
    Vianello antwortete nicht.
    »Hat er noch etwas gesagt, Sergente?«
    Noch immer keine Antwort.
    »Haben Sie etwas zu ihm gesagt?«
    Vianellos Ton klang abwehrend. »Ich habe ihm gesagt, das ist eine Sache zwischen mir und einem meiner Leute und betrifft ihn nicht.«
    Brunetti wußte, daß er keine Zeit damit vertun mußte, Vianello zu erklären, wie dumm das von ihm war. »Und Riverre?« fragte er.
    »Ach, der war schon bei mir und hat mir gesagt, soweit er sich erinnern kann, habe ich ihm gerade einen Witz erzählt. Über einen Sizilianer.« Hier erlaubte Vianello sich den Anflug eines Lächelns. »Wie Riverre sich jetzt an den Vorfall erinnert, kam der Tenente genau in dem Moment herein, als ich die Pointe zum besten gab, nämlich wie dumm der Sizilianer war, und das hat der Tenente nicht verstanden, weil wir Dialekt sprachen, und gedacht, ich hätte Riverre gemeint.«
    »Na, dann scheint das ja erledigt«,

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