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Brunetti 05 - Acqua alta

Brunetti 05 - Acqua alta

Titel: Brunetti 05 - Acqua alta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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im Schnee sah oder plötzliches Flügelschlagen hörte? Murino und sein stiller Teilhaber. Murino und seine Reisen zu Orten, von denen so viele gestohlene Kunstobjekte den Weg in die Hände reicher Sammler im Westen fanden. La Capra und seine Einkäufe bei Sotheby's, seine Reisen in den Orient und den Nahen Osten. Und Semenzato, dessen Leben durch ein solches Kunstobjekt beendet worden war. Die Wege dieser drei Männer kreuzten sich immer wieder, und Brunetti hatte den Verdacht, daß der Grund dafür in ihrem gemeinsamen Interesse an Dingen von großer Schönheit und noch höherem Geldwert lag.
    Er fand, er mußte nach unten gehen und Signorina Elettra persönlich danken. Die Tür zu ihrem Büro stand offen, und sie saß hinter ihrem Schreibtisch am Computer und tippte, den Kopf leicht zur Seite gedreht, um auf den Bildschirm sehen zu können. Er stellte fest, daß die Blumen heute rote Rosen waren, mindestens zwei Dutzend, Blumen der Liebe und Sehnsucht.
    Sie bemerkte ihn, blickte zu ihm auf, lächelte und hörte zu tippen auf. »Buon giorno, Commissario«, sagte sie. »Kann ich etwas für Sie tun?«
    »Ich wollte Ihnen danken, bravissima Elettra.«, sagte er. »Für die Unterlagen, die Sie mir auf den Schreibtisch gelegt haben.«
    Sie lächelte, als er sie beim Vornamen nannte, was sie als Zeichen der Hochachtung verstand, nicht als Dreistigkeit. »Oh, gern geschehen. Interessante Zufälle, nicht wahr?« fragte sie, ohne ihre Genugtuung darüber zu verbergen, daß sie darauf gestoßen war.
    »Ja. Wie steht's mit den Telefonaten? Haben Sie die auch?«
    »Die werden gerade daraufhin geprüft, wie oft die Herren einander angerufen haben. Eine Aufstellung der Gespräche, die von Signor La Capras Anschluß in Palermo aus geführt wurden, liegt vor, ebenso von dem Telefon- und Faxanschluß, den er sich hier hat legen lassen. Ich habe gebeten, besonders auf Anrufe zu achten, die von Semenzatos Dienst- oder Privatanschluß kamen, aber das dauert etwas länger und geht wahrscheinlich nicht vor morgen. Bei Murino ebenso.«
    »Verdanken wir das alles Ihrem Freund Giorgio bei der Telecom?« fragte Brunetti.
    »Nein, der ist bei irgendeiner Fortbildung in Rom. Ich habe einfach angerufen und gesagt, Vice-Questore Patta braucht die Informationen so schnell wie möglich.«
    »Hat man Sie nicht gefragt, wozu?«
    »Natürlich, Commissario. Sie würden doch sicher nicht wollen, daß die Telecom solche Informationen ohne entsprechende Ermächtigung herausgibt, oder?«
    »Nein, selbstverständlich nicht. Und was haben Sie denen erzählt?«
    »Daß es vertraulich ist. Eine Staatsangelegenheit. Dann arbeiten sie schneller.«
    »Und wenn der Vice-Questore davon erfährt? Wenn die ihm gegenüber erwähnen, daß Sie seinen Namen benutzt haben?«
    Ihr Lächeln wurde noch herzlicher. »Oh, ich habe gesagt, er müsse jedes Wissen darüber leugnen und hätte es nicht gern, wenn man es ihm gegenüber erwähnte. Außerdem steht zu befürchten, daß so etwas zu deren Alltag gehört, ich meine, private Telefonanschlüsse zu kontrollieren und die Anrufe von Leuten festzuhalten.«
    »Ja, das fürchte ich auch«, stimmte Brunetti zu. Er fürchtete außerdem, daß festgehalten wurde, was manche Leute bei solchen Telefongesprächen sagten, Ausfluß einer Paranoia, die er wahrscheinlich mit einem großen Teil der Bevölkerung teilte, aber er verzichtete darauf, das gegenüber Signorina Elettra zu erwähnen. Statt dessen fragte er: »Besteht die Chance, sie heute noch zu bekommen?«
    »Ich rufe gleich mal an. Vielleicht bis heute nachmittag.«
    »Würden Sie mir die Listen raufbringen, wenn sie da sind, Signorina?«
    »Natürlich«, antwortete sie und wandte sich wieder ihrer Tastatur zu.
    Brunetti machte einen Schritt zur Tür, glaubte sich dann aber die Vertrautheit der letzten paar Minuten vielleicht zunutze machen zu können, drehte sich noch einmal um und sagte: »Signorina, ich hätte schon immer gern gewußt, warum Sie sich entschieden haben, zu uns zu kommen. Nicht jeder würde eine Stellung bei der Banca d'Italia aufgeben.«
    Sie hielt im Tippen inne, ließ aber die Finger auf der Tastatur. »Ach, ich wollte einfach mal etwas anderes machen«, sagte sie leichthin und nahm ihre Tipperei wieder auf.
    Und die Erde ist eine Scheibe, dachte Brunetti, als er wieder in sein eigenes Zimmer hinaufging. Die Hitze war in seiner Abwesenheit tropisch geworden, darum öffnete er für ein paar Minuten die Fenster, aber nur einen Spalt, damit es nicht

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