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Brunetti 07 - Nobiltà

Brunetti 07 - Nobiltà

Titel: Brunetti 07 - Nobiltà Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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fanden. Jeder bestellte sich ein großes Glas Mineralwasser, danach noch eines. Keinem von beiden stand der Sinn nach Alkohol, und beide wandten den Blick von den schlaffen Sandwiches ab, die sich in einem Glaskasten neben dem Tresen stapelten.
    »Gehen Sie nach Hause, Lorenzo«, sagte Brunetti schließlich. »Wir können nichts mehr tun. Jedenfalls nicht heute abend.«
    »Der arme Mann«, sagte Vianello, während er in seiner Tasche kramte und ein paar Tausendlirescheine auf den Tresen legte. »Und die Frau. Wie alt mag sie sein? Noch nicht weit über fünfzig. Sieht aber aus wie siebzig. Oder noch älter. Das wird sie umbringen.«
    Brunetti nickte betrübt. »Vielleicht kann er ja etwas machen.«
    »Wer? Lorenzoni?«
    Brunetti nickte erneut, sagte aber nichts weiter.
    Zusammen verließen sie die Bar, ohne den Abschiedsgruß des padrone zu erwidern. Am Rialto sagte Vianello gute Nacht und ging zum Anleger, um ein Boot in Richtung Castello und nach Hause zu erwischen. Das traghetto hatte den Betrieb um sieben Uhr eingestellt, so dass Brunetti nichts anderes übrig blieb, als zur Brücke und auf der anderen Seite des Canal Grande wieder zurück zu gehen, um nach Hause zu kommen.
    Der Anblick von Maurizios Leiche und die schrecklichen Zeugnisse von der Art seines Todes an der Wand hinter ihm verfolgten Brunetti durch die Gassen bis zu seinem Haus und die Treppe hinauf zur Wohnungstür. Drinnen hörte er den Fernseher laufen: Seine Familie sah sich eine Polizeiserie an, die sie jede Woche verfolgte, normalerweise mit ihm zusammen, der sie dann von seinem Stammsessel aus auf die Fehler und Unstimmigkeiten aufmerksam machte.
    »Ciao papà«, hörte er zweistimmig rufen und zwang sich zu einer freundlichen Erwiderung.
    Chiaras Kopf erschien an der Tür zum Wohnzimmer. »Hast du schon gegessen, papà?«
    »Ja, Engelchen«, log er, während er sein Jackett aufhängte und ihr dabei mit Bedacht den Rücken zukehrte. Sie blieb einen Augenblick stehen, bevor sie sich wieder ins Zimmer verzog. Gleich darauf erschien Paola in der Tür und streckte ihm eine Hand entgegen. »Was ist los, Guido?« fragte sie mit vor Angst rauer Stimme.
    Er blieb an der Garderobe stehen und fummelte in seiner Jackentasche herum, als suchte er etwas. Sie legte ihm den Arm um die Taille.
    »Was hat Chiara denn gesagt?« brachte er schließlich heraus.
    »Dass du etwas Entsetzliches erlebt haben musst.« Sie zog seine geschäftigen Hände von der sinnlosen Suche in den Taschen seines Jacketts fort. »Was war denn?« fragte sie, wobei sie seine Hand an ihre Lippen hob und sie küsste »Ich kann jetzt nicht darüber reden«, sagte er.
    Sie nickte nur. Dann führte sie ihn, immer noch seine Hände haltend, nach hinten in ihr Schlafzimmer. »Komm, Guido, geh zu Bett. Leg dich schon mal hin, und ich bringe dir eine tisana.«
    »Ich kann nicht darüber reden, Paola«, sagte er noch einmal.
    Ihr Gesicht blieb ernst. »Das will ich ja auch gar nicht, Guido. Ich möchte nur, dass du ins Bett gehst, etwas Warmes trinkst und schläfst.«
    »Ja«, sagte er, und wieder holte ihn dieses seltsame Gefühl der Unwirklichkeit ein. Später, als er ausgezogen war und unter der Bettdecke lag, trank er den Kräutertee - Linde mit Honig - und hielt Paolas Hand, oder sie die seine, bis er einschlief.
    Er hatte eine ruhige Nacht, wachte nur zweimal auf und fühlte Paolas Arme um sich und ihre Schulter unter seinem Kopf.
    Beide Male wurde er nicht richtig wach, sondern schlief gleich wieder ein, wenn sie ihn auf die Stirn küsste und ihm das tröstliche Gefühl gab, dass sie da war und über ihn wachte.
    Am nächsten Morgen, nachdem die Kinder zur Schule gegangen waren, erzählte er ihr einen Teil von dem, was geschehen war. Sie hörte sich seine redigierte Fassung an, stellte keine Zwischenfragen, trank ihren Kaffee und beobachtete sein Gesicht beim Sprechen.
    Als er fertig war, fragte sie: »Ist es damit zu Ende?« Brunetti schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Da sind immer noch die Entführer.«
    »Aber wenn der Neffe sie engagiert hat, dann ist doch er der eigentlich Schuldige.«
    »Das ist es ja gerade«, meinte Brunetti.
    »Wie?« fragte Paola, die ihm nicht ganz folgen konnte.
    »Wenn er sie engagiert hat.«
    Sie, kannte ihn zu gut, um Worte oder Zeit mit der Nachfrage zu verschwenden, wie er das meine. »Hmm«, machte sie nur, nippte an ihrem Kaffee und wartete.
    »Es stimmt irgendwie nicht«, sagte Brunetti endlich. »Der Neffe schien mir zu so etwas nicht

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